Erdbeben in Pakistan |
Projekt: Wiederaufbau der Grundschule von Sakargah Teil 3: 7.4. - 24.4.2006
Link zum vorangegangenen Bericht Teil 2: 25.3. - 6.4.2006Team vor Ort: Michael Jürgens, Peter Gäbler
07.04.2006 - Ankunft des nächsten Hilfsteams
So, da wären wir also mal wieder. Genauer gesagt ich, denn für Peter ist
es das erste mal in Pakistan, während ich ja schon im Rahmen des dritten
Hilfsteams letztes Jahr vor Weihnachten mal hier war.
Nachdem wir am
Morgen in Islamabad gelandet sind, wurden wir von Jens und Amir am
Flughafen empfangen und sind erst einmal ins Hotel, um etwas Schlaf
nachzuholen. Anschließend haben wir mit Jens Übergabe gemacht und sind zu
unserer Partneragentur, um uns als neues Team vorzustellen. Viel passiert
also heute noch nicht, doch morgen wollen wir schon losfahren in Richtung
Gebirge...
Michael Jürgens
08.04.2006 - Anreise ins Gebirge
Nach dem sich unsere Abfahrt auf Grund eines defekten Fahrzeugs um eine
Stunde verzögert hatte, ging es dann endlich los. Unterwegs in Mansehra
haben wir einen kurzen Stopp eingelegt und sind dann weitergefahren bis
nach Batagram. Im Camp der ERRA haben wir versucht, Col. Zaheer zu
erreichen, um uns als neue Ansprechpartner vor zustellen und eventuell
etwas neues zu erfahren. Leider war er unterwegs und ein junger Leutnant
hat uns empfangen, der mit dem Thema wohl nicht ganz so vertraut war. Er
meinte aber, daß heute Abend noch ein Meeting wäre und wir morgen auf
jeden Fall was dazu erfahren würden - also bleiben wir heute in Besham und
wollen nun morgen früh bevor wir weiter nach Sakargah fahren, dem Colonel
noch einen Besuch abstatten.
Da im Moment ein starkes Gewitter mit viel
Regen im Gange ist, können wir wahrscheinlich sowieso nicht gleich nach
Sakargah fahren, denn die "Straße" ist bei solchem Wetter zu gefährlich.
Ich werde dann noch mit Amir zu UNICEF fahren, um zu erfahren, ob das mit
den Schulzelten geklappt hat...
Michael Jürgens
09.04.2006 - Ankunft in Sakargah
Regen, Gewitter und kein Ende abzusehen! Nachdem wir gestern Abend unser
Tagebuch gesendet hatten, fiel nach kurzer Zeit der Strom in Besham aus.
Aufgrund der extremen Regenfälle und der totalen Finsternis sind wir dann
doch nicht mehr zu UNICEF, sondern haben uns gleich in die Schlafsäcke
begeben. Da heute morgen immer noch kein Strom anlag, mussten wir erstmal
über eine Stunde auf unser Frühstück warten.
Zwischenzeitlich kam dann
unser Fahrer mit der schlechten Nachricht, dass die Straße nach Batagram
unpassierbar ist. Also wollten wir erst einmal zu Major Hassan, der aber -
wie konnte es auch anders sein - zum Meeting in Batagram war und nun nicht
zurück nach Besham konnte. Da sämtliche Telefonverbindungen auch tot
waren, standen wir nun erstmal ganz schön auf dem Schlauch...
Mittags kam
dann ein Fahrer von Sakargah mit der guten Nachricht, diese Straße wäre
unter Umständen befahrbar. Also Jeep beladen und los! Die Fahrt war der
helle Wahnsinn, aber nun waren wir wenigstens in Sakargah - aber noch
lange nicht im Zelt! Der Bach war zum reißenden Fluß angschwollen und nur
mit gegenseitiger Hilfe überquerbar. In unserem Zelt war auch einiges
"abgesoffen", so das wir erstmal Ordnung machten. Der Wetterbericht meldet
bis Morgen anhaltende Niederschläge, also lassen wir uns nun mal
überraschen, wie es weiter geht... Eventuell fahren wir morgen zur ERRA,
wenn wir hier überhaupt wegkommen...
Die Arbeiter haben zumindest bis
gestern Nachmittag gute Arbeit geleistet und der Kieshaufen wächst
unaufhörlich. So lange es regnet, haben wir sie aber erstmal nach Hause
geschickt...
Michael Jürgens
10.04.2006 - Die Schulzelte sind da
Allah sei Dank, daß es heute Morgen aufgehört hat zu regnen! So konnten
wir den Versuch starten, zur ERRA nach Batagram zu fahren. Unterwegs
wollten wir bei UNICEF vorbeischauen, um etwas über die zugesagten
Schulzelte zu erfahren. Aber erstens kommt es anders und zweitens als man
denkt... Dummerweise war ausgerechnet heute in Besham der Teufel los:
irgendwelche Proteste auf offener Strasse und jede Menge Polizei...
Jedenfalls ist Amir mit uns erst einmal ins Hotel gegangen zu unserer
Sicherheit. Ein Telefongespräch klärte dann auch noch, daß die Straße nach
Batagram immer noch nicht befahrbar ist. Während einer Pause der Proteste
(eine Stunde Gebet in der Moschee) hat Amir den Verantwortlichen von
UNICEF dann kurzerhand zu uns ins Hotel geholt. Der meinte, die Schulzelte
lägen im Armeecamp bereits für uns bereit und wir müssten uns nur um den
Transport kümmern. Gesagt, getan!
Nachdem wir im Armeecamp den
verantwortlichen Offizier gefunden hatten, ging alles ziemlich schnell:
Fahrzeug besorgen, aufladen und los. Da die Zelte sehr groß sind, müssen
wir morgen aber nochmal los und den Rest holen. Wir können nur hoffen, daß
die Straße nicht noch schlechter wird durch den anhaltenden Regen, aber
das Wetter soll laut Prognose besser werden...
Michael Jürgens
11.04. - 12.04.2006
Das Wetter hatte sich mittlerweile gebessert und wir konnten gestern mit
dem Aufbau des ersten Schulzeltes für den Übergangs-Unterricht beginnen.
Dies kam zwar einem Puzzle gleich, da wir bis dahin nur einen Teil des
Zeltbaumaterials nach Sakargah transportiert bekommen haben, doch am Abend
stand das erste Zelt und wir hatten sogar noch Material übrig. Heute haben
wir dann den Rest der Zelte abgeholt, um diese so bald als möglich
aufzubauen. Dazu sind wir am Morgen ins Tal gefahren und haben gleich noch
einen wichtigen Behördengang in Batagram bei der ERRA erledigt.
Der
Karakorum Highway war zum Glück wieder befahrbar (zumindest für
pakistanische Verhältnisse...). Bei uns zu Hause wäre die Straße
wahrscheinlich noch für Monate gesperrt gewesen. In Batagram haben wir
auch gleich Verbindung zu Col. Bashir aufgenommen und ihm erklärt, dass
wir ohne die notwendigen Entscheidungen und die damit verbundenen
Genehmigungen der ERRA nicht weiter kommen. Er versprach uns, dafür zu
sorgen, daß morgen ein verantwortlicher Ingenieur zu uns nach Sakargah
kommt und sich den Standort der Schule nochmals bezüglich der
Erdbebensicherheit anschaut. Der Standort muss natürlich unbedingt zu 100%
geklärt sein, bevor wir mit dem eigentlichen Bau beginnen.
Also hoffen
wir, daß es nicht wieder regnet und die Strassen passierbar bleiben...
Unsere Arbeiter, die den Kies für die Betonsteinherstellung schürfen,
waren auch sehr fleißig, so daß wir übermorgen mit dem Gießen der
Betonsteine beginnen können.
Michael Jürgens
13.04.2006 Besuch von der ERRA
Heute war nun endlich die zugesagte Abordnung von der ERRA da. Sie haben
das ganze Gelände vermessen und begutachtet. Dann wurde noch ein
alternativer Standort angeschaut und die Papiere des Grundbesitzers als
Ablichtung mitgenommen. Nun sollen die ganzen Ergebnisse der Begutachtung
im Büro der ERRA noch einmal überprüft werden und wir bekommen in den
nächsten Tagen Bescheid, wie es weiter geht. Der Rest der Zelte, den wir
aus Batagram geholt hatten, war leider noch immer nicht vollständig. Beim
Abbau im Armee-Camp wurde vermutlich einiges durcheinander gebracht und
wir hoffen jetzt, dass wir aus dem zur Verfügung stehenden Material
wenigstens zwei komplette Zelte aufbauen können... Morgen fahren wir nach
Besham, um die Formen und den Zement für die Betonsteine einzukaufen, und
dann werden wir auch noch versuchen, den Rest der Zelte ins Camp zu
bekommen.
Michael Jürgens
14.-16.04.2006 Produktion von Betonsteinen
Nachdem wir nun alles zum Gießen der Betonsteine in Besham besorgt hatten,
ging es heute endlich an den Guss der ersten Charge. Es ist schon ein
erheblicher Arbeitsaufwand, die Steine einzeln zu gießen, aber mit den
hier üblichen Formen funktioniert es nun mal nur so. Am Anfang gab es noch
ein paar Unstimmigkeiten über das Mischungsverhältnis des Betons, aber das
konnten wir schnell klären. Die Einheimischen wollten lieber sehr sparsam
sein und so wenig wie möglich Zement verwenden. Bei so einer Bauweise darf
man sich dann aber auch nicht wundern, wenn die Häuser teilweise so
schnell einfallen...
Nachdem wir aber erklärt haben, dass wir lieber mehr
Zement und damit das richtige Mischungsverhältnis nehmen werden, konnten
wir den ersten Stein gießen und haben auch unsere Namen darin verewigt.
Ganz wichtig für unsere weitere Arbeit war nun, einen Wasseranschluss auf
der Baustelle zu haben. Das funktioniert hier in Pakistan ganz
unkompliziert: es wurde einfach eine Wasserleitung angebohrt, eine Schelle
mit Gewinde drumgelegt, ein Wasserhahn angeschraubt und fertig war unser
Wasseranschluß! ;-)
Später hatten wir leider auch noch einen
Unfallpatienten medizinisch zu versorgen. Ein junger Mann hatte sich den
Fuß ziemlich schwer gequetscht und einen offenen Bruch an den Zehen.
Leider konnten wir ihn heute Abend nicht mehr nach Besham transportieren.
Überhaupt sind wir hier als Notfallmediziner fast jeden Tag gefragt und
geben trotz der beschränkten Möglichkeiten unser Bestes. An dieser Stelle
kommt uns zumindest auch unsere Erfahrung bei der Bergwacht sehr zugute.
Michael Jürgens
17.04.2006
Unsere Arbeiter waren inzwischen sehr fleißig, so dass bereits 160
Betonsteine gegossen sind. Außerdem haben wir das erste Schulzelt
komplettiert und das 2. steht auch schon fast. Da für das 3. Schulzelt
eigentlich aber auch ein guter Platz fehlt, ist es auch nicht so schlimm,
dass wir immer noch nicht alle Teile dafür haben. Wir werden also den Rest
der Zeltgestänge bei nächster Gelegenheit wieder mit nach Besham nehmen,
damit vielleicht noch in einem anderen Ort ein Zelt aufgebaut werden kann.
In den nächsten Tagen werden wir vor allem die Steinproduktion weiter
vorantreiben. Dazu müssen wir auf jeden Fall noch eine Menge Kies schürfen
und diesen bis zur Baustelle tragen - langweilig wird es also garantiert
nicht.
Michael Jürgens
18.04.2006-22.04.2006
Die Produktion von Kies und Steinen läuft weiter, aber die versprochene
Baufreigabe von der ERRA kam bisher immer noch nicht, so dass wir leider
immer noch keine endgültige Klarheit über die Entscheidung der Behörde
haben. Deshalb haben wir uns entschlossen, selbst noch einmal nach
Batagram zu fahren. Am Donnerstag bin ich mit Amir losgefahren. Unterwegs
gab es unmittelbar vor uns einen gewaltigen Erdrutsch. Nur ein zufällig
entgegen kommender Traktor sorgte dafür, dass die Gefahr ohne uns
ernsthaft zu schaden vorüber ging: der Traktorfahrer rettete sich durch
einen kühnen Sprung aus dem Fahrerhaus und der Trecker hielt die Erdmassen
soweit auf, dass wir auf der Piste gerade noch an der Erdrutschstelle
vorbei kamen.
In Batagram wurde erst einmal versucht, uns abzuwimmeln,
aber wir blieben standhaft und kamen dann doch noch zu unserer Audienz.
Captain Shabas war schon etwas erstaunt über unsere Hartnäckigkeit, aber
er gab uns schließlich das benötigte Schreiben für die oberste
Schulbehörde des Distrikts. Dort wurden wir auch sogleich empfangen und
man versprach uns für den nächsten Tag eine endgültige Entscheidung. Als
ich meine Bedenken anmeldete, da ich befürchtete, dass am Freitag
(Feiertag!) nichts passiert, war man ganz entrüstet. Uns blieb also nichts
anderes übrig, als zurück zu fahren und abzuwarten.
Auf dem Rückweg
mussten wir eine recht lange Wartezeit an der Erdrutschstelle in Kauf
nehmen, aber mit Hilfe eines Baggers und einer Planierraupe war danach
auch wieder eine ganz passable Durchfahrt geschaffen. In Besham haben wir
nochmal Zement nachgekauft, allerdings wahrscheinlich etwas zuviel für den
alten Pick-up, denn er ist unterwegs fast auseinander gefallen... ;-)
Zumindest ging es sehr langsam voran und mittlerweile wurde es stockdunkel
und ich hatte schon Angst, dass wir nicht mehr bis nach Sakargah kämen.
Gegen 22.00 Uhr hatten wir dann aber doch noch unser Ziel erreicht.
In der
Nacht begann es dann ziemlich stark zu regnen, so das wir beschlossen,
lieber einen Tag eher nach Islamabad zufahren. Dies hatte auch den
Vorteil, das wir gleich selbst in Batagram bei der Schulbehörde vorbei
schauen konnten. Natürlich kam es wie befürchtet: der zuständige Officer
meinte, wir sollten morgen wieder kommen, da ja die Büros zum Feiertag
geschlossen sind. Da ich gestern allerdings eine feste Zusage bekam, dass
wir heute eine Entscheidung bekommen würden blieb ich wieder einmal
hartnäckig. Der Officer zog daraufhin zwar mit finsterer Mine ab, aber
nach einer halben Stunde hatten wir dann eben doch endlich unsere
Genehmigung mit Stempel und Unterschrift. Damit ist wieder ein wichtiger
Schritt geschafft und mit dem nächsten Team kann es dann mit dem
eigentlichen Bau richtig losgehen!
Nach langer Fahrt sind wir mitten in
der Nacht dann in Islamabad angekommen und waren sehr froh, als wir
endlich im Bett lagen. Ich denke, insgesamt sind wir unserem Ziel "eine
Schule für Sakargah" wieder ein ganzes Stück näher gekommen. Damit können
wir die Baustelle nun für eine Woche an Amir übergeben, ehe das nächste
Team uns ablöst. Wir werden jedenfalls morgen zurück nach Deutschland
fliegen und freuen uns schon auf zu Hause.
Michael Jürgens
23.04.-24.04.2006
Michael und Peter sind wieder gut in Dresden gelandet. Inzwischen wurde bereits die Übergabe an Jens Sommerfeldt erledigt, der wieder Mitglied des nächsten Hilfsteams sein wird und am 30.04. von Deutschland aus nach Pakistan fliegt. Mit ihm gemeinsam wird Haike Lieder das 6. Hilfsteam bilden, dass dann hoffentlich beim Rohbau richtig vorankommt.
wie es weiter geht lesen Sie auf der nächsten SeiteFragen zu Hilfsaktion beantworten wir gern unter pakistanhilfe@gmx.de. Angaben zum Spendenkonto finden Sie hier