Erdbeben in Pakistan |
Projekt: Wiederaufbau der Grundschule von Sakargah Teil 8: 5.8.-30.8.2006
Link zum vorangegangenen Bericht Teil 7: 10.7. - 4.8.2006Team vor Ort: René Schriever, Jens Sommerfeldt, Annette Töpfer, Kerstin Haym
5.8.2006
Heute nun ein neuer Tag und wie kann es auch nicht anders sein- es
schüttet wieder wie aus Eimern und der Bereich vor unseren Zelten ist kaum
begehbar. Gegen Mittag wurde es freundlicher und wir schauten uns erst
einmal die Schule und nähere Umgebung an.
Bis auf einen Erdrutsch der eine trocken gesetzte Natursteinmauer einriss (nicht unsere Mauern - die sind stabil!) und die Wasserversorgung für unseren Teil des Dorfes unterbrach war alles soweit im "Grünen Bereich".
Gemeinsam mit den Leuten im Dorf beräumten wir die Steine und Erdmassen
und konnten die Leitung mit einfachen, uns zur Verfügung stehenden Mitteln
wieder flicken.
Da das Wetter uns gut gesonnen war, bin ich dann mit Paul noch auf die Baustelle gegangen und wir haben das Fundament vom Officegebäude
ausgeschalt und alles für das Anlegen des Mauerwerks für morgen
vorbereitet.
So werden dann doch schon ein paar Steine gesetzt sein, wenn
Annett und Jens bei uns in Sakargah eintreffen. Eigentlich haben sie sich
für heute angemeldet, aber es gab bestimmt wie so oft, eine "kleinere
Planänderung"!
Rene Schriever
Die "kleinere Planänderung" besteht leider darin, daß aufgrund der enormen Regenfälle viele Straßen im Land unbefahrbar sind. Ganz Pakistan leidet zur Zeit unter extrem heftigen Regenfällen. So hat es allein gestern in Islamabad 212 mm geregnet. Viele Flüsse führen Hochwasser, einige Brücken sind schon hinweggerissen worden und Erdrutsche haben viele Gebirgsstraßen verschüttet. Aus allen Landeteilen werden Todesopfer durch die Wassermassen gemeldet, insgesamt schon weit über 100.
So mußten Jens und Annette zwangsläufig noch in Islamabad bleiben, sie hoffen, daß der Karakorum-Highway morgen wieder befahrbar ist.
6.8.2006
Ich bin abends nach 9 Uhr gut hier in Sakargah angekommen. Auf der Herfahrt auf dem Karakorum-Highway gab es wieder einige starke Regengüsse und so kamen wir nur langsam voran, hatten eigentlich schon geplant, in Besham zu übernachten. Doch da es auf dem letzten Stück grad nicht geregnet hat, sind wir gleich bis Sakargah durchgefahren.
Ich wurde ich hier überaus freundlich begrüßt. Annette hab ich erstmal in Islamabad gelassen. Sie wird dort noch einige Dinge erledigen. Sonst ist alles ok.
Rene ist wohl auf. Wir haben uns noch im Taschenlampenlicht die
Baustelle angeschaut. Beeindruckend!
So ich bin jetzt kaputt. Morgen mehr. Grüße in die Heimat.
Jens Sommerfeldt
7.8.2006
Nach 3 regenreichen Tagen bin ich nun wieder in Sakargah. 2 Monate war ich
weg und es hat sich so viel verändert. Wo unser Camp stand ist jetzt ein
Geröllfeld...
Aber die drei Schulräume stehen und das Gebäude mit Lehrerzimmer und Sanitärtrakt ist am Entstehen.
Von unserem neuen Camp kann man wie von einem Balkon auf das Tal schauen.
Aber für unsere Sicherheit müssen wir noch einiges tun damit uns ein etwas
stärkeres Nachbeben nicht erwischen kann. Die Ruinen am Camp müssen zu
unserer Seite gesichert werden. Aber ein anderer Platz ist nicht verfügbar
und Wasser kann uns hier nichts anhaben.
Da bin ich schon wieder bei der
vielen Arbeit, die mich hier erwartet. Das Dach muß errichtet werden. Das
ist besonders wichtig, da die offizielle Vorhersage sagt, dass es
bis zu 15. September immer noch heftig regnen wird. Es ist Monsunzeit. Aber das Ausmaß ist selbst für Pakistan außergewöhnlich. Als ob das Erdbeben nicht schon genug Schäden angerichtet hätte - jetzt hat man hier die stärksten Regenfälle seit 40 Jahren.
Durch die sehr steilen Berge entwickelt das Wasser übermäßige
Kräfte. Leider mußten wir in Islamabad die Information von 17 getöten
Kindern in Rawalpindi und 33 Erwachsenen in NWFP (also der Provinz in der Sakargah liegt) hören. Auch auf der Fahrt
hierher waren große Zerstörungen am Karakorum Highway zu sehen, die behelfsmäßig
instandgesetzt wurden. In Sakargah gab es große Schäden, so ja auch an unserem Camp, zum Glück aber keine
Verletzten.
Unsere Leute vor Ort haben hier ganze Arbeit geleistet. Unser Bau kann sich wirklich sehen lassen. Nun geht es daran
die Schule fertigzustellen. Wir hoffen unseren Zeitplann zu schaffen aber
das Wetter hat uns schon mindestens eine Woche gekostet.
Morgen werde ich schon wieder nach Islamabad fahren und Annette, die dort jetzt 2 Tage ihre Studien vorbereitet hat, treffen. Gemeinsam gehen wir in das
Premierministerium zum ERRA-Meeting. Es ist das erste dieser Art und soll
jetzt monatlich stattfinden. Hier treffen sich alle Organisationen und berichten über ihre Erfahrungen beim Schulbau. So wie es aussieht werden wir die ersten
sein, die ihre Schule eröffnen können!
Die pakistanische Regierung will ab September mit den Schulrekonstruktionen beginnen. Viel zu spät! Fast ein Jahr ist seit dem schweren Erdbeben vergangen. Aber hier hat die Zeit eine andere
Dimension. Nun werden bald Rene und Amir aus Besham eintreffen und ich
will noch Ordnung in das medizinische Material bringen, welches ich aus
Deutschland mitgebracht habe. Jetzt können wir auch wieder erste Hilfe
leisten. Wir sind also nach unsere Flut wieder voll arbeitsfähig.
Jens Sommerfeldt
9.8.2006
Rene hält die Stellung in Sakargah. Heute gab es nichts spannendes zu vermelden, der Bau geht systematisch weiter.
Jens und Annette waren als Teilnehmer des bereits erwähnten ERRA-Meetings in Islamabad. Es war interessant, sich einen Überblick über den Gesamtstand des Wiederaufbaus im Bereich des Bildungswesens zu verschaffen. Hier ihr Bericht:
Wir begaben uns am Morgen des 9. August zum Premierministerium im den ERRA-Meeting beizuwohnen. Allein der Vorsaal des
Auditoriums ließ uns staunen: glänzender Mamor soweit das Auge reichte und
auf einem großen Rondell in der Mitte die typische Gäste-Bewirtung pakistanischer Behörden: Tee und Kekse.
Insgesamt kamen ca. 100 Mitarbeiter der unterschiedlichsten Hilfsorganisationen (NGOs). Der Vorsitzende der ERRA begrüßte uns und gab einen kurzen Abriß über die augenblickliche Lage.
Er sprach über den aktuellen Stand der der Auszuhlung von Hilfsgeldern zum Wiederaufbau der Wohnhäuser. Die meisten der registrierten Familien hätten bereits den ersten
Teil der Gelder (25.000 Rupees) erhalten. Der Rest würde mit dem Abschluss
der Registrierung spätestens Ende August die Zahlungen erhalten. Der
zweite Teil der Gelder (75.000 Rupees) hängt scheinbar davon ab, in wie
weit die Familien mit dem Wiederaufbau ihrer Häuser beginnen; ggf. in wie
weit diese dem vorgeschlagenen erdbebensicheren Design der ERRA entsprechen.
Des weiteren sprach er davon, dass alle gesundheitlichen Einrichtungen wieder in
Funktion seien. Aber es gibt immer noch Orte in denen noch nicht einmal ein provisorischer Schulbetrieb stattfindet.
Danach wurde das Ergebnis der "risk assessment study" bezüglich der Erdrutsche der vergangenen Wochen vorgetragen. Die Unwetter hätten erhebliche Probleme beschert, wobei insgesamt 165 größere Erdrutsche und 2 zerstörte Brücken gezählt wurden. Viele nach dem Beben noch in Zelten wohnende Familien waren gezwungen Unterschlupf bei Verwandten zu suchen.
Nach dem Vortrag des Vorsitzenden stellten ERRA-Mitarbeiter die Schäden
und den Bedarf in verschiedenen Bereichen (Wasserversorgung, Strassen,
Soziales) anhand einer Präsentation dar. Leider konnten wir die
Inhalte nicht zu 100% verfolgen bzw. festhalten, da die Folien meist nur
wenige Sekunden sichtbar waren. In ebenso rascher Geschwindigkeit
erfolgten die dazugehörigen Erläuterungen.
In der anschließenden Fragerunde wurde seitens der Hilfsorganisationen hauptsächlich die
Organisationsstruktur der ERRA und die Verwendung der Gelder hinterfragt.
Bei der Frage nach dem Plan zur Vorbereitung für den kommenden Winter,
wollte ERRA jedoch noch keine weiteren Informationen bereitstellen. Die
durch den Monsun verursachten Probleme hätten in den letzten Wochen
sämtliche Aufmerksamkeit erfordert. Spezielle Fragen, die die jeweiligen
Projekte der Organisationen betreffen, kamen insgesamt weniger zur
Sprache. Einige wurden beantwortet, andere wiederum zur Beantwortung auf
das nächste Treffen vertagt. Geäußerte Kritik wurde meist dankend angenommen manchnal aber auch höflich abgewehrt.
Das Treffen gab uns alles in allem einen guten Einblick in den aktuellen Stand des Wiederaufbauprozesses.
Es bleiben aber auch Fragen offen - und das sicherlich nicht nur bei uns.
Unserem Projekt beschert dies jedoch keine ersichtlichen Nachteile, da wir
weitermachen wie gehabt und geplant. "Unsere" Grundschule in Sakargah ist nach
Aussage der ERRA dabei immer noch die erste die im Erdbebengebiet fertig
gestellt wird.
Annette Töpfer und Jens Sommerfeldt
Hier noch ein paar von der ERRA veröffentlichte Zahlen:
Insgesamt sind 5344 Schulen und Hochschulen zerstört, 2766 allein in der Provinz North West Frontier Teritories (NWFP) in dem Sakargah liegt.
Der Wiederaufbau soll bis 2009 abgeschlossen sein, bis Ende 2007 sollen in NWFP 690 Schulen fertiggestellt sein, in den beiden Folgejahren dann jeweils 1038. Genaugenommen sagen diese Zahlen aber nur eins aus: der systematische Wiederaufbau der Schulen hat noch gar nicht begonnen! Man geht von offizieller Seite davon aus, daß dies erst im nächsten Jahr in nennenswerter Zahl beginnt. D.h. hier wird ein ganzes Jahr verschenkt! (Natürlich muß man berücksichtigen, daß der Wiederaufbau der 350.000 zerstörten Wohnhäuser schon gewaltige Resourcen bindet...)
Deutlich wird das auch, wenn man die Fortschritte anderer Organisationen betrachtet. Von den wenigen bereits schon begonnen Projekten sind wir laut Aussage der ERRA die einzigen, die überhaupt schon ein paar fertige Mauern vorweisen können. Aber das liegt nicht daran, daß die anderen alle bummeln. Ein Grund ist die auch hier vorhandene Bürokratie, ein zweiter die Tatsache, daß im Pakistan das Wort Eile prinzipiell unbekannt ist ("Ihr habt die Uhr, wir haben die Zeit") und ein dritter natürlich und das merken wir leider auch, daß die ganzen Rahmenbedingungen (beschädigte Straßen, häufige Unwetter, Probleme bei der Materialbeschaffung...) ein Bautempo wie in Deutschland überhaupt nicht zulassen.
Es gibt also noch sehr viel zu tun. Wir sind stolz darauf hier - ermöglicht durch viele Spender - unseren Beitrag leisten zu können.
Eine Frage mußten wir in jüngster Zeit schon mehrfach beantworten: warum sind wir schneller als die anderen? Es ist wohl die bei Bergsteigern anscheinend besonders ausgeprägte Fähigkeit vor Schwierigkeiten - und seien sie noch so groß - nicht zu kapitulieren. Erinnert sei hier zum Beispiel an die legendäre Aktion von Michael Jürgens bei der ERRA in Battagram, der als er dann schon zum zweiten Mal vertröstet wurde, sich dort einfach niedergelassen hat mit den Worten: "Ich steh hier nicht eher auf, bis ich das Papier habe." - und eine halbe Stunde später hatte er die Baugenehmigung in der Hand.
9.-11.8.2006 Holztransport mit Umwegen
Annette und ich sind gestern Abend gut in Sakargah angekommen. Amir hat uns nach 2 Holzbeschaffungstagen in Besham abgeholt.
Kurz zu seiner abenteuerlichen Geschichte: Da am Vortag die "Strasse" nach Bana immer noch nicht offen war, 2 Erdrutsche blockieren sie, ist er mit Paul über
Talkot noch Bana gefahren. Ca. 60 km = 2h Umweg. Dort haben sie aber die
erste Holzlieferung erhalten. Das wichtigste waren die 9 Kanthölzer von
3,60m Länge für die Stützen unserer Terasse.
Das nächste Problem tat sich
aber sofort auf. Ein Transport über Talkot war nicht möglich. Die
Forstverwaltung erhebt einen saftigen Zoll, wenn das Holz aus dem Tesil (vergleichbar mit unseren Landkreisen) ausgeführt wird. Man will so unkontrolliertes und übermäßiges Abholzen der wichtigen Ressource Bergwald verhindern, indem man die Holzentnahme auf die Menge beschränkt, die im eigenen Tesil verbraucht wird. Eine an sich begrüßenswerte Maßnahme unf eigentlich für uns kein Problem, Bana und Sakargah liegen beide im Tesil Allai. Aber der riesige Umweg über Talkot führt eben aus diesem Tesil heraus und das wir das Holz dann wieder einführen interessiert dabei nicht.
Also wurde das Holz bei einem Bekannten eingelagert, in der
Hoffnung, dass die Strassenblockierungen bald beseitigt werden. Paul und
Amir fuhren dann zurück nach Besham. Es war schon dunkel, also mußten sie
gleich dort übernachten.
Am nächsten Tag besorgte Paul noch durchgetrocknetes Holz für die Fenster und Türen. Das war dann nur wenige
km von Besham beschaffbar. Gegen 17.00 Uhr kamen Annette und ich in Besham
an. Große Freude bei Amir und Paul über das Wiedersehen mit Annette.
Gemeinsam ging es dann nach Sakargah, wo Rene, der bewährte Einzelkämpfer,
schon auf uns wartete. Er macht wirklich einen super Job und war nun schon
einige Male mit Karim allein am werken.
Am nächsten Tag nahm sich Amir 6
Arbeiter mit Werkzeug und sie fuhren mit einem Pick-up in Richtung
Bana. An dem Strassenzustand hat sich überhaupt nichts geändert. Also
wurde versucht die Verschüttungen mit gemeinsamen Kräften zu beseitigen.
Leider mußten sie aufgeben. Ohne schwere Technik oder Sprengstoff waren
die grossen Blöcke einfach nicht zu beseitigen.
Nun Plan B: alle Mann
gingen zu Fuß ca. 4,5 km zwischen den beiden großen Erdrutschen. Dort
wartete dann ein Auto nach Bana. Das Holz wurde geholt und in 2 Touren
die 4,5 km getragen. Das alles bei sengender Hitze. Dort wieder auf das
schon wartende Auto und nach Sakargah. Eine Wahnsinnstour. Aber die Kosten
waren nur ca. 5% von dem Zoll den wir hätten zahlen müssen.
Ein grosses
Lob an unseren Amir. Seine Einsatzbereitschaft und sein Einfälle sind für uns einfach unverzichtbar. Gegen vier kam er im
Camp an und schlief sofort für 3 Stunden im Zelt. Er war geschafft.
Auf der Baustelle geht es gut voran. Rene hat mit den Arbeitern die
Stützeisen geflochten, Paul war an der ersten Ringankerschalung für das
Office und ich habe alles Holz gemessen und sortiert für die ersten 3
Dachbinder, die ich morgen in Angriff nehme. Nun sitzen wir im Camp, ca.
80 m über dem Bach und genießen die Abendstimmung.
12.-13.8.2006
In Sagargah geht die Arbeit voran. Der erste Dachbinder ist fertig und auch persönlich geht es unseren drei Helfern gut. Heute haben sie den Zeitplan für den Bau aktualisiert: Die Rückschläge der vergangenen Wochen: geflutetes Camp, verschüttete Straßen, tagelange Unwetter und Probleme bei der Holzbeschaffung haben in Summe einen Bauverzug von 2 Wochen verusacht. Das ist noch gut zu verschmerzen. Wichtig ist halt, daß nun das die weiteren Holzlieferungen pünktlich eintreffen.
Jens und Annette haben heute noch ihre Eindrücke vom ERRA-Meeting aufgeschrieben, nachzulesen beim 9.8.2006.
14.8.2006
Unser Team in Sakargah ist weiterhin guter Dinge. Inzwischen sind 3 Dachbinder fertiggestellt. Aus Mangel an langen und starken Hölzern werden die aus einzelnen Brettern zusammengenagelt.
Madlen Kind, die sich als Bauingenieurin normalerweise mit Dachkonstruktionen von Kirchendächern und Glockenstühlen beschäftigt, hat uns in ihrer Freizeit eine Konstruktion berechnet, wie aus kurzen Brettern in reiner Handarbeit Dachbinder mit der notwendigen Festigkeit vor Ort zu fertigen sind.
Auch das Wetter scheint sich wieder etwas gebessert zu haben. Nicht, daß es jetzt gar nicht mehr regnet, aber die Zeit der großen Katastrophen ist anscheinend vorbei.
Paul und Amir sind wieder zur Holzbeschaffung unterwegs - die Straße nach Bana ist immer noch unbefahrbar.
Pakistan feiert heute übrigens seinen 59. Jahrestag der Unabhängigkeit von Großbritanien doch davon merkt man in Sakargah überhaupt nichts.
15.8.2006
Heute ist es ein wenig kälter geworden und es hat wieder ein paar mal geregnet. Das hat aber die Arbeiten nicht beeinträchtigt. Inzwischen haben wir 5 Dachbinder fertig und der erste Klassenraum ist innen vollständig verputzt.
Paul ist mit dem Bau der Fenster beschäftigt - ja hier kann man so etwas nicht einfach im Baumarkt kaufen - jedes einzelne Fenster müssen wir hier vor Ort von Hand fertigen. Das geht aber ganz gut voran.
Da die Einweihung nun langsam näher rückt, drängt sich auch eine Frage in den Vordergrund: wie soll die Schule heißen? Wir haben von der ERRA die Erlaubnis erhalten, der Schule einen Namen zu geben und so wollen wir das auch tun. Wir haben zwar schon ein paar Ideen, würden uns aber über weitere Vorschläge freuen.
16.8.2006
Unsere Arbeitstage sind gegenwärtig ziemlich gleichförmig aber auf
keinen Fall langweilig. Die Hauptaufgabe ist die Beschaffung von Holz für
unsere Dachkonstruktion.
Amir ist täglich in Besham und kauft, was er bekommen kann. Leider ist das meist nur eine Tagesproduktion, also Bretter
für 2 Dachbinder. 23 müssen wir davon bauen und dann aufstellen. Ich bin
dabei für den Holzschnitt zuständig und säge die Bretter auf Länge. Das
sind 34 Bretter für jeden Binder.
Rene zeichnet für das Nageln
verantwortlich. Mit zwei Arbeitern verarbeitet er ca. 600 Nägel pro
Dachbinder.
Das Wetter zeigte sich heut wieder von der guten Seite. 40
Grad im Schatten, da ist man froh wenn gegen 14.00 Uhr Feierabend ist.
Nach dem Essen ist kurze Siesta und dann Vorbereitungen für den nächsten
Tag.
Ich war heute Nachmittag nach Sakargah Balla - dem westlichen Ortsteil - eingeladen, um eine Baustelle zu besichtigen. Leider war das nicht so positiv wie erhofft. Der Bauherr ist einer der ersten, die ein komplett neues Haus bauen. Leider einer von zur Zeit nur 4 in ganz Sakargah. Sie bauen zwar auch mit Beton und Stahl und geben sich Mühe, aber die Qualität ist schlecht. Mit der Zementmenge, mit der wir ca. 30 Betonsteine produzieren, schaffen sie ganze 90, d.h. sie nehmen wieder viel zu viel Sand und viel zu wenig Zement. Klar das damit keine ausreichende Festigkeit erzielt werden kann. Von Plänen der ERRA zum erdbebensicheren Bauen haben sie noch nichts gehört. Man hat leider den Eindruck, dass sie nicht viel aus dem Beben gelernt haben.
Außerdem ist schon längere Zeit Ruhe in der Erde und so glaubt man hier anscheinend, daß dies nun so bleibt.
Ich habe den Bauherren zu Schule eingeladen, wir werden ihm noch einmal genau unsere Bauweise erläutern. Außerdem haben wir vereinbart, dass er den Rüttler mit
einer Arbeitskraft nach Feierabend ausleihen kann. So dass wenigstens die
Stützen eine bessere Qualität bekommen.
Am Abend sitzen wir jetzt zusammen
und Rene und ich verbessern unsere Englischkenntnisse. Annette ist dabei eine geduldige Lehrerin.
Jens Sommerfeldt
17.8.2006
Die Holzbeschaffung ist auch weiterhin Thema Nummer Eins bei uns. Amir ist heute wieder nach Bana gefahren und wird dort nochmal beim Sägewerksbesitzer Druck machen. Morgen folgt dann Jens mit 10 Arbeitern. Die werden dann das Holz in mehreren Gängen die 4.5 km unbefahrbaren Straßenkilometer tragen. Wenn das alles so klappt wie geplant, sollte unser Holzproblem dann im Wesentlichen gelöst sein.
Ansonsten hatten wir heute noch ein längeres Gespräch mit dem Direktor der Mittelschule Mohammed Arun und dem Lehrer Achmed Nabi. Mit letzterem hatten wir schon zu unserem Einsatz im Oktober ein recht freundschaftliches Verhältnis. Beide haben noch einmal ihre große Dankbarkeit für die Hilfsaktion von Alpinclub und Bergwacht zum Ausdruck gebracht.
18.8.2006 Fahrt nach Bana
Wie vorher abgesprochen, stand heut früh um 7 ein Auto für uns
bereit. Mit 10 Arbeitern machten wir uns auf, um Bretter aus Bana zu
holen. Amir war über Nacht in Bana geblieben und hatte alles vorbereitet.
Die Autofahrt war gleich wieder etwas viel Adrenalin am frühen Morgen.
Die Straße nach Bana schlängelt sich noch höher über den Fluß am steilen Berghang entlang und auch die starken Regenfälle haben ganze Arbeit geleistet: überall sind die Steinlawienen noch zu sehen und die Straße wurde nur notdürftig geflickt.
Nach 50 min. war erstmal Schluß. Ein großer Steinhaufen versperrte uns den Weg. In einer Stunde harter Arbeit war diese Blockierung beseitigt. Dabei wird eine sonderbare Technologie angewendet. Da die großen Steine per Hand nicht bewegt werden können, wird die
Straße ringsrum einfach erhöht. So entsteht ein riesiger Hügel über den das Auto es
grade so schafft. Die ganze Straße ist von diesen Hügeln gespickt.
Nach weiteren 10 Minuten Fahrt war dann endgültig Schluß. Hier konnte mit
Muskelkraft nichts mehr bewegt werden. Also gingen wir zu Fuß weiter. Nach 4 km konnten wir unseren Holzstapel sehen. Amir und Asadulla warteten schon
seit 6. Jetzt war es halb 11 und die Sonne brannte schon wieder mächtig.
Es wurden Pakete zu je 9 Brettern geschnürt (ca.50 kg) und eigentlich ging es genau auf. Natürlich kontrollierten alle Arbeiter ihre Pakete und schnürten
noch so einiges um. Mit einem mal waren alle weg, jeder mit seinem Paket aber
trotzdem blieben 20 Bretter übrig. Einige waren so schnell und pfiffig gewesen und hatten wieder einige Bretter aus ihren Paketen entfernt...
Was bleib uns anderes übrig, Rene, Amir, Tahir, Asaduhla und ich, teilten sich die
restlichen Bretter auf und es ging zurück zum Auto.
Wieder muß ich sagen,
welche schwere Arbeit diese Schlepperei ist. Rene und ich mußten nur 3
Bretter tragen, aber unsere Schultern sind wahrscheinlich anders
konstruiert. Außerdem nutzen ja die einheimischen ihren Turban als
Polsterung. Auf jeden Fall Hochachtung für diese Leistung. Die brennende
Sonne machte das Ganze natürlich nicht leichter, aber nach ca. 1,5 h waren wir
wieder am Auto.
Vollbeladen nach kurzer Fahrt verabschiedete sich ein Reifen. Zum Glück war es an einer sicheren Stelle. Wir gingen ein Sück zu Fuß
bis zu einer kleinen Siedlung. In der Zwischenzeit wurde das Rad
gewechselt.
Ein guter Zeitpunkt für eine Tee Pause und der Tee war
köstlich auch wenn die Hütte(Gastätte) einen gespaltenen Eindruck
hinterließ. Aber das kennen wir ja nun schon. Die letzten Kilometer zurück nach
Sakargah sah ich das erste mal das auch Einheimische an besonders
gefährliche Stellen absteigen und laufen. Das haben wir natürlich dann
auch gemacht. Aber einige kennen anscheinend gar keine Angst oder vertrauen
auf ihren Alah. Wir sind dann gut in Sakargah angekommen und haben nun für ca.
5 weitere Dachbinder die Bretter. Es geht also voran aber geschlaucht hat es uns
auch ganz schön.
Jens Sommerfeldt
19.-20.8.2006
Jens war wieder einmal auf Einkaufstour in Besham, Materialbeschaffung mitten im Gebirge ist halt ein mühsames Geschäft...
An der Schule wird mächtig weitergebaut, zum einen werden die gelieferten Bretter zu Dachbindern verarbeitet, zum anderen wird das Gebäude verputzt
21.8.2006
Nachdem es in der Nacht wieder mächtig geschüttet hatte, war es heute früh
etwas schwer in die Gänge zu kommen. Die Arbeiter dachten, dass es weiter
regnen wird und waren unentschlossen anzufangen. Aber nachdem wir einige
Regenschutzmaßnahmen getroffen hatten, ging die Arbeit los und um 10 Uhr kam
auch die Sonne wieder raus.
Gegen Mittag erreichte ein Hochzeitszug, der aus Mansera seit den frühen Morgenstunden unterwegs war, das Dorf. 5 Autos mit vielen Hochzeitsgästen und natürlich der Braut. Wir waren zu den Feierlichkeiten eingeladen und ließen uns das natürlich nicht entgehen. Wir wurden köstlich bewirtet. Der
Ablauf so einer Hochzeit ist sehr kompliziert und läuft über mehrere Tage.
Annette hatte das Glück in das Brautzimmer zu kommen. Ihre Eindrücke wird
sie später mal darlegen. Wir mußten allerdings das Fest nach dem Essen wieder verlassen, denn heute war wieder mal Zahltag und der ist, wie überall, sehr wichtig. So haben wir leider einen Teil der Zeremonie verpasst.
Die Herstellung der Dachbinder ist jetzt komplett in pakistanischer Hand. Wir haben die
Arbeiter gut angelernt und sie arbeiten jetzt selbständig. Unsere nächste
Aufgabe ist das Anbringen der Fußpfette und das Aufstellen der ersten
Dachbinder. Hoffentlich spielt das Wetter mit.
Amir fährt mit Paul wieder nach Bana, besser gesagt er läuft ein großen Teil, für die nächste
Holzlieferung. Die Fenster und Türrahmen für den ersten Klassenraum sind auch schon fertig.
In den nächsten Tagen werden wir den Termin für die Schuleröffnung festlegen. Wir sind zwar durch Unwetter, Flut und die Materialprobleme beim Holz etwas in Zeitverzug, aber die Schüler und Lehrer warten auch schon sehr darauf. Da brauchen wir dann aber schnell noch einen guten Namen für die Schule.
Heut abend hat dann Tahir noch 6 Fische gebracht, die er grad im Bach gefangen hat. Also ist
morgen Fischtag.
Jens Sommerfeldt
22.8.2006 Erneute Flutkatastrophe
Ein heißer Tag geht zu Ende. Der Notstromgenerator rattert draußen und wir
hoffen alle schnell ins Bett zu kommen. Die letzte Nacht ließ kaum
Schlaf zu.
Es regnete so ca. ab Mitternacht und um 3 Uhr morgens ging es richtig zur Sache. Gewitter, Platzregen in einer Intensität wie ich ihn noch nie erlebt habe, mehr als 2 Stunden lang. Der Bach schwoll schnell wieder zu einem reißenden Fluß an. Im
Schein der Blitze konnten wir sehen, wie der Fluß das ganze Tal einnahm.
Laut tosend raste die dunkelbraune Brühe zu Tal.
Heut früh kam schnell die
Sonne raus und der Tag wurde heiß. Die Leute, denen Land im Uferbereich
gehörte waren seit Sonnenaufgang damit beschäftigt Treibholz aufzufangen
und an Land zu bringen. Das ist hier als Brennmaterial sehr wertvoll, denn es ist verboten, Bäume zu Feuerholzzwecken zu fällen. Außerdem mußten
Schäden an Feldern beseitigt werden.
Dieses Unwetter forderte allein in unserem Tal 7 Todesopfer. Eine ganze Familie wurde ausgelöscht. Sie lebten in einem Haus am Berghang in Kohistan, d.h. im hinteren Teil des Tales. Eine Schlammlawine riß das ganze Haus in den Fluß. Sie hatten keine Möglichkeit sich zu retten. 3 Leichen wurden in unserem Bereich angeschwemmt: 2 Frauen und ein Kind. Heute abend wurden sie schon beerdigt.
Leider ist auf der Baustelle auch nicht so viel geworden wie geplant. Es kamen nur wenige Arbeiter und so konnten wir nur den Beton für die Terrasse fertigstellen. Wir hoffen, dass Amir nach Bana
durchgekommen ist und weiteres Holz beschafft hat. Das werden wir aber
sicher erst morgen erfahren. Aber jetzt in den Schlafsack. Hoffentlich
bleibt die Nacht ruhig.
Jens Sommerfeldt
23.8.2006
Leider war die Nacht nicht so ruhig, wie erhofft. Wieder regnete es heftig, allerdings nicht so lange wie am Tag zuvor. Eine erneute Katatastrophe ist dadurch ausgeblieben. Dennoch haben viele Menschen hier aus Angst kein Auge zugetan. Entsprechend müde und teilweise auch verspätet trafen heute unsere Arbeiter auf der Baustelle ein. 2 Nächte ohne Schlaf gehen halt nicht spurlos vorbei. Trotzdem sind wir wieder ein Stück vorangekommen.
24.8.2006 Ein langer erfolgreicher Tag
Wir haben heut viel geschafft. Die ersten 8 Dachbinder stehen auf den Mauern, der Putz ist fast fertig und auch das 4. Gebäude wächst.Amir hat aus Bana ca. 140 Bretter besorgt und holt morgen aus Besham noch einmal 100. So dass sich unsere Holzsituation entspannt. Die Straße nach Bana ist seit heut wieder offen. Ist zwar sehr gefährlich aber befahrbar. Wir hoffen, dass uns jetzt das Wetter nicht noch mal so einen Streich spielt und wir gut voran kommen.
Nach der Arbeit stiegen wir nach Safia auf. Das entspricht immer einer mittleren Bergtour: 600 Höhenmeter. Wir waren bei einem Arbeiter eingeladen und wollten auch noch mal die Wassersituation erkunden.
Es stellt sich so dar, dass dringend der Wasserkanal mit Beton verfestigt werden muß. Zusätzlich dazu wäre eine Wasserleitung notwendig. Die Quelle liegt in einem felsigen Tal ca. 1 km vom Ort entfernt. Gegenwärtig erfolgt die Wasserversorgung über einen Naturstein und Erd- Kanal. Die Leute tragen dann das Wasser zu den Hütten. Sie trinken dieses Wasser.
Wir trafen den stellvertretenden Bürgermeister, mit dem wir die Situation absprachen. Er soll einen genauen Plan erstellen und die notwendigen Materialien erfassen. Die Arbeit würde die Gemeinde selbst übernehmen. Wir wollen uns das nächste mal bei uns im Camp treffen und werden dann sehen wie wir den Leuten von Safia helfen können.
Natürlich war dieser Ausflug wieder sehr anstrengend aber wunderschöne Natur und mal ein ganz anderer Blick auf Sakargah. Beim Anbruch der Dunkelheit erreichten wir das Camp.
Jens Sommerfeldt
25.8.2006 Gewittersturm
Jeden Tag eine neue Katastrophe. Heut Nachmittag kam ein Gewittersturm
das Tal von Besham herauf, so was haben wir noch nicht erlebt. Ich war
mit Rene bei einem Arbeiter zu Besuch und Annette war auch grad unterwegs.
Wir sahen wie es unser Camp durchschüttelte. Nur Paul und Karim
versuchten einiges in Sicherheit zu bringen. Das ganze dauerte inklusive
Platzregen, 20 min. Ergebnis: Einige Zeltbahnen angerissen, Schlafsäcke
naß und einige andere Utensilien. Aber trotzdem noch mal Glück gehabt.
Wir dachten echt unser Camp fliegt weg.
Unser Gastgeber mußte seine Wellblechplatten auf dem Dach festhalten.
Das Haus hatten wir verlassen und in einem alten Zelt Zuflucht gesucht. Der Regen war dann so stark daß man nur ca. 50 m schauen konnte. Aber wie gesagt alles ging so schnell vorbei, wie es gekommen war.
Jens Sommerfeldt
26.-29.8.2006
Jens ist mit Amir nach Islamabad gefahren um weiteres Material zu besorgen. Am 30.8. wird er dann Kerstin Haym vom Flughafen abholen und mit ihr nach Sakargah zurückkehren.
Annette und Rene bauen inzwischen fleißig weiter, hier ihr Bericht:
Seit Amir und Jens nach Islamabad gefahren sind hat sich hier nicht so viel
spektakuläres ereignet. Der normale Arbeitsalltag geht seinen Lauf und
wir müssen langsam sehen, wie wir sozial gerecht Beschäftigten auf ein gesundes und notwendiges Maß reduzieren können. Im Grunde brauchen wir für die weiteren Arbeiten mehrheitlich Fachkräfte und nur noch ein paar Hilfskräfte. Doch das werden wir in dieser Woche mal am Runden Tisch vor Ort gemeinsam diskutieren, nach dem wir uns noch ein genaueres Bild über die derzeitige Arbeitsmoral der Einzelnen verschafft haben.
Gestern gab es auf der Baustelle ein kleineres Handgemenge, welches sich im Vorfeld schon durch lautstarke Diskussionen und Gebrüll ankündigte. Wenn immer so etwas passiert, kann man sich durchaus des Eindrucks nicht erwehren, es gehe um Leben und Tod. Meist klären sich Differenzen zwischen den Arbeitern recht schnell, nur dieses Mal war es scheinbar wirklich ernst. Tahir, unser Vorarbeiter, konnte sich einfach auf
Grund von seiner Position auf der Baustelle und seinem Status in dem
Dorfgefüge, nicht von einem "einfachen Arbeiter" Vorschriften über die
Einteilung der Arbeitsaufgaben machen lassen. Es wäre sicher die
absolute Verletzung seiner Ehre und Autorität auf der Baustelle gewesen.
So folgten nach harten Worten auch eben solche Fäuste. Zum Glück standen die anderen Arbeiter nicht belustigt herum, sondern konnten Schlimmeres
verhindern und die beiden Streithähne auf einen ausreichenden Abstand
bringen.
Uns war bei dieser Situation nicht wohl, doch selbst in diese Auseinandersetzungen einzugreifen ist von einem Außenstehenden
wohl mehr als töricht. So konnten wir im ethnologischen Sinne, nur als
"Teilnehmende Beobachter" diesen Konflikt verfolgen (eine "Spezialistin" verweilt ja z.Z. im
Rahmen einer Feldstudie in unserem Camp- will aber nicht genannt werden).
Nach relativ kurzer Zeit hatten sich dann doch die Gemüter wieder beruhigt und es konnte mit der Arbeit begonnen
werden.
Bis auf 4 wenige Außenwände ist nun die Schule auch ringsum verputzt und wir werden in den nächsten Tagen mit dem Fußbodenaufbau beginnen. Das Holz
für die Dachlattung, die Veranda und fürs Office ist in Besham bestellt und
kann auch hoffentlich wie versprochen in den nächsten Tagen dort
abgeholt
werden. Wir lassen uns mal überraschen und schrauben unsere Erwartung
nicht so hoch, denn um so größer ist dann das Glücksgefühl, wenn doch
mal was reibungslos klappt. Eigentlich hätten wir heute die Vorfertigung der Dachbinder abgeschlossen, doch wie schon in den letzten Tagen machte uns das Wetter wieder einen Strich durch unsere Pläne und es goß schon in den frühen Morgenstunden wie aus Kannen. Ans Arbeiten war überhaupt nicht zu denken und so mußten wir unsere Arbeiter alle wieder nach Hause schicken.
So werden wir uns wohl oder übel auch mit dem vollständigen Stellen des Dachstuhles noch ein wenig gedulden müssen. Dann ist auch Jens beim Richtfest auf deutsche Art und Weise mit dabei, was uns natürlich freut. Normalerweise wird hier schon gefeiert, wenn das erste Holz auf den Mauern liegt. Doch wir haben uns nun einfach für unsere deutsche Tradition entschieden.
Annette nutzte gleich diesen Regentag, um ihre komplette Kleidung von
diesen kleinen bissigen, hüpfenden und nervigen Juckreiz verursachenden
Tierchen zu befreien. Es war großer Waschtag angesagt und wenn unsere
gebastelten Miniatursportgeräte für ihre "Haustiere" dadurch nicht mehr
gebraucht werden und der "Flohzirkus" schließen muß, so wäre das für
sie ein ganz neues "Lebensgefühl".
Bei mir kreisten die Gedanken an die Heimat im Hinterkopf und an meinen
ersten vermeintlichen Tag zu Hause. Ursprünglich wollte ich nämlich heute nach Hause zurückfliegen, habe dann aber meinen Aufenthalt hier noch etwas verlängert. Ich denke die richtige Entscheidung getroffen zu haben, wenngleich auch manches Mal ein kleiner Zweifel darüber in mir aufkommt. Doch so können wir gemeinsam beenden, was Jens und die vielen anderen Helfer aus Deutschland schon vor langer Zeit begonnen haben.
Rene Schriever und Annette Töpfer
30.8.2006
Früh am Morgen konnte Jens wie vereinbahrt Kerstin Haym in Islamabad vom Flughafen abholen. Ihr Flug selbst war problemlos verlaufen, lediglich beim Umsteigen in London hatte man ihr wegen der damit verbundenen Terrorgefahr die Sonnencreme abgenommen.
Vom Flugzeug aus ging es ohne Pause gleich weiter auf dem Karakorum-Highway über Mansehra und Battagram nach Besham und von dort noch am Abend bis nach Sakargah, welches die beiden erst in der Dunkelheit erreichten. Nach einer kurzen Begrüßung sind sie dann gleich müde ins Bett gefallen.
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