alpinclub

Erdbeben in Pakistan
Hilfsaktion von Alpinclub und Bergwacht Sächsische Schweiz

Begwacht

Projekt: Wiederaufbau der Grundschule von Sakargah Teil 4: 1.5. - 31.5.2006

Link zum vorangegangenen Bericht Teil 3: 7.4. - 24.4.2006

Team vor Ort: Haike Lieder, Jens Sommerfeldt

1.-2.5. - 2 Tage im tropischen Islamabad

Islamabad RegierungsviertelDer zweite Tag in Pakistan ist geschafft. Es ist sicher nicht das wichtigste, aber wir sind bei 5 Grad in Berlin gestartet und hier sind jetzt tropische 40 Grad. Das ist eigentlich schon wieder zu warm. Wir sind richtig froh, dass es morgen ins Gebirge geht. Dort ist es dann nicht mehr ganz so heiß. Nun ein kurzer Abriß zu den ersten beiden Tagen. Wir, dass sind Haike Lieder aus Altenburg und Jens Sommerfeldt aus Pirna, sind gestern Morgen 7.00 Uhr mit Quartar Airlines in Islamabad, gut gelandet. Ich bin nun schon zum 4. Einsatz in Pakistan und Haike wird sich in den nächsten Tagebucheintrag selber vorstellen.
Unsere Aufgabe ist es mit der ERRA (zentrale Wiederaufbaubehörde) den finalen Startschuß zum Rohbaubeginn zu geben. Der erste Schritt dazu ist gemacht. Wir haben die Planungsunterlagen, die Marcus Goldhahn und das gesamte ACS-Team erarbeitet haben an die ERRA übergeben. Die Bestätigung soll bis kommenden Dienstag erfolgen. Da unsere Pläne wirklich gut sind, denke ich, dass sich nicht mehr viel ändern wird. Wir werden also morgen nach Sakargah fahren. Dort werden dann die Fundamente angelegt und mit den Schachtarbeiten begonnen.
Mit den Betonarbeiten müssen wir aber noch auf das OK der ERRA warten. Wir werden bis dahin weiter Betonsteine produzieren und Kies gewinnen. Außerdem werden wir einen Betonmischer kaufen. Den nach Sakargah zu bekommen wird eine riesige Aufgabe. Aber es lohnt sich, den wir möchten, dass außer zum Schulbau der Mischer auch von den Dorfbewohnern für den Neubau ihrer Häuser genutzt werden kann. Außerdem haben wir hier noch weitere wichtige Werkzeuge gekauft. Eigentlich bekommt man hier alles, man muß nur wissen wo. So sind die 2 Tage schnell vorbei gegangen und ich freue mich schon Jehangier und Karim in Sakargah wiederzusehen.

3.4. Fahrt nach Besham

Am Vormittag haben wir noch in Rawalpindi den schon erwähnten Kauf des Betonmischers perfekt gemacht. Wir wissen zwar noch nicht recht wie wir den bis zur hoch in den Bergen gelegenen Schulbaustelle bekommen, aber mit der Muskelkraft vieler Männer muß das irgendwie gelingen. Die Fahrt auf dem Karakorum-Highway nach Besham verlief relativ reibungslos, nur durch die Besorgungen am Morgen kamen wir erst spät in der Nacht in Besham an.

4.4. Wieder bei Freunden

Am nächsten Morgen ging es gleich zu den Handwerkern im Besham. Wir lassen Schaufeln und Betonkellen bauen. Hier gibt es nur spitze Schaufeln und runde Kellen. Es war aber gut dass ich Musterexemplare im Flieger mitgeschleppt habe. Nachbau ist eine Spezialität der Pakistaner. Mal sehen ob sich das deutsche Werkzeug durchsetzt.
Am Nachmittag sind wir dann nach Sakargah hoch gefahren. Für die Auslastung des Pickup haben wir gleich noch 20 50-Kilo-Säcke Zement mitgenommen. Der Preis liegt bei 5 Euro für den Zentner. Durch die rege Bautätigkeit sind die Preise ganz schön gestiegen. Im Moment sind sie aber stabil.
KinderDie Begrüßung in Sakargah war überaus herzlich. Jens! Jens! hallte es durch das Tal. Vor allem die Kinder riefen schon von weitem meinen Namen und winkten freudig. Die Männer umarmten mich sehr herzlich. Wir sind willkommen in "unserem" Dorf. Heute haben wir noch die Baustelle besichtigt und erste Absprachen getroffen. Nun ist es schon wieder finster und wir müssen uns noch häuslich einrichten.
Haike hat der obligatorische Durchfall erwischt, aber das ist beim ersten Mal Pakistan wohl normal und legt sich schnell wieder. Ich habe das Gefühl, dass ich nur mal kurz weg war. Zuhause bin ich nie wirklich angekommen. Die drei Wochen waren halt zu kurz und über Ostern hatte ich ja noch Bergwacht-Dienst im Bielatal. Aber es ist schön hier zu sein und ein wichtige Aufgabe zu haben! Ein bißchen gehöre ich irgendwie schon zum Dorf. Das ist für Fremde hier nicht selbstverständlich, aber ein gutes Gefühl.
Jens Sommerfeldt

5.5. - Der 2. Abend im Camp

Wir sitzen im Lager und Jens hat gerade eine Frau und ein Kind medizinisch versorgt. Frauen sind hier selten zu sehen; außer Haus erledigen sie nur das Notwendigste. Jens hofft, dass die Frauen durch meine Anwesenheit seine medizinische Hilfe nun verstärkter annehmen werden. Ich bin die Mittelsperson und aus den, mit den Schleiern zuverlässig vor allen Männern verdeckten Gesichtern, erreicht mich so manches Lächeln oder manchmal auch offenherziges Lachen. Aber wie versprochen, möchte ich mich zu Anfangs kurz vorstellen: Ich bin Vermessungsingenieur, 42 Jahre, und werde hier in Sakargah wohl eine Gradwanderung gehen müssen: Anfangs durch gebührende Zurückhaltung den entsprechenden Respekt der Männer des Dorfes erlangen, um danach auch bei Abwesenheit von Jens allein mit den Arbeitern auf der Baustelle zurechtzukommen.
Schon morgen werden Jens und Amir nach Besham fahren, um weiteres Material zu kaufen. Aber noch ist Jehangir da, der aber auch bald in Urlaub geht. Deswegen haben sich heute die Arbeiter während meiner Aufenthalte auf der Baustelle erst einmal an meine Anwesenheit gewöhnen können. Wir haben den künftigen Bauplatz grob vermessen; wegen der extremen Hanglange des Dorfes und vieler Ruinen gab es nicht viele Möglichkeiten der Bebauung. Momentan befinden sich auf der gesamten Grundfläche große Steine und eine Betonsäule, die noch abgetragen werden müssen.
Die werden wir von der Armee einfach wegsprengen lassen. Jedenfalls reicht der Platz aus, wenn auch knapp. So muß dann später entsprechend die Stützmauer unterhalb der Schule angepaßt werden. Das wird aber gut möglich sein, da sich unterhalb der Schule ein Weg befindet.
Noch einige Sätze zu meiner Anreise: Da wir meist bei Tageslicht fuhren, konnte ich die immensen Auswirkungen des Bebens deutlich spüren. Das Leben hat überall wieder seine Wege gefunden. In den Städten scheint wieder alles zu funktionieren; die Straßen sind voller Menschen und das Beben scheint im Alltag in den Hintergrund zu treten. Doch die Auswirkungen sind überall zu sehen, z.B. nähte ein Mann an seiner Nähmaschine in seinem Haus mit fehlender Wand im 1. Obergeschoß. Die Dörfer wirkten auf mich wie Geisterstädte. Fast alle Häuser sind verlassen, daneben stehen Zelte, in denen die Menschen noch immer wegen der Nachbeben wohnen. Die Gräber liegen oft entlang der Straße mitten im Dorf.
Haike Lieder

6.5. - Sommer im Allai Tal

Das Wetter ist hier nun richtig schön. Reichliche 30 Grad in der Mittagszeit und so um die 20 abends und in der Nacht. Aus diesem Grund haben die Arbeiter mit unser Einverständnis die Arbeitszeit noch einmal verändert. Wir starten 6 Uhr und 13.30 Uhr ist Feierabend. Danach wird es einfach zu heiß.
Für das Feuchthalten der Betonsteine bis zum Abbinden verbrauchen wir somit auch viel Wasser. Für diesen Job muß auch einer bis 4 bleiben, denn dann verschwindet die Sonne hinter dem großen Berg.
ZementsaeckeIch war mit Amir heute noch mal in Besham. Die Zementlieferung mußte ausgehandelt werden und Werkzeug war auch noch zu beschaffen. Wir verbrauchen täglich mehr aus eine halbe Tonne Zement. Im Besham haben wir nun vereinbart, dass wir aller 2 Tage eine Lieferung direkt nach Sakargah erhalten, da muß nicht jedes mal von uns jemand runter nach Besham fahren um Nachschub zu besorgen. Werkzeug ist zwar alles recht billig, aber die Qualität ist schlecht. Unsere Schubkarre ist ein Büchsenblech-Import aus China. Sie ist aber noch besser als die Eigenkreationen der Schlosser in Besham. Überhaupt bauen die Pakistaner sehr viel selber nach. Die Qualität ist nicht viel schlechter als das chinesische Material von dem der Markt hier ziemlich überschwemmt wird.
Raubkopien? Wir haben uns das zu Nutze gemacht und die deutsche Musterschaufel nachbauen lassen. Sieht ein bißchen komisch aus ist aber brauchbar. Nur lange Schaufelstiele waren nicht zu beschaffen. Das lassen wir dann hier oben in Sakargah einen Zimmermann machen. Aus Stahlblech wird hier sehr viel zusammengeschweißt. Auch komplette Fenster und heute haben wir auch noch ein Haus aus Stahlprofilen gesehen. Erdbebensicher ist das bestimmt, aber der Rost? Wir erleben hier täglich neues und eine Vielzahl an Eindrücken. Aber Priorität hat der Schulbau.
Ich hatte in Besham noch ein zufälliges Treffen mit einem Deutschen von der Welthungerhilfe. Die haben ein Büro in Battagram und er will im Allai Tal (das ist das große Haupttal, von dem das Sakarga-Tal abzweigt) Saatgut und Gartenwerkzeuge verteilen.
Als wir am späten Nachmittag nach Sakargah kamen war er auch schon da, um sich erst einmal einen Eindruck zu verschaffen. Er fragte mich, wann ich wieder runtern fahre würde. Als ich ihm erklärte. dass wir hier oben wohnen, konnte er es überhaupt nicht fassen.
Jens Sommerfeldt

7. 5. - Schulbesichtigung in Kohistan
Betonsteine

Auf unserer Baustelle stapeln sich jetzt über 3000 Betonsteine. Es geht also voran. Da nun schon zeitig Feierabend ist, folgten wir der Einladung eines Lehrers aus Sakargah, der jetzt in Kohistan unterichtet, zu einer Besichtigung der Schule in Saifa (Kohistan). Die Grenze zu dem anderen Distrikt ist nur 500m entfernt. Aber der ganze Ort liegt an einem sehr steilen Hang ca. 600 Höhenmeter über uns.
Wir wurden ja schon von einigen Seiten gewarnt, dass die Menschen dort alle Waffen tragen und überhaupt böse sind. Ich hab nun schon etwas mehr Erfahrung in diesem Land und wir haben gute vertrauensvolle lokale Begleiter, so dass unsere Neugier stärker war.
Gleich zum Anfang, auch diesen Paschtunen ist die Gastfreundschaft ein verbrieftes Gebot und Herzenssache. Wir bekamen das immer wieder zu spüren. Natürlich muß man sich auch als ein Gast bewegen. Respekt vor der anderen Kultur und Religion ist die Vorausetzung.
Es ging also bergan: 600 Höhenmeter über steile staubige Pfade in der prallen Sonne. Wir besuchten die vorhanden Grundschulen für Jungen und Mädchen und auch noch die Religionsschule Immer wieder Tee und beeindruckende Begegnungen mit den Menschen, die in diesem unwirtlichen Gelände leben. Die Aussicht auf die Berge der Umgebung und der Blick auf Sakargah, einfach schön. Aber sehr Anstrengend.
An der Religionsschule erwartete uns die gesamte Klasse. Jungen und Mädchen die erst still und dann lächelnd und leise schwatzend die ersten Europäer in ihrer Schule begrüßten. Es entstanden wunderschöne Fotos. Der Bauzustand von allen Schulen ist erbärmlich. Sie sind aufgrund etwas anderer Bauweise beim Erdbeben zwar nicht eingestürzt, aber das kann jederzeit noch passieren. Eigentlich dürfte sich niemand mehr in den Gebäuden aufhalten. Die Steinfundamente sind vom Erdbeben kaputt. Aber da die Häuser aus Holz gebaut sind, halten sie vielleicht noch eine Weile.
Das größte Problem in Safia ist aber die Wasserversorgung. Ca. 1,5km Wasserleitung sind zerstört und das Wasser muß über steile Hänge in Kannen und Kanistern transportiert werden. Beben.
Eine Hilfsorganisation hat sich hier noch nicht rauf verirrt und die Regierung ist weit, aber Hilfe ist bitter nötig. Wir werden versuchen über die UNO Vertreter in Besham hier Hilfe anzuschieben, wir selbst wollen uns nicht verzetteln und können uns nur um eine Sache kümmern, dort aber mit ganzer Kraft: um den Schulbau in Sakargah
Wir mußten uns beeilen um vor dem Einbrechen der Dunkelheit wieder im Camp zu sein. Durchgeschwitzt aber voll von Eindrücken und Emotionen waren wir halb 8 wieder in unserem "Zuhause".

8.5.2006 - Der Betonmischer ist da!
Transport Betonmischer

Ja und er steht schon auf der Baustelle. 60 Höhenmeter runter und ca. 70 wieder rauf. Das über Terrassenfelder und Felsabsätze. Es war der Wahnsinn. Ich habe mir so viel Gedanken gemacht, wie wir das in den Griff bekommen. Dann hab ich aber heut früh unsere pakistanischen Arbeiter einfach machen lassen. Mit vereinten Kräften, einem Hanfseil und 2 Rohren wurde es dann in 4 h harter Arbeit vollbracht. Alle wichtigen Leute kamen zu schauen. Es ist der erste Mischer der hier seinen Dienst tut. Der Standort oben am Berg ist wirklich außergewöhnlich. Wir haben auch gleich einen Probelauf gemacht. Es geht wirklich wesentlich schneller und die Qualität vom Beton ist besser.
Ab Morgen müssen wir dann die Baustelle bewachen lassen. Ein Mann wird das in der Nacht übernehmen. Er wohnt in der Nähe und ein wenig Geld kann er dabei auch verdienen. Die Maschine und die vielen Betonsteine sind es allemal wert. Haike war heut mit Amir in Besham. Sie sollten in Islamabad anrufen und noch einige Dinge beschaffen.
Wie immer hab ich auch heute wieder einige Patienten gehabt. Ein Mädchen hatte sich ein Nagel eingetreten, Ein kleiner Junge mit Mumps und ein weiteres Kind mit Malariaverdacht. Amir hat mir dabei sehr geholfen. Er war mal in einem Pharmaunternehmen beschäftigt und hatte mit Malaria schon viel zu tun. Ich hab da ja keinerlei Erfahrung. Diese Patienten müssen natürlich alle zum Arzt in Besham oder Battagram. Die Nagelwunde konnte ich selber versorgen. In Besham sind nun auch die kubanischen Ärzte abgezogen, so dass die medizinische Versorgung wieder komplett in den lokalen Händen liegt.
So ist der Tag von 6 bis 23 Uhr immer voll ausgefüllt und ich schlafe, mit dem lauten Rauschen des Baches im Ohr ein.
Jens Sommerfeldt

9.5.2006 - Kleines Nachbeben und großes Gewitter

Der Tag begann für uns schon 0.15 Uhr mit einem weiteren leichten Nachbeben, dem schwersten allerdings von den dreien in den letzten 24 Stunden. Zum Glück kamen heute keine Patienten mit Folgeschäden, so dass im Dorf nichts weiter passiert zu sein scheint.
BetonmischerNachdem gestern der neue Betonmischer ausprobiert wurde und er heute durchgängig lief, ging heute die Betonsteinproduktion gut voran. Es wurden mehr Stück als an den Tagen zuvor gefertigt. Die Arbeiter zeigten sich motiviert und die Stimmung auf dem Bau war richtig gut.
Mittags kam der Direktor der Mittelschule zu uns und bat um den Bau einer weiteren Schule mit zwei Klassenräumen. Noch immer hat der Wiederaufbau der anderen drei Schulen in Sakargah (Grundschule für Mädchen, Mittelschule, Oberschule) nicht begonnen, wir sind die einzigen hier oben. Am Nachmittag wurden auf der Baustelle die neuen Aufgaben besprochen. So soll morgen mit dem Ausschachten des Fundamentes für die notwendige Stützmauer hinter unserer Schule begonnen werden. Somit wird dort auch sichere Baufreiheit geschaffen, denn oberhalb unseres Bauplatzes türmen sich noch einige Trümmer. Seit heute Abend ist nun die Baustelle auch beleuchtet und wird zusätzlich nachts von Einheimischen bewacht. Wir müssen sicher gehen, dass das dort gelagerte Baumaterial an der Schule verbaut wird und der Mischer nicht angerührt wird. Den ganzen Abend dröhnt hier ein mächtiges Gewitter und der Bach vor den Zelten rauscht noch mächtiger, weil es seit Stunden in Strömen regnet. Da werden die GORE-Jacken, morgen den Arbeitern gute Dienste leisten. Aber selbst wenn es nicht regnet und die Sonne brennt tragen einige ganz stolz die Jacken von den deutschen Freunden.
Haike Lieder

10.5.2006 - Sprengtag

Heute wurde mit den Schachtarbeiten für das Fundament für die obere Stützmauer hinter der Schule begonnen. Die Arbeiter haben hart gearbeitet, ständig mußten größere Steine mit dem Pickel herausgehoben werden. Diese Steine, schöne Natursteine, wurden sogleich für die Mauer gesammelt. Jens und Amir waren nochmals in Besham Werkzeuge und Material kaufen. Hier hoch kommt mehrmals täglich ein Fahrzeug und lädt dann die Leute ein. Man muss aber manchmal Stunden darauf warten, weil die bekannten Abfahrtszeiten eben nur grob bekannt sind. Jedenfalls haben die beiden auch ein Sieb mitgebracht, so dass jetzt aus dem aus dem Bach geschürften Kies feiner Sand gesiebt werden kann.
Mittags kamen endlich die Sprengmeister zu uns, welche schon seit Tagen hier im Tal arbeiten. Auf der Grundfläche der Schule befanden sich mehrere große Felsblöcke und eine Betonsäule des alten Gebäudes, welche bisher noch nicht abgetragen werden konnte. Mit zwei aufeinanderfolgenden Sprengaktionen konnten alle Blöcke so zerkleinert werden, dass sie morgen abtransportiert werden können. Auch die Säule fiel beim 2. Mal. Einige Privatleute haben ebenfalls die Sprengmeister engagiert und so war über zwei Stunden die gesamte Seite des Tals teilevakuiert.
Das war auch unbedingt notwendig, denn mehrere Steine kamen den Hang herunter und lösten teils noch weitere aus. Dabei wurde auch die oberirdisch verlaufenden Wasserleitung des Dorfes getroffen, aber die Männer hatten sie schnell wieder repariert. Für die Evakuierung oder einfach den Selbstschutz ist hier übrigens jeder selbst zuständig, die Sprengung wird einfach durch lautes Hupen angekündigt und man muss eben bestmöglich die Richtung orten, aus der die Signale kommen. Dann knallts irgendwo oben, und man kann nur schauen, dass nichts geflogen kommt...
Haike Lieder

11-13.5.2006 - Land und Leute

Heute haben unsere Männer wieder fleißig gearbeitet. Sie haben wieder Kies aus dem Bach geschürft, das Fundament aus dem felsigen Boden gegraben und all den Betonschutt auf der zu bebauenden Fläche weiter beseitigt. Gestern jedoch waren nur wenige Arbeiter auf die Baustelle. Leute der Regierung waren im Dorf und bewerteten die Schäden an den Wohnhäusern, um Hilfsgelder für die Reparaturen auszuzahlen. Das war für die Männer natürlich wichtiger, da ihre Frauen dies nicht erledigen können.
Mädchen aus SakargahDie Frauen der Paschtunen haben zwar sonst die Herrschaft über das Haus und die Erziehung der Kinder, aber in der Öffentlichkeit treten sie nicht auf. Nur selten sieht man eine außerhalb des Hauses, schnellen Fußes, das Dringendste zu erledigen. Auch die Einkäufe werden durch die Männer erledigt, Botengänge oft durch Kinder. Die Mädchen, welche sich noch durch das Dorf bewegen, sind höchstens 11 Jahre. Für die wirtschaftliche Versorgung der Familie ist allein der Mann zuständig. Natürlich gibt ihm das eine gewisse Freiheit, aber er hat diese Pflicht auf jeden Fall zu erfüllen. Und wir sehen ja täglich wie hart die Männer auf der Baustelle oder anderweitig arbeiten.
In den letzten Tagen hatte ich abends die Gelegenheit, einige Familien für kurze Zeit zu besuchen. In dem (auch mir beschränkten) Umkreis um das Camp und dem Weg zur Baustelle kann ich mich jetzt nach einer Woche sicher und frei bewegen. Für die Familien und insbesondere die Frauen, bin ich eine willkommene Abwechslung, die ich nicht verwehren will.
Natürlich werde ich dann in so einer Großfamilie von meist mehr als 40 neugierigen Frauen- und Kinderaugen gemustert und jede meiner Bewegungen wird registriert. Meist ist mit einem Lächeln und dem Kontakt über die Kinder schnell eine beidseitige Herzlichkeit hergestellt. Jedes mal werden sofort Wasser, Tee, Chapatis oder kleine Leckereien gereicht. Die Leute können schwer verstehen, warum ich wegen Durchfallgefahr nur wenig annehmen kann.
Ich versuche mich mit Mimik und Gestik und meinen 20 Wörtern verständlich zu machen – oft auch mit Erfolg; anderes wird mit einem Lachen beiseite getan. Die Gastfreundschaft ist das oberste Gebot, ja erstes Gesetz, der Paschtunen. Jeder, der darum bitten würde, würde aufgenommen und versorgt werden, ohne Erwartung einer Gegenleistung. Finanziell zu tragen hat dies der Vermögendste der Familie. Die Paschtunen haben ihre eigene Gesetze, entstanden aus alter Tradition. Badal, das zweite Gesetz, steht für Rache "nehmen", wenn Ungerechtigkeiten entstanden. Natürlich kann man um Vergebung bitten. Im Zweifelsfall entscheidet die Jirga, eine Versammlung der Stammesältesten, die für verschiedene Fälle einberufen werden kann.
Geht es aber um die Verletzung einer Frau, ist dies nicht so einfach, dann wurde die Ehre der Männer empfindlich verletzt. Wie überall in der Politik, sind Entscheidungen selten für alle abschließend gerecht zu fällen. Dass die Frauen sich zurückziehen, ist letztendlich auch ein Schutz vor Zwistigkeiten zwischen Familien und Stämmen.

Noch eine Bitte: Die hier beschriebenen Beobachtungen sind meine ganz persönlichen Eindrücke. Informationen über das Volk der Paschtunen stammen aus Literatur und Internet. Niemand möge mich auf die Inhalte festlegen; Fachleute könnten mich sicher berichtigen oder mehr zum Thema schreiben.
Haike Lieder

14.5.206 - Der Termin für die Grundsteinlegung steht
Islamabad

Nachdem die ERRA unsere Planungsunterlagen bestätigt hat, (vielen Dank an Marcus Goldhahn, Madlen Kind und Kristin Trommler und dem ganzen ACS-Team für die gute Arbeit), können die Betonarbeiten beginnen. Da uns gerade wieder ein kleines Nachbeben erschütterte, können wir nur hoffen, dass wir keine größeren Behinderungen durch solche Ereignisse und dem Wetter haben werden. Aber bis jetzt sieht alles gut aus.
Mein Kurzaufenthalt zur Abstimmung der Planungsunterlagen bei der ERRA in Islamabad war sehr anstrengend. Vor allem die Hitze. Bis auf 46 Grad kletterte das Thermometer. In Islamabad bekommt man jetzt Probleme mit der Wasser- und Stromversorgung. Die Seen sind leer und nicht jeder kann sich einen Brunnen im Grundstück leisten. Die Klimaanlagen laufen den ganzen Tag und auch in der Nacht. Ich bin also ganz froh wieder hier zu sein. Die angenehmen 20 Grad jetzt in der Nacht sind wesentlich besser.
SchuelerDa jetzt auch die letzten Formalitäten erledigt sind werden wir das Bautempo noch einmal etwas anziehen. Am 21. wollen wir die Grundsteinlegung machen. Es wird eine Ziege geopfert. Ein wenig Blut kommt auf das Fundament und das Fleisch essen dann die Dorfbewohner. So ist es hier Brauch. Dem werden wir uns nicht verschließen. Bis dahin ist aber noch richtig viel zu tun.
Grundsteinlegung bedeutet in Pakistan, dass der erste Wandstein auf das Fundament gesetzt wird. Dieser Grundsteinlegung hier wird von der zentralen Wiederaufbaubehörde (ERRA) große Bedeutung beigemessen, handelt es sich doch bei unserem Projekt um den ersten Wiederaufbau einer Schule nach dem Erdbeben durch eine Hilfsorganisation überhaupt. Entsprechend hat sich auch einiges an Prominenz und Presse angekündigt und das wiederum ist der Grund, warum wir den Termin so genau planen müssen.
Jens Sommerfeldt

15.5.2006 - Immer neue Herausforderungen
Bautrupp

Der Tag fing wie immer 6 Uhr auf der Baustelle an und wir begannen Beton für das Fundament zu mischen. Alles klappte super und wir kamen schnell voran. Dann verabschiedete sich dass Kugellager von der Mischertrommel. Das Gerät ist ja Hand Made in Pakistan... Yumer, unser Mischerspezialist, baute gleich alles auseinander, doch das alte Lager war nicht abzubekommen. Also heut abend noch mit der Welle nach Besham und neues Kugellager beschaffen. Das sollte aber kein Problem sein.
So mußten die Leute per Hand weiter mischen. Das dauert länger und ist bei der Hitze ein Knochenjob. Der Bauspezialist, denn wir bereits im März verpflichtet haben, läßt sich auch nicht sehen. Seit gestern würden wir ihn eigentlich brauchen. Also werden wir morgen anrufen und zur Not einen neuen ansprechen. Kontakte haben wir ja nun reichlich dafür.
Am Nachmittag war wieder das Sprengkommando an unserem Hang unterwegs. Die Steine kamen bis ins Camp geflogen. Es ist aber nichts passiert. Hier sieht man das eben alles nicht so verbissen. Heute haben wir noch versucht einen Deal mit dem Zementhändler im Ort zu machen. Wir geben 5 Rs pro Sack mehr, als wir in Besham + Transport bezahlen. Dafür muß er täglich mindestens 20 Sack vorhalten. Hat für uns den Vorteil, das wir zum einen nicht so oft nach Besham müssen, zum anderen die Lagerung auch kein Problem ist. Das größte Problem ist, das gegenwärtig einfach nicht mehr Arbeiter hier aufzutreiben sind. Die Feldarbeit ist im vollen Gange, einige bauen ihre eigenen Häuser und andere wollen oder können einfach nicht.
FischerEinen neuen Arbeiter haben wir heute noch gewinnen können. Aber manchmal kommen sie einfach mal einen Tag nicht und eine Planung ist fast nicht möglich. Jeden Morgen wird neu eingeteilt. Einige gehören aber schon richtig zum Stamm und sind sehr zuverlässig. Wir haben jetzt also 11 fest angestellte Leute. Ich arbeite an der Stützmauer mit und Haike macht sich auch nützlich wo sie nur kann.
Aber unsere wichtigste Aufgabe ist natürlich, den Bau zu überwachen. Die Baustelle muß ja auch ein ordentliches Bild abgeben. Wir sind ja gespannt wer alles kommt. Aber das ist nicht wirklich wichtig. So gibt es jeden Tag neue Probleme und abends gegen 11 Uhr fallen wir dann müde ins Bett.
Kleine Sachen motivieren uns aber immer wieder. Heut hat unser Arbeiter Raisal Khan zwei selbst gefangene und frisch zubereitete Fische zum Abendbrot gebracht. Er hat 7 Kinder zu versorgen und Fleisch gibt es nur selten. Und dann so ein Geschenk. Respekt!
Jens Sommerfeldt

16.5.2006 - Stress zum Feierabend

Gestern hatten wir uns noch geärgert, weil der Einheimische, der uns als Spezialist für die Reparatur des Kugellagers unseres Betonmischers vorgestellt wurde, nicht wie versprochen nachmittags noch nach Besham fuhr, um ein neues Lager zu besorgen. Er meinte, es wäre kein Auto gekommen, was ihn hätte mitnehmen können. Nach einiger Diskussion hatten wir das ja daraufhin gestern abend noch Yumar in die Hand gegeben, der sich seitdem der Mischer hier in Sakargah steht, stets intensiv um Technik und Pflege kümmerte. Das in der Hoffnung, im Laufe des heutigen Tages wieder arbeiten zu können.
Tatsächlich stand Yumar nach nächtlicher Fahrt nach Besham heute früh um 6 Uhr mit einem neuen Lager auf der Baustelle und schraubte, schraubte... So konnten wir heute früh schon wieder den Mischer nutzen und stellten heute das Stützmauerfundament fast fertig. Jens hatte die Arbeiter gestern in allem Notwendigen entsprechend eingearbeitet, und so lief die Arbeit heute gut; Mischung und Sättigung musste aber immer kontrolliert werden.
Die Arbeiter hatten schnell raus, dass der Beton besser in die Hohlräume fließt und das Verdichten schneller geht, wenn die Masse ("Masala") flüssiger ist. Ist aber nicht Sinn der Sache, denn dann stimmt die Festigkeit nicht. Auf meine Proteste hin, gab es dann erst einmal einige Diskussionen zwischen den Arbeitern, dann lief es aber wieder. Yumar hat trotz Nachtarbeit heute bis zum Feierabend den Mischer bedient.
Transport auf dem RückenObwohl weitere Arbeiter außerdem wieder 15 Säcke Zement und Unmengen an Kies den Hang hoch schleppten, ist uns heute oben das gesamte Material ausgegangen; morgen heißt es also für alle: Tragen. Und das über schmale Pfade, Steine und Tritte als "Stufen" sowie rutschige Wege, denn genau mit unserer Feierabendzeit begann hier ein heftiges Unwetter. Jens und Amir waren heute den gesamten Tag in Besham, insbesondere um Bewehrungsstahl zu kaufen sowie sich nach einem Notstromaggregat zu erkundigen (wir haben hier tagsüber keinen Strom und müssen doch irgendwann weitere Maschinen bedienen). Nach ihrer Rückkehr erzählten sie von Wolkenbruch und Hagel sowie der wieder gefählichen Fahrt hier hoch über die glitschige Hangstraße.
Auch ich war nach Arbeit gerade unten im Camp angekommen und hatte nur etwas gegessen, als von oben ein 14 jähriger Junge wild nach uns winkte und rief. Also gings im Tempo den rutschigen Hang wieder hoch. Oben versuchten die beiden Jungen, die mich holten, Gestänge und Plane von unserem Bauunterstand festzuhalten und wieder aufzurichten. Gegen den Wind hatten wir keine Chance. "we have no chance, the air power is too strong!" haben sie dann auch verstanden und schnell hatten wir die noch vorhandenen Befestigung der Plane vom Gestänge gelöst. Dieses zerrten wir dann über die Befestigung, welche sich der Wachmann aus unseren Blocksteinen gestapelt hatte. Ein quadratisch angelegtes "Mauerwerk" mit 2m Seitenlänge. Noch hatten wir es nicht drüber, hagelte es erbsengroße Eisstücke. Wir retteten uns unter die Plane und harten dann zu dritt dort völlig durchnäßt ganze 2 Stunden aus, bis Hagel, Wolkenbruch und Gewitter sich einigermaßen gelegt hatten.
Für die Jungs war es ein kleines Abenteuer, für uns eine große Hilfe, da unsere letzten 3 Säcke Zement dort lagen. Gut, dass wir noch einige kleine Vorräte der gespendeten Sachen im Camp haben, so dass die beiden dann gleich noch einen warmen Pullover zum Überziehen bekamen. Und Kaugummi. Über beides freuten sie sich gleichermaßen sehr! Wegen des Unwetters blieben sie noch, bis abends unser Wachmann kam. Der Regen tat auf jeden Fall den Feldern gut; hoffentlich hat der Hagel nicht zu viele der hier so wertvollen Pflanzen vernichtet
Mit Jens und Amir haben wir abends dann, noch vor Ort die morgige Planung abgestimmt.
Es gab auch noch ein paar Patienten zu versorgen - wir machen das hier so quasi nebenbei mit, dennoch erfordert es auch Sorgfalt und Aufmerksamkeit und ist nicht unbedingt zum "Abschalten" nach dem Abendbrot geeignet. Doch für Leute ist dies sehr wichtig - der örtliche Med-Punkt liegt genauso wie alles andere in Schutt und Asche, die Krankenschwester ist durch das Beben umgekommen...

Wenn der Bericht jetzt fertig übermittelt ist, werden wir so wie jeden Abend todmüde ins Bett fallen. Es ist wieder schon 23 Uhr geworden und morgen früh geht pünktlich 6 Uhr die Arbeit los.
Haike Lieder

17.05.2006 - Ein guter Tag,

denn eigentlich haben wir schon heute, daß heißt vor der offiziellen Grundsteinlegung, den ersten Stein gesetzt. Die Stützmauer aus Natursteinen bekommt ein Gesicht. Schon das Fundament war eine gewaltige Arbeit. Ca. 8 Kubikmeter Beton haben wir verbaut. Jedes einzelne Körnchen wurde hier hoch getragen und jeder Sack Zement hat viel Schweiß gekostet.
Hier oben ist ein ganz anderes Arbeiten, als in einer Stadt. Aber es geht und man sieht, wenn auch langsam, dass sich aus den alten Ruinen neue Gebäude erheben. Bloß gut, dass ich vor 25 Jahren noch alle traditionellen Baumethoden gelernt habe. Das kann ich hier gut brauchen. Einiges ist auch noch wie in alten DDR-Zeiten. Auf Grund des Mangels muss man sich immer Gedanken machen wie man weiterkommt und durch Bastelei kann vieles improvisiert werden. Auf jeden Fall herrscht, trotz der harten Arbeit, eine sehr gute Stimmung in unserem Team.
Der Spezialist, den wir im März angeheuert hatte ist heute gekommen. Er ist Zimmermann und Bauleiter. Er kümmert sich jetzt um Schalung sowie später um die Türen, Fenster und die Dachkonstruktion.
Zwei neue Arbeitskräfte werden ab morgen unser Team vergrößern. Es sind Maultiere. Sie werden den Kiestransport über die schmalen Bergpfade übernehmen. Eine feine Sache, dadurch bekommen wir drei Arbeitskräfte für wichtige Sachen auf der Baustelle frei. Es geht also, wenn auch in kleinen Schritten, auf die Grundsteinlegung zu. Alle geben ihr bestes. Das Wetter spielt auch mit. Seit heute Nachmittag scheint wieder die Sonne.
Haike Lieder

18.05.2006 - Der Alltag in Sakargah

Heute war eigentlich ein ganz normaler Arbeitstag. 5.15 Uhr aufstehen, waschen, ein Kaffee oder Tee, ein wenig Porridge (Haferbrei) und um 6 sind wir auf der Baustelle. Der Mischer läuft an und die Einteilung wird gemacht.
Die 2. Schicht der Stützmauer wird gesetzt und hinterfüllt. Natursteine werden heran geschleppt und Zement aus dem Lager an der anderen Bachseite wird herauf getragen. Wie schon berichtet haben 2 Maultiere den Kiestransport übernommen. Das geht schnell und spart uns Leute. Die 2 ersetzen ca. 5 Arbeiter beim Transportieren. Nun geht es an die Preisverhandlung für diese Dienstleistungen. Wir haben unsere Vorstellungen und der Muli-Mann hat seine eigenen, die uns in dem Falle völlig überzogen vorkommen. Also reden und diskutieren. Wir trennen uns ohne eine Übereinkunft erzielt zu haben. Aber so etwas dauert in Pakistan immer etwas länger. Mal sehen ob wir uns irgendwo in der Mitte treffen werden.
Wenn die Sonne am heißesten brennt ist Feierabend. Kurz vor halb 2 verlassen alle die Baustelle. Ein Arbeiter bleibt noch oben und übernimmt die Wassernachbehandlung des Betons. Für uns gibt es dann erstmal was zu essen. Wir sprechen den nächsten Tag durch. Patienten benötigen unsere Hilfe. Wäsche waschen, ein Bad im Bach und ein kräftiger Espresso. Die Maschine hab ich extra aus Deutschland mitgebracht. Für Gaskocher geeignet. Nachmittags gehen wir dann nochmal rauf.
Die Fugen vom Natursteinmauerwerk werden ausgekratzt damit wir hinterher ordentlich verfugen können. Außerdem ist noch einiges aufzumessen und anzulegen. Dann kommt ein Gewitter auf, aber wir sind auf der Baustelle fertig. Nach einer Stunde ist alles vorbei. Wir können im Freien essen. Haike nimmt ihre Gitarre und Amir hört gespannt zu. Ich sitze am Computer, den der Strom ist grad angegangen. Nach 10 wird dann der Bericht abgesendet und im Camp kehrt schnell Ruhe ein. Bis zum nächsten Tag.
Jens Sommerfeldt

19.05.2006 - Erst zuviel Wasser, dann keines

Der Tag begann gut, nur die Maultiere waren nicht gekommen. Damit hatten wir gerechnet, da die Verhandlung über die Bezahlung noch nicht abgeschlossen war und sich schon gestern als schwierig erwies. Wir hinterfüllten die gestern gesetzte Schicht Natursteine an der Stützmauer. Dann gab es aber genau oberhalb dieser einen Wasserleitungsbruch. Man muss bedenken, dass die örtliche Leitung hier oberirdisch verläuft; deshalb kommt dies öfter vor. Es lief eine ganze Menge Wasser in den frischen Beton, auch wenn wir dieses so schnell wie möglich versuchten abzuleiten. Unser Mischerspezialist Yumar hat die Stelle aber mit einem richtigen Blindstopfen, der schnell besorgt wurde, reparieren können. Der Schaden hielt sich in Grenzen. Es wurde fleißig gearbeitet; auch Kies und Zementmußte heut ja wieder wegen der fehlenden Maultiere von den Arbeitern nach oben getragen werden. Baustelle Gerade als wir die neue Schicht Natursteine beginnen wollten, fiel das Wasser ganz aus, und das für den ganzen Tag, wie man uns mitteilte. Eine größere Reparatur. Zum Reinigen der Werkzeuge und des Mischers haben wir aber eine Tonne stehen, die immer gefüllt sein müßte - war sie auch. Den Rest der Arbeitszeit haben die Arbeiter deshalb weiter den Schutt vom alten Fundament der vorherigen Schule abgetragen. In guter Stimmung, sich streitend, lachend, singend. Abends saßen dann 5 Schüler im Schneidersitz am Bach vor unserem Camp. Seit heute findet nämlich für unsere Arbeiter hier ein Englischkurs statt; eine tolle Idee und Initiative von Amir, unserem Dolmetscher Paschtu-Urdu-Englisch. Und wirklich wichtig! Heute gab es jedoch erst einmal eine Einführung: Wie sich zeigte, hatten die Arbeiter viele Fragen zu den Unterschieden in unseren Kulturen. Jens saß dabei und meinte nur immer wieder "hochinteressant!" - Mich hat er zu Karim in die Küche verbannt. Aus Besham haben sie heute Hammelfleisch und Bohnen mitgebracht und so gab es für uns beide einen gemeinsamen Wunsch: Deutschen Bohneneintopf. War lecker.
Haike Lieder

20.-21.05.2006 - Stromausfall in Sakargah

Leider gibt es seit zwei Tagen in Sakargah keinen Strom, daher kann unser Team vor Ort zur Zeit keine Berichte verfassen, es geht ihnen aber gut.
Die Grundsteinlegung ist auf den 25.05. verschoben worden, da die ERRA gern mit anwesend sein möchte, denen es aber nur dann passt...
Da es den Baufortschritt in keiner Weise verzögert - es gibt genug wichtige Dinge zu tun, die jetzt schon gemacht werden können ohne den Symbolcharakter des ersten Steins zu zerstören - haben unsere Zwei vor Ort der Anfrage nach Verschiebung des Termins zugestimmt. Was tut man nicht alles, um wichtige Leute nicht zu verprellen. Hauptsache, die ERRA schickt dann auch wirklich einen Vertreter.

22.5.2006 - Strom ist wieder da!

Gestern wurde unser Camp nicht mit Strom versorgt. Das passiert hier schon ab und zu mal und so richtig ist das für die Leute auch kein Problem. Fernseher, Kühlschränke oder so, gibt es ja nicht. Nur die Deutschen haben Probleme, weil sie ja einen Computer haben. Ja, und die Batterien müssen für evtl. Notfälle voll bleiben. So wird nur das allerwichtigste übermittelt und das Tagebuch muß warten. Heut ist aber wieder alles ok. Zu dem ist auch das Notstromaggregat für die Baustelle angekommen. Das können wir natürlich jetzt auch im Notfall nutzen.
wassertankLeider gibt es auf der Baustelle noch größere Probleme. Schon den 2. Tag kommt das Wasser nur tröpfchenweise und jetzt gar nicht mehr. Der höhergelegene Wasserbehälter aus Beton wird repariert. Da der Informationsfluss ein bißchen an uns vorbei gegangen ist, stehen wir jetzt gar nicht gut da. Eine eigene Leitung ist nicht möglich und die Grundsteinlegung ist in 3 Tagen. Wir haben zwar einen Reservetag eigeplant, aber den werden wir jetzt auch brauchen. Wasser muss nun von der höher gelegenen Quelle herangetragen werden. Gut, dass sich gestern noch zwei neue Arbeiter gemeldet haben. Jetzt brauchen wir nur noch ein paar Kanister, aber das sollte klappen. Von der alten Schule haben wir einen drei Kubikmeter großen Blechwassertank heran geschleppt, so dass wir genug vorhalten können.
Da gibt es morgen sicher Überstunden, aber das Fundament für den ersten Klassenraum wollen wir fertig bekommen. Zur Grundsteinlegung soll alles ein ordentliches Bild ergeben.
Bei uns im Camp haben wir jetzt auch einen neuen Bewohner. Susi, unsere Alpinclubziege, ist die neuste Anschaffung. Tagsüber ist sie am Camp und frißt alles Grüne in sich hinein. Nachts ist sie bei einem Einheimischen im Stall. Sie ist zutraulich und für uns natürlich eine willkommene Abwechslung, aber leider wird sie in 3 Tagen von den Besuchern der Grundsteinlegung aufgegessen. Das Blut muß ans Fundament. Naja, nicht daran denken. Bei mir würde sie an Altersschwäche sterben und beerdigt.
Andere Länder, andere Sitten. Damit müssen wir leben. Die Leute essen hier sehr wenig Fleisch und für diesen großen Tag ist es ja auch angemessen.
Jens Sommerfeldt

23.5.2006 - Arbeiten bis in die Nacht
Zementträger

Ein langer Tag geht zu Ende. Das erste Fundament ist fertig. Fast 2.5 Tonnen Zement, 10 Tonnen Kies wurden verarbeitet. Das alles mit einem kleinen Betonmischer und 12 hochmotivierten, fleißigen Pakistanern. Natürlich haben wir zwei auch mit angefaßt und vor allem auf die Qualität geachtet. Früh klappte das mit dem Wassertransport ganz gut. Gegen Mittag wurden wir dann wieder aus der Leitung versorgt. Das war auch gut so, denn der Zement auf der Baustelle war alle. Also wurden die Wasserträger zu Zementträgern. Der Mischer lief pausenlos.
Eine Mischung besteht aus einem halben Sack Zement und dem dazugehörigen Kies, den die Maultiere stetig heran brachten. Zum Feierabend fehlten noch 7 m. Wir entschlossen uns, eine Zielprämie von 100 Rs anzukündigen und wollten uns um 5 wieder treffen. Dann ist die Sonne raus aus dem Tal und die Arbeiter wollten den Rest in 2 Stunden schaffen.
FundamentAlle waren auch wieder da! Das tägliche Gewitter hatte sich extra zeitiger, von 3-4 ausgetobt. So ging es mit vollem Elan weiter. Aus den zwei wurden dann doch 3 Stunden und die letzten Meter wurden mit Taschenlampen gearbeitet. Nur Haike und ich hatten eine Stirnlampe. Echt praktisch. Um 8, es war stockfinster, verließen wir alle gut gelaunt die Baustelle. Es war ein harter Tag, aber wir haben es geschafft. Die Technik, die wir bis jetzt angeschafft haben, hat sich bestens bewährt.
Ohne den Mischer wäre es einfach nicht möglich diese Mengen ordentlich zu mischen und der Flaschenrüttler ist Gewähr für einen ordentlich verdichteten Beton. Ich hab eine Kammer in das Fundament gebaut, in der wir in 2 Tagen die Kassette von der Grundsteinlegung einbetonieren können.
Morgen ist die Stützmauer wieder an der Reihe. Außerdem werden wir ausschalen und die Baustelle für die Grundsteinlegung in Ordnung bringen.
Sehr viele Einheimische haben heut unsere Arbeiten beobachtet. Wir hoffen, dass wir alle etwas motivieren können, neue und vor allem sichere Häuser zu bauen. Unsere Arbeiter lernen auf jeden Fall einiges dazu und können dieses dann weitergeben. Ein rundum guter Tag. Aber wir sind auch todmüde. Morgen um 5 ist die Nacht zu Ende.
Jens Sommerfeldt

25.05.2006 - Grundsteinlegung

Heute nach fast drei Monaten vorbereitenden Arbeiten, eingeschlossen dem Abriss der alten zerstörten Schule und unentwegter Schuttbeseitigung, konnten wir endlich die Grundsteinlegung begehen. Nichts, aber auch gar nichts ist hier mit deutschen Verhältnissen vergleichbar und wohl nur dem begreifbar, der dies selbst erlebt hat.
Gestern hatten wir für die heutige "Party" die Baustelle aufgeräumt, und heute früh erschienen alle Arbeiter, "geschmückt" in ihren neuen Schuhen und Westen aus der Hilfslieferung der Firma GORE in unserem Camp. Sie ließen es sich nicht nehmen, dieses mit Luftballons, die eigentlich für die Baustelle gedacht war, mit viel Spaß zu schmücken. Die Stimmung war schon im Camp super und so zogen wir ausgerüstet mit "Bau- und Kochwerkzeug" alle im Gänsemarsch den schmalen Pfad zur Baustelle nach oben.
Dort wurde abschließend das Fundament mit dem für die Kassette vorgesehen Hohlraum gefegt und sauber gespritzt; der Baustelle für den heutigen Tag den letzten Pfiff verpaßt. Matten zum Sitzen ausgelegt und eine Zeltplane für etwas Schatten aufgestellt. Es war ein sonniger Tag, noch nachmittags hatten wir 35 Grad im Schatten. Amir hatte also mit Erfolg heut früh um 4 Uhr schon eine ganze Stunde meditiert - für gutes Wetter; nun, offensichtlich kann er sogar das...
Halb 11 kamen unsere ersten Gäste: Ashraf Aman mit dem ATP-Team aus Islamabad, ein Vertreter der Schulbehörde aus Battagram, der Direktor der Mittelschule als unser gewählter Verbindungsmann zum Dorf, viele Bewohner aus Sagarkah, ein Vertreter der Armee aus Besham sowie der Polizeikommissar mit einer ganzen Abordnung der Polzeistation in Kund. Letztere interessierten sich wieder sehr, wie es uns hier oben in Sagarkah geht und ob ihre Hilfe benötigt wird. Es ist einfach so, dass sich andere Organisationen nicht direkt in den Dörfern niederlassen, sondern ihren Sitz in Hotels oder angemieteten Häusern in Besham haben.
11 Uhr begann die Zeremonie. Nachdem Amir in Urdu die Begrüßungsrede gehalten, als Initiator den Alpinclub Sachsen, die Bergwacht und die vielen Spender gewürdigt und unser Projekt noch einmal ausführlich beschrieben hatte, zeigte Jens den Inhalt der nach deutscher Tradition in das Fundament einzulassenden Kassette: die aktuelle Zeitung, pakistanisches und deutsches Geld, Bauplan und Baubeschreibung, das "Memorandum Of Understanding" - also unseren Vertrag mit der ERRA, eine Postkarte "Sakargah sagt Danke" sowie die Namensliste aller beteiligten Arbeiter und deutschen Bauleiter und Helfer.
Grundsteinlegung Für die Leute hier war dies recht spannend, auch der Gedanke, dass in über 100 Jahren, falls die Schule doch irgendwann mal abgerissen werden sollte, diese Kassette gefunden werden könnte. Nun wurde eine Karre handgemixter Mörtel herangefahren und Jens ließ feierlich die Kassette ins Fundament ein, betonierte es zu und setzte den ersten Stein. Für alle ergreifend folgten seine 3 Hammerschläge mit Wünschen für den Frieden in der Welt, einer besseren Verständigung zwischen den Menschen aller Länder und zuletzt für die Schüler dieser Schule, deren Bildung sehr wichtig für die Zukunft ist.
Schon nach den ersten zwei Hammerschlägen wurde er vom Klatschen der Gäste kurz unterbrochen... Auch der Schuldirektor dankte mit drei weiteren Hammerschlägen dem Alpinclub und den deutschen Spendern und würdigte, dass wir die einzigen sind, die hier oben wirklich etwas anpacken. Diesen Danke möchte ich allen Spendern und Helfern gern nach Deutschland weitergeben!
Ja, und dann wurde Susi, unsere Ziege gebracht. Ein sauberer Schnitt durch die Kehle beendete ihr Leben. Das Blut mußte nach hiesiger Tradition auf`s Fundament. Für Jens und mich ... na ja... Sie war ein feines Tier und uns in den drei gemeinsamen Tagen schnell an das Herz gewachsen.
Während in einem großem Trog schon der Reis für das gemeinsame Lunch im kochenden Wasser brodelte, die 10 auf der Baustelle geschlachteten Hühner bereits gerupft und ausgenommen waren, entfalteten verschiedenste exotische Gewürze ihr Aroma in einer riesigen Pfanne. Alles über offenem Feuer und richtig urig. Reissieb Der fertiggekochte Reis tropfte auf unserem Sandsieb ab und wurde mit unseren Bauschaufeln gemeinsam mit Unmengen von Knoblauch und Zwiebeln, der Gewürzmischung und dem Hühnerfleisch wieder in den Trog verfrachtet. Natürlich war das "Kochwerkzeug" vorher alles peinlichst gereinigt worden; uns beiden verlangte es aber doch ein Lächeln ab, wofür unser Werkzeug alles so geeignet ist. Für den Zweck geeignet; schließlich mußten 60 Gäste und Arbeiter versorgt werden. Der Trog wurde zugedeckelt, mit einem Teigrand fest verschlossen, heiße Holzkohle und Steine drauf - fertig. Jetzt gab es Hitze von oben und von unten.
Für uns Zeit für Gespräche mit unseren Gästen. Und Susi wurde gehäutet... Irgendwann - die 3 bestellten Köche hatten die Zeit im Auge - wurden dann die heißen Steine vom Trogdeckel genommen, die Kohle entfernt und der Teigrand geknackt. Deckel ab - neugierige Blicke wanderten in den Trog zum Biriani, dem fertigen Reisgericht; und auch wieder unsere Schaufel zum Umrühren :-)
Mit einem großen Teller wurde das Essen auf Platten gefrachtet und von unseren Arbeitern den Gästen serviert. Gegessen wurde entweder am Tisch vom Teller mit Löffel oder aber gemeinsam im Schneidersitz eng zusammen sitzend auf den Matten mit den Händen direkt von den Platten. Nach ein paar Fotos verzog ich mich diskret; für unsere Gäste von Polizei und Behörden war die Anwesenheit einer Frau beim Lunch ungewohnt. (Auch Jens bedankte sich für dieses "einfühlsame" Verschwinden)
Nun, aber unsere Arbeiter haben sich in meinen 3 Wochen hier gut an mich gewohnt und so bereiteten sie mir einen Schattenplatz und ich bekam "ihr" erstes Essen. Auch Amir war "einfühlsam" und kam mit mir; wiederholt unterhielten wir uns dann über meinen "Versuch eines gesunden Mittelweges" zwischen den beiden verschiedenen Kulturen.
Nach dem Lunch die große Verabschiedung der Gäste. Unsere Arbeiter jedoch saßen noch lange beim Essen beisammen und waren guter Stimmung. Verdient, bei einem wirklich klasse schmeckenden typisch pakistanischem Biriani.
Zurück im Camp, lag da Susi als Frischfleisch. Wir waren uns einig: von Susi essen Jens und ich nichts! Karim, unser Koch, muss in der Zwischenzeit eine komplizierte Matrix aufgestellt haben: das Fleisch wurde für alle Arbeiter für das Abendessen zu Haus portioniert: Berechnet nach Arbeitsleistung und - tagen in den letzten Wochen, gewichtet nach einer vermuteten Zahl der Familienmitglieder.
Für Jens war der Tag heute ein schöner Abschluß, denn er wird morgen abend packen und übermorgen Sagarkah verlassen. Vorher aber werden wir morgen aber noch die erste Wand mauern.
Haike Lieder

26.5.2006 - Mein letzter Tag in Skargah

Gerade die letzte Woche ist vergangen wie im Flug. Jetzt verlasse ich schon wieder "mein" Dorf. Ob ich wohl hier noch einmal herkomme?
MaurerDer Anfang ist gemacht, doch es gibt noch viel zu tun. Aber ich weiß auch dass Haike und in wenigen Tagen Tino hier ganze Arbeit leisten werden. Heute haben wir die erste Wand gemauert. Ich habe 2 Einheimische angelernt. Sie begreifen schnell und ich glaube Haike und Amir werden nicht oft korrigieren müssen. Die Schule wächst und ich verlasse die Baustelle.
Aber eigentlich ist es ja nicht die Baustelle, die mich wirklich beschäftigt. Es sind die Menschen. So wie jetzt, im täglichen Leben und Arbeiten sind wir uns in den früheren Einsätzen noch nicht begegnet. Ich verstehe mittlerweile viel mehr von ihrem Denken und Handeln. Sie sind mir einfach nicht mehr fremd. Mit einigen habe ich ein ganz herzliches und freundschaftliches Verhältnis geschmiedet. Diese Menschen und vor allem das Rufen und Lachen der Kinder werden mir fehlen.
Natürlich bin ich auch froh, nach einem Monat wieder in die Heimat zu kommen. Also ein weinendes und ein lachendes Auge.
Jens Sommerfeldt

27.05.2006 - Wasserproblem endlich gelöst

Heute haben die Arbeiter hier kontinuierlich gearbeitet. Am ersten Fundament wurde mit der 2. Mauer begonnen. Wir haben mit dem gestern angelernten Mauerer und seinen Assistenten einen wirklich guten Griff gemacht; der Mauerer ist gewissenhaft und hat verstanden.
Heute war er ein wenig aufgeregt, denn er war sich seiner Verantwortung wohl bewußt. Die obere Stützmauer bekam eine weitere Schicht; durch die Natursteine gibt es jetzt schon ein richtig schönes Bild.
Im Bach entsteht ein neues Auffangbecken für den sich ablagernden Kies, denn für die weiteren Fundamente des 2. und 3. Klassenraumes muß hier noch richtig viel davon geschürft werden.
Jens und Amir werden heute abend hoffentlich gut in Islamabad eintreffen. Die beiden haben heute früh auf der Durchreise in Besham noch einen Wassertank gekauft und mit einem Fahrzeug hier hoch geschickt. Schon um 10 Uhr kam er hier an und endlich werden wir damit unser ständiges Wasserproblem besser in den Griff bekommen.
Der von den Arbeitern vor einigen Tagen herangetragene alte Tank hatte mehrere Löcher, die man weder sehen konnte, noch konnten wir auf dem vorherigen Platz den Tank füllen und prüfen. So ist das hier und alles braucht eben mehr Zeit. Der neue Tank allerdings wird später auch als Wasservorrat für die Schule gebraucht; insofern ist er eine wirklich gute Anschaffung.
Haike Lieder

Jens ist inzwischen gut in Islamabad angekommen. Dort herrschen zur Zeit Temperaturen von 46 Grad - was auch die Pakistaner zum Schwitzen bringt.
Das öffentliche Leben, auch das Einkaufen findet jetzt nur noch spät abends statt (bei dann 30 Grad). Jens wird vor seinem Abflug noch einige Werkzeuge kaufen, die unser nächster Mann - Tino Gräfe aus Bad Schandau dann am Donnerstag mit nach Sakargah nehmen wird.

28.05.2006 - Sturm und viel Staub

Heute haben wir mit dem Schachten des Fundamentes für den zweiten Raum begonnen. Dazu muss wieder das alte Fundament teilweise abgetragen werden; wir stießen auf eine Menge alter Bewährung, die dies nicht einfacher macht. Aber unser angelernter Mauerer hat heute die Mauer mit der ersten Türöffnung angelegt und dies gut gemeistert. Nun ist auch er ist ein wichtiger Arbeiter für uns hier geworden.
Schon am Morgen begann heute das Gewitter und am Nachmittag kam dann noch ein Sturm hinzu. Aber ohne Regen, so dass der Staub mächtig durch das Dorf wirbelte. Eigentlich ein Schauspiel, aber der Sturm hat auch wieder unser Gerüst mit Plane auf der Baustelle weggefegt und noch immer haben wir kaum eine Möglichkeit, sie besser zu befestigen.
Wir benötigen sie als Unterstand des Nachtwächters und für die Lagerung des Zementes. Ein Einbetonieren des Gerüstes kommt nicht in Frage, da wir für dieses und sämtliches Material eben nur die Fläche der Schule selbst zur Verfügung haben. So müssen wir flexibel bleiben und uns stets, je nachdem wo gerade gearbeitet wird, neue Lagerflächen suchen. Durch den Hang ist dies einfach nicht anders möglich.
Haike Lieder

29.05.2006 - Plan nicht erfüllt und trotzdem ein sehr guter Tag

So geht es uns fast immer; abends planen wir und am anderen Tag wird vieles doch ganz anders. Heute haben wir aber eine richtig gute Planänderung gehabt! Die angrenzende, ebenfalls total zerstörte Mittelschule stellt uns eine Fläche ihres Schulhofes zeitweilig zur Verfügung, auf der wir heute ein kleines Zelt für Zement und Aufenthalt unseres Nachtwächters aufbauen konnten. Sogar windgeschützt!
Die Schüler dieser Schule müssen immer noch auf dem Schulhof unterrichtet werden, haben ihr Schulzelt bisher nicht bekommen (die durch uns von der UNICEF besorgten Zelte werden von der Grundschule genutzt). Da wir ihnen im Austausch nun aber unser Gerüst mit Plane gaben, haben sie wenigstens etwas Schatten.
Unsere Arbeiter haben geackert und so hatten wir zum Feierabend völlige Baufreiheit für die gesamte Fläche der Schule. Nun befinden sich hier nur noch das Material, welches in unmittelbarer nächster Zeit verbaut wird. Also werden wir morgen mit dem Schachten des zweiten Fundamentes weitermachen; plane ich heute...
Haike Lieder

30.05.2006 - Ein Tag wie geplant

Das Fundament für den zweiten Raum ist fertig ausgeschachtet. In den letzten Tagen gab der Bach nicht genügend Kies frei. Wir haben dort die Anzahl der Arbeiter verdoppeln müssen und es geschafft; nun liegt dort genug Kies bereit. Die Maultiere transportieren ihn nach oben. Morgen werden die Arbeiter also die letzten nötigen Zementsäcke zur Baustelle herauftragen und den Kies vorbereitend in Säcke abfüllen müssen. Wir stellen die Schalung, so dass übermorgen planmäßig das Fundament eingebracht werden könnte.
Jens ist gut wieder in Deutschland angekommen und Tino steht dort in den "Startlöchern" auf dem Weg nach Sakargah. Wenn alles gut läuft, kommt er übermorgen abends hier an.
Und trotzdem gibt es immer wieder mehr zu tun für uns. Ein Lehrer holte mich heute von der Baustelle mit der Bitte, einen Jungen zu behandeln, der sich an einer kaputten Wasserleitung verletzt und am Unterarm mehrere Schnittwunden zugefügt hatte. Keine tiefen und doch waren es schlimmere als nur Schürfwunden; die Haut war an mehreren Stellen bis auf das Fleisch runter. Auch abends gab es noch viele kleine Patienten, die ich versorgen konnte. Mit einer kleinen Süßigkeit im Mund sind die Tränen oft schnell vergessen und bei den Kleinen ist alles halb so schlimm.
Haike Lieder

31.05.2006 - (Fast) alles bereit für das 2. Fundament
Schalung fuer das Fundament

Wenn wir morgen früh schnell sind, können wir das 2. Fundament füllen. Früh werden wir noch die Schnurgerüste und Achsen überprüfen; auch muss noch eine Schalwand aufgestellt werden.
Einen Arbeiter schickten wir heute kurzfristig nach Besham, um den nötigen Bewährungsstahl nach Sakargah zu holen. Die noch von Jens und Amir bestellte Lieferung war nicht rechtzeitig eingetroffen. Die Freude bei den Arbeitern war groß, als er unten im Tal mit dem Stahl auf der Schulter auftauchte. Er brachte den "fehlenden Baustein".
Haike Lieder

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