Batura Muztagh Expedition 2006
Bildergalerie Teil 4 - Erstbesteigung des Mamu Sar (6096m)
Nach unseren Erstbesteigungen von Nadin Sar (6211m) und Caboom Sar (6186m) haben wir eigentlich nur noch 3 Tage Zeit, ehe wir das Basislager in Pamri wieder verlassen müssen, um die Heimreise anzutreten, doch das gute Wetter soll zumindest anderhalb bis zwei Tage davon noch durchhalten und so wollen noch einen dritten 6000er-Erstbesteigungsversuch probieren. Mit unserer Biwak- und Kletterausrüstung sowie Kochergass und Verpflegung für 3 Tage marschieren wir also in Richtung westlicher Yashkuk-Gletscher, wo wir ein mögliches Ziel ausgemacht haben. Zwar befürchten wir bereits von vornherein, daß sich unsere Vorstellungen unter Umständen nicht verwirklichen lassen, denn die extrem zerrissenen Gletscher und steile Flanken aus brüchigen Felsen machen das Finden einer einigermaßen sicheren Anstiegsroute zum Pokerspiel, doch unsere Strategie kann aufgrund der Kürze der verbleibenden Zeit ohnehin nur sein, alles auf eine Karte zu setzen...
Beim Anmarsch auf dem westlichen Yashkuk-Gletscher haben wir den Caboom Sar,
auf dem wir 2 Tage vorher standen, bestens im Blick...
Der Gletscher ist übersät mit kleinen und großen Gletschertischen. Talaufwärts
haben wir einen schönen Blick auf den Kutshkulin Sar (6074m, der markante weiße
Gipfel als zweiter von links) sowie die felsige Flanke des Sax Sar (6240m, ganz
rechts), die Markus gemeinsam mit Jörg Ehrlich, Frank Polte und Dieter Rülker im
Rahmen der 1998er Expedition von der gegenüberliegenden Seite her besteigen konnte.
Von unserem Zelt, das wir auf reichlich 4500m Höhe im Ende des Gletscherbeckens
errichten, haben wir am Abend einen schönen Blick auf den Caboom Sar (6186m). Viel
Zeit um den Blick zu genießen, bleibt uns jedoch nicht, denn wenn wir am nächsten
Morgen um 1 Uhr aufstehen und in Richtung Gipfel aufbrechen wollen, müssen wir
schon bald in die warmen Schlafsäcke kriechen...
Im Schutz der Dunkelheit überwinden wir diesen Gletscherbruch, der im Vergleich
zu anderen Gletschern in dieser Ecke des Gebirges wirklich noch gutmütig aussieht.
Weiter oben haben wir dann zunächst leichtes Spiel und kommen über nicht all zu
steile Schneehänge gut voran: bereits um 8 Uhr stehen wir auf dem höchsten Punkt eines
kleinen Aussichtsgipfels, der die Scharte zwischen Sar Sar und unserem eigentlichen Ziel -
einem unbenannten 6000er - überragt. Fast eine Stunde lang genießen wir die Aussicht aus
5780m Höhe und taufen die Scharte zu Füßen des Sax Sar auf "Sax Col" ("Sachsenscharte")
und den kleinen Gipfel auf "Sax Col View Peak". Dann beginnen wir den Abstieg, der uns
in Richtung unseres Hauptzieles bringen soll...
Ein schneegefülltes Rinnensystem ermöglicht uns zügiges Vorankommen. Das ist auch
nötig, denn die steilen Begrenzungswände bestehen aus brüchigem Fels und nicht nur
einmal schreckt uns das Surren herabfallender Steine auf, die dann dumpf in den Schnee
neben uns einschlagen. Eile tut not und so gehen wir den größten Teil der Rinne seilfrei,
bis sie sich weiter oben etwas aufsteilt und im weichen Schnee einige Spalten aufweist,
die das anseilen ratsam erscheinen lassen.
Als wir den Grat erreichen, belohnt uns eine überwältigende Aussicht auf den gesamten
Gletscherkessel des westlichen Yashkuk-Gletschers und die umliegenden Berge. Von hier aus
leitet ein scharfer Grat, der sich später in einer Flanke verliert, zu den Gipfelfelsen.
Die letzten Meter zu den überraschend festen Gipfelfelsen sind technisch unschwierig,
doch aufkommender Wind, der sich binnen kurzer Zeit zum regelrechten Sturm steigert,
erfordert trotzdem volle Aufmerksamkeit und Konzentration.
Um 14.30 Uhr erreichen wir endlich den höchsten Punkt - 6096m. Die Sonneschein-Idylle
trügt jedoch: der eisige Wind bläst so stark, daß es selbst zum kurzen Handschuhe ausziehen
zu kalt ist. Wir taufen den Gipfel zum Andenken an den 2004 am Nanga Parbat tödlich verun-
glückten Günter Jung auf "Mamu Sar", denn Günter wurde von den Einheimischen stets liebevoll
mit "Mamu" angeredet, was soviel wie "älterer Onkel" bedeutet und in Pakistan eine sehr
respektvolle Bezeichnung ist.
Der Blick vom Gipfel aus ist in alle Richtungen einfach nur unbeschreiblich schön. Am meisten
fasziniert uns jedoch verständlicher weise der Anblick des von dieser Seite stark ver-
gletscherten Sax Sar, dessen Erstbesteigung Markus im August 1998 gemeinsam mit
seinen Bergfreunden Jörg Ehrlich, Frank Polte und Dieter Rülker gelang.
Auch der südlich gelegene Kutshkulin Sar (6074m, rechts) wurde im Rahmen der 1998er
Expedition erstmals bestiegen und ist vom Gipfel des Mamu Sar aus sehr gut zu sehen.
Angesichts des stürmischen Windes halten wir uns nicht lange auf dem Gipfel auf, sondern
beginnen bald mit dem Abstieg auf der gleichen Route. Unser zelt erreichen wir trotzdem
erst kurz vor Einbruch der Dunkelheit. Am nächsten Tag geht es bei hereinbrechendem
Schlechtwetter zurück in unser Basislager und damit ist die Expedition quasi beendet...
--> Hier geht's zurück zu Teil 1 der Bildergalerie, unserem Versuch am Batura II
--> Und hier kann man in unserer Chronik nochmal alles ganz detailliert nachlesen.