alpinclub

Erdbeben in Pakistan
Hilfsaktion von Alpinclub und Bergwacht Sächsische Schweiz

Begwacht

Projekt 2007: Wiederaufbau der Mittelschule von Sakargah

Link zum vorhergehenden Teil 1 des Tagebuchs : 18.3. - 17.4.2007

18.04.

Vorab kann man sagen, dass wir die letzten beiden Tage hauptsächlich damit beschäftigt waren, Kies zu schürfen und diesen dann per Säcke und Schub- karren zur Baustelle zu transportieren. Haben jetzt zwei Schürfstellen, leider sehr abgelegen (300 u. 700 m entfernt, da die "Locals" schon seit März mit der Kiesproduktion für ihre eigenen Häuser begonnen haben und die gut zugänglichen Plätze vergeben bzw. leer sind. Auf der anderen Seite finde ich es gut, wichtig und einfach nur notwendig für die Bevölkerung, ihre Geschicke in die Hand zu nehmen, ihre Häuser zu bauen, um nicht noch einen Winter in kalten Baumwollzelten und Behelfsunterkünften überleben zu müssen.
Auch sehe ich mit Freude, dass viele aus dem Bau des Grundschulprojekts vom vorigen Jahr gelernt haben und dieses nun beim eigenen Heim anwenden, um ein erdbebensicheres Gebäude zu bauen, was für die Zukunft der Familien nicht nur Sicherheit bedeutet. Die Erfahrungen können so weitergegeben werden und ein neues Bewusstsein, auch seinem eigenen Leben gegenüber, kann sich langsam ent wickeln.
Eine große Schlüsselrolle spielen zur Zeit und in der Zukunft die benötigten finanziellen Mittel. Die ERRA hat, wie Tino schon geschrieben hat, mit der Unterstützung der Erdbebenopfer begonnen, so dass die Arbeiten gestartet werden konnten. Für uns stehen nun 4 - 5 wichtige Spezialisten nicht zur Verfügung und neue Leute müssen angelernt werden. Das sind halt immer die zwei Seiten dieser oft zitierten Medaille.

Für heute haben wir einen Maurer bestellt, der nun die erste Lage auf dem Bereich des gelegten Fundamentes gesetzt hat. Um die Neigung nach innen sicher einhalten zu können, hatte Tino vor seiner Abreise noch zwei Holzgerüste anfertigen lassen, die zum Einsatz kamen und eine echte Hife für uns sind. In der Zwischenzeit wurden auch die Überreste - sprich Trümmer - der gesprengten Felsbrocken aus dem Graben geräumt. Somit haben wir eine Grundlage für´s weitere Betonieren in den nächsten Tagen.
Gestern kündigte sich schon ein wenig an, was uns heute erwartete. Der gesammte Tag war bewölkt und heute wurden wir mehrmals von kurzem, aber starkem Regen überrascht, konnten Unterschlupf auf der Terrasse der Grundschule suchen und ich hatte Gelegenheit wieder in die Klassenräume zu schauen.

Für mich ist es jedes Mal aufs Neue herzerweichend, wenn ich die glücklichen Mädchen und Jungen in den Korridoren, zur Gruppenarbeit oder in den Unterrichtsräumen sehe. Ihre Stimmen beleben jeden Tag die Schule und auch unsere Baustelle, die nur wenige Meter entfernt liegt. Es ist ein schönes Gefühl, das zu erleben und ich möchte hiermit den vielen Menschen, die uns unterstützt haben, nochmals dafür danken.
Seit drei Tagen kommt nun regelmäßig ein kleiner Steppke aus der Schule zur Wundversorgung zu mir ins Camp. Er ist ein richtiger "Pechvogel", hat an beiden Beinen an verschiedenen Stellen Verletzungen, die teilweise schon sehr alt sind. Beim Verarzten ist er immer sehr tapfer, obwohl das desinfizieren ganz sicher schmerzt. Die ersten Wunden sehen schon gut aus und jedesmal gibt es etwas Süßes als "Trostpflaster", sodass der kleine Kerl nun in Begleitung von zwei Freunden kommt!

PS: Tino ist heute wieder gut zu Hause angekommen.
Rene Schriever

20.04.

Hallo ihr Daheimgebliebenen!
Heute wirds wieder mal Zeit für einen Eintrag im Tagebuch, nachdem ich gestern den fast vollständigen Bericht per Knopfdruck in die ewigen Jagdgründe geschickt habe. Nun ein neuer Versuch und ein Abriss der örtlichen Gegeben- und Gepflogenheiten in den letzten beiden Tagen. Gestern nach Arbeitsbeginn mussten wir schnellstens erstmal einen trockenen Platz suchen, da ein Gewitter das Tal herauf kam und ein Regenschauer mit Hagel auf uns herab prasselte. Das Unwetter zog nach Kohistan weiter, wo es sich sicher an den Bergen abregnete. Kurze Zeit später konnten wir mit der Natursteinmauer beginnen, waren guter Dinge, bis sich der Rüttler entgültig verabschiedete und eine Generalüberholung in Besham notwendig war. Tahir den wir nach Klärung diverser Probleme im letzten Jahr, seit 2 Wochen an Bord begrüssen können, hat sich gleich bereit erklärt, das zu übernehmen und ist in die "Großstadt" am Indus gedüst. Da war umdisponieren angesagt, doch nicht jeder des Mischerteams teilte mit mir meine Auffassung zu den neu eingeteilten Arbeitsaufgaben, was sich im Laufe des Tages noch heraus stellen sollte. Das Heranschaffen des Kieses von den Schürfstellen war das Wichtigste, um den weiteren reibungslosen Ablauf der Arbeiten garantieren zu können. So hatte ich auch die Möglichkeit mich beim Schürfen mit einzuklinken und nach dem Rechten beim Transport des Materials zu schauen, was auch gut war.
Die zwei sich selbst einteilenden "Bobcar-Driver" hatten ihren "Heiden-Spaß" daran (diese Bezeichnung sollte man lieber nicht in Urdu in der Öffentlichkeit äußern), von einem gemütlichen, schattigen Platz aus, mit lauten tschaba- tschaba- Rufen die näher kommenden Träger anzutreiben und anscheinend auch kein Problem damit, dass ich gleich neben ihnen im Wasser stand und sie mehrmals zum Arbeiten aufforderte, lag doch direkt vor den beiden ein Haufen Kies, der ohne weiteres in der Zwischenzeit, bis die nächste Lieferung kommt , Bobcar für Bobcar seinen Weg zur Baustelle hätte finden können. Ich denke- da wäre wohl jedem der "Kragen" geplatzt. Da musste ich erstmal ein wenig laut werden, was bei den Locals im Rahmen der sogenannten "Discussion" zur Normalität gehört. Nach der Arbeit habe ich mir die Zwei zur Brust genommen und meine Auffassung von Arbeitsmoral und Einsatzbereitschaft vermittelt. Ein dritter Mann, den ich über 2 Stunden nicht zu Gesicht bekam, stand uns heute nach meinen Ausführungen zu diesem Thema "leider" nicht mehr zur Verfügung. So ein Kapitalist denkt ihr jetzt bestimmt, aber es ist mitnichten an dem. Habe ich doch für alle, besonders für unsere Träger vollstes Verständnis, wenn diese nach langem und schweren Transport sich eine Ruhepause gönnen, was mehr als angebracht ist. Es wird immer ein harter Job bei dem schwierigem Gelände und der Hitze bleiben.

Neuer Tag- neues Glück! Heute war einer von diesen Tagen, wo wir uns alle nach getaner Arbeit mal richtig auf die Schulter klopfen konnten. Haben doch 30 Sack Zement, dazu die entsprechende Menge Kies und die notwendigen Natursteine ihren Platz in dem Graben und der Stützmauer gefunden. Der Rüttler schnurrte wie ein Kätzchen und wir sahen aus wie die Schweine, wahrscheinlich die einzig verfügbaren hier in Sakargah. Doch vorerst zum Schlachten noch nicht frei gegeben.
Nun sind 17 Meter Fundament (von ca. 30 m) und auf dem Bereich, den Tino noch betoniert hat, die 3. Lage der unteren Mauer fertig gestellt. Wenn uns das Wetter gut gesonnen ist und nichts Unvorherge- sehenes dazwischen kommt, wollen wir bis Wochenanfang den Rest des Fundamentes gefüllt haben.
So wurde heute auf dem "kleinen Dienstweg" beschlossen für morgen "2 Kollegen im Pelzmantel"- sprich Pferde anzuheuern (das bei diesen Temperaturen!), um unsere Träger zu unterstützen und damit genug Material für unser Vorhaben bereit liegt. Hoffentlich gibt es keine größeren Verständigungsschwierigkeiten mit den beiden oder ihrem zweibeinigen Supervisor.
Auf der Baustelle stellt mittlerweile nach anfänglichen Kommunikationsproblemen ein interessanter Englisch-Deutsch-Urdu-Mix die Basis unserer Unterhaltungen dar, der in keinem Wörterbuch zu finden ist. Sind doch die Gesten, der Spaß an und mit der Sache, einfach das Miteinander so entscheidend fürs gemeinsame Arbeiten und die Zeit nach "Feierabend". Natürlich gibt es wie überall auch Stinker und "Zäpfchenköpfe", aber mal lernt sehr schnell die Menschen kennen und trifft seine notwendigen Entscheidungen, auch für sich selbst.
Werde am Tagebuch dran bleiben - bis später!
Rene Schriever

23.04.

Heute nur mal ein kurzer Eintrag ins Tagebuch.
Gestern konnte ich nichts schreiben, da eine Stunde, nachdem Jens wieder runtergefahren ist, ein heftiges Gewitter los ging. Der Strom ist dann auch gleich ausgefallen und die Blitze zuckten ununterbrochen. Hat auch irgendetwas bei uns in die Teensheets vom Essbereich eingeschlagen. Wir haben uns, bevor es so richtig los ging im Küchenzelt in Sicherheit gebracht. Ab nun werden wir uns bei Gewitter nicht mehr unter unseren "Schelter" aufhalten.
Hoffe auch, dass Jens noch gut nach Besham gekommen ist! Er wollte noch im Hellen unten sein und hat glücklicherweise den Absprung bei der Einladung zum Lunch beim Teacher noch geschafft.
Heute war ich ein wenig durch den Wind, da durch Gewitter, Sturm und Regen kaum geschlafen. Den Anderen im Camp und auf der Baustelle ging´s auch nicht viel anders.
Dann trotzdem ein normaler Arbeitstag mit anschließenden Meeting aller Arbeiter, wo ich nochmals klar gemacht habe was ich von ihnen erwarte, da wir wieder Probleme mit den Trägern hatten. Amir hat übersetzt und letzmalig verwarnt.
Ab 15.00 haben wir mit 4 Arbeitern zusammen den Mittelraum des alten Krankenhauses von den Trümmern beräumt, um einen guten Lagerplatz für die ersten 8000 Ziegel in der Nähe des Camps und der Baustelle zu haben. Die drei Meter hohe Mauer auf der Rückseite habe ich auch gleich noch aus Sicherheitsgründen abreißen lassen.
Rene Schriever

Zum Abschluss noch ein paar Worte von Jens:
Ich war gestern bei Rene. War echt schön mal wieder. Ihm gehts gut und auch die Baustelle macht Fortschritte.
Auf dem Hinweg traf ich gleich Amir. Mit einem riesen LKW war er über die Kunt Brücke gefahren. Sie waren grad am Ziegel abladen. Ich hab gleich die Rüttelplatte mit hoch genommen. Amir hatt dann noch 5 oder 6 Pick up Fuhren besorgt.
In Sakargah haben wir mal die Baustelle durchgesprochen. Aber es gibt keine wesentlichen Probleme. Rene hat das echt gut im Griff. Ich hab noch ein paar Fotos gemacht.
Am späten Nachmittag waren wir dann gemeinsam bei Nabi. Seine Tochter wurde verheiratet. Also war fressen angesagt. Natürlich 100 m weg von den anderen Gästen, separat. Egal.
Bei der Heimfahrt wurde ich dann von der Dunkelheit und einem mächtigen Gewitter überrascht. Aber alles klappte noch ganz gut. In Besham ging dann nichts mehr, kein Strom, kein Telefon kein garnichts. Aber eigentlich auch normal hier.
Jens Sommerfeldt

24.04.

Nun mal wieder ein Lebenszeichen aus Sakargah von mir und die neusten Nachrichten der letzten Tage. Der Transport mit den zwei Pferden am Sonnabend hat gut funktioniert, wenn auch das Gelände nicht unbedingt so recht für sie geeignet war. Da liegen einfach zu viele große Steine in der Gegend rum. Der Besitzer musste als Erstes einen geeigneten Weg finden und danach ging´s richtig los. Wir hatten somit vorerst genug Material, um unsere geplanten Arbeiten ausführen zu können. Sieht schon sehr gut für hiesige Verhältnisse und die Versorgungslage mit dem notwendigen Rohstoffen für das Fundament und die Stützmauern aus.
Jens ist dann am Sonntag mit seinem Field- Officer bei uns eingetroffen, und hat sich sein erstes Projekt in Sakargah für die "German Agro Action"- Welthungerhilfe angeschaut. Es ist ein kombiniertes Wasserkraftwerk mit Stromversorgung für den Bereich des Dorfes und einer Kornmühle beim Teacher Ahmad Nabi, der zur Zeit wirklich, wie auch andere im Dorf, einen Volltimejob hat. Früh der Unterricht in der Highschool, dann Arbeiten am Kanal für´s Kraftwerk und nebenbei baut er noch sein neues "Eigenheim". Dazu kommt auch noch die Vorbereitung der Felder für das bewässerte Reissaatgut, der nach 40 - 50 Tagen gewachsenen Stecklinge. Da kann ich nur meine Hochachtung aussprechen!
Am Nachmittag kam er zu ins Camp und lud zum Lunch ein, da seine älteste Tochter unter die Haube gekommen ist. Freilich mit 20 Jahren recht "spät", werden doch die Mädchen in der Regel zwischen dem 15. und 18. Lebensjahr verheiratet. Die Jungs haben da noch ein wenig länger Zeit, um eine abzubekommen. Im Normalfall wird innerhalb der Verwandschaft 3. Grades geheiratet (ist ja auch in Deutschland möglich, käme nur niemand auf diese Idee).
In der ländlichen Gegend hat dieses natürlich einen Hintergrund, den wir mit unseren Anschauungen sicher nicht unbedingt nachvollziehen können. Wichtig ist für die Leute die Besitzstände, wie Land und "Vermögen" zu sichern. Die Familie und die Felder zum Bewirtschaften sind die Lebensgundlage, aber gleichzeitig auch die einzige Altersfürsorge für die Menschen hier und das scheint aus der Erfahrung über Generationen hinweg zu funktionieren. Aus genetischer Sicht möchte ich lieber nicht darüber nachdenken, was über längere Zeit da passieren wird. Die Kultur, Traditionen und vorallem die fehlende bzw. mangelnde Schulbildung der älteren Bevölkerung haben ihre Spuren hinterlassen. Und so können wir stolz darauf sein mit dem Grundschulprojekt als Erstes und nun mit der Highschool eine Basis für eine bessere Bildung und neue Chancen für die Zukunft zu schaffen. Doch wir sind auch weiterhin auf finanzielle Hilfe angewiesen, dass es nicht nur eine Hoffnung und ein "Traum" bleibt!
Jens hatte auch gleichzeitig zu seinem Lokaltermin beim Teacher die Gelegenheit sich vor Ort über den Stand der Bauarbeiten zu informieren und hat ein paar Bilder geschossen, die doch hoffentlich in den nächsten Tagen ihren Weg in das Tagebuch finden werden. So sieht man auch, wo die Gelder hinfließen und wie aufwendig die Arbeiten für das neue Schulprojekt sind.
Am Abend stieß dann Amir wieder zu uns und war beladen mit 8000 Ziegeln und einer Rüttelplatte für das gute Verdichten des Bereiches hinter den Stützmauern. Wirklich eine lohnende Investition, die später noch vielseitig genutzt werden kann. Und das zu einem moderaten Preis!
Mit Einbruch der Dunkelheit kam ein heftiger Gewittersturm auf, der die ganze Nacht über dem Tal stand und uns keinen erholsamen Schlaf gönnte, der mal wieder notwendig gewesen wäre. So standen gestern auch alle auf der Baustelle und im Camp mehr oder weniger neben sich, aber an das Wetter werden wir uns wohl gewöhnen müssen, steht uns doch die aufregende und "interessante" Monsunzeit noch bevor, was mir vom letztem Jahr noch gut in Erinnerung geblieben ist.
Mit 4 Arbeitern haben wir nach dem Lunch im mittleren Raum des ehemaligen "Medpunktes" die Trümmern der "Afterschocks" im letzten Jahr beräumt und einen guten Lagerplatz für die Ziegel gefunden. In der Nähe vom Camp und der Baustelle. Für den Transport über den Bach werden wir ein paar Leute zu einem Festpreis anheuern und nicht unsere Arbeiter diesen Job machen lassen. Mal schauen, ob sich da unsere Vorstellungen mit denen der Locals vereinbaren lassen.
Nachdem wir gestern (Montag) vor der Lohnauszahlung unseren Beschäftigten die Daten durchgegeben und letzte Warnungen ausgesprochen haben, gab´s keine Probleme mit den Trägern und die 30 m Fundament sind endlich geschafft. Amir hat in der Zwischenzeit mit dem 1. Riverteam einen neuen Schürfplatz in der Nahe unseres ersten Campstandortes am Seitental angelegt. So bleiben uns die langen Wege bis zur Baustelle erspart.
Jens kam heute nach dem Lunch unerwartet, aber wie gerufen bei uns auf Besuch vorbei, da ich noch mit Amir nach Besham fahren wollte, zum Einkauf und um mal wieder ein paar vertraute Stimmen am Telefon zu hören. So konnten wir gemeinsam aufbrechen.
Rene Schriever

26.04.

Hallo ihr eifrigen Leser des Tagebuches!

Gerade schallen aus verschiedenen Richtungen die Stimmen der Prediger des "Heiligen Koran" durch das Tal. Es ist jetzt 17 Uhr und die 3. Gebetszeit kündigt sich somit für die Menschen an.
Bei uns ist Teatime angesagt und die Zeit für eine Lagebesprechung über die notwendigen Arbeiten in den nächsten Tagen. Eigentlich benötigen wir zusätzliche Träger, da sich keiner von den Locals für den Ziegeltransport gefunden hat und wir heute die ersten 800 Stück schweren Herzens nun doch von unseren Arbeitern zum Lagerplatz bringen lassen mussten. Die liegen sonst zu lange einsam auf weiter Flur herum und schreien regelrecht nach einem neuen Besitzer. Darüber dürfen wir aber nicht die Beschaffungsmaßnahmen für das Mixerteam vergessen, sonst klemmt die Säge an einer anderen Stelle. Also überlegen und einen guten Mittelweg finden. Mehr Leute wären zwar logisch, jedoch kaum noch zu kontrollieren.
Die ersten 10 m Stützmauer sind fertig, die Steine für den nächsten Abschnitt- samt Verfüllmaterial gewaschen und ab morgen gehts Stück für Stück weiter. Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut - ein zweites schon gar nicht hier vor Ort und mit dieser Religion als Hintergrund. In ein paar Tagen will dann Amir mal in Richtung Banna fahren, wenn die Strecke frei ist (Es gab zwei große Roadblocks und kein Durchkommen.), und sich um das benötigte Holz kümmern. Wollen sehen, dass wir so viel wie möglich vor der Regenzeit noch hier hoch bekommen. Ist zwar erst in zwei Monaten, doch die Natur hat jederzeit ihre eigenen Gesetze und nichts ist unmöglich.
Langsam fügt sich Einiges mit den Schürfstellen von selbst. So haben wir gestern wieder zwei auf der gegenüberliegenden Seite des Baches dazu bekommen. Zeit und vorallem Geduld braucht man oft, um erfolgreich zu sein. Und Fingerspitzengefühl im Umgang mit den Leuten. Sie können sehr hilfreich sein, besitzen aber eben eine völlig andere Mentalität, wo jeder von Tag zu Tag mitunter seine eigenen Regeln aufstellt.
Im Camp läufts gut, nur um Karim machte ich mir in der letzten Woche etwas Sorgen. Er war sehr in sich gekehrt und ließ sich nicht einmal von unserem "Sonnenschein"- Aqil, der immer guter Laune ist, anstecken. Erst nach ständigem Nerven rückte unser Koch mit der Sprache raus, was ihn bekümmerte. Sämtliche Versuche in Besham, seine Familie nach einem Monat mal zu erreichen waren nicht geglückt und er war dementsprechend niedergeschlagen. Heute ein erneuter Versuch in Sakargah über W-lan Telefon und nun ist er wieder happy. Also alles i.O..
Das solls für heute gewesen sein. Es muss ja nicht immer so viel passieren!

29.04.

Ihr habt bestimmt schon auf den nächsten Newsletter gewartet, aber so richtig viel Neues gab es über die letzten zwei vergangenen Tage, Freitag und Samstag nicht zu berichten.
Wir waren weiter mit den üblichen Arbeiten und verschiedenen Problemen beschäftigt. Beim Verdichten der nächsten beiden Stücken Stützmauer brach am Anfang gleich die Welle vom Rüttler, hat ja auch schon wahnsinnig viele Betriebsstunden auf dem Buckel (ganzer Grundschulbau und nun die Fundamente und Mauer). Da hätte wohl jeder mal die Zunge rausgesteckt. Amir ist gleich nach Besham gefahren und hat eine Neue über ATP in Pindi bestellt, da hier keine verfügbar ist, wie so viele andere Dinge. Die Welle müsste morgen mit dem Bus im Continental- Hotel eintreffen.
Kies liegt vorerst genug zum weiteren Bauen bereit und die "Riverteams" sind fleißig am Schürfen. Heute konnten wir nun mit dem Verfüllen hinter der Stützmauer beginnen und haben mit der Rüttelplatte, "Made in China", Lage für Lage verdichtet. Was da passiert ist, lasse ich einfach mal offen, - genug Spielraum für eigene Gedanken und Vermutungen.
Amir fährt auf jeden Fall mal nach "unten", um nach der Welle und diversen Teilen zu schauen. Also werden unsere Arbeiter morgen die nächste Fuhre Ziegel zum Lagerplatz transportieren und der Maurer mit einem Gehilfen Steine für die Stützmauer vorbereiten. Diese müssen behauen und gewaschen werden, sind doch alle aus dem Fundament der ehemaligen Highschool beim Beräumen der Trümmer zum Vorschein gekommen und können gut verwendet werden.
Vor dem Lunch saßen wir erstmal im Dunkeln, hatten 300 V auf der Leitung und die Energiesparlampen haben den Geist aufgegeben. Ich war schon froh, dass der Laptop noch nicht dran hing. Nun hat sich die Spannung wieder auf die üblichen und "normalen" 150 eingepegelt. Es wird ja Safia mit versorgt und, wie Jens es einmal so schön formulierte, die Verluste sind das Meiste an Energie, was vom Generator erzeugt werden muss. Ist einfach eine saumäßige Verlegung der Freileitungen. Bei Sturm oder Regen geht da in der Regel fast nichts mehr.
Wir müssten in der Zukunft mal eine Weiterbildung in Sachen effektiver und sicherer Umgang mit Energie von jemanden machen lassen. Fängt schon beim Generator an und endet mit wilder Verkabelung in den Haushalten. Das da noch nicht´s passiert ist, wundert mich immer wieder.Na ja, am besten nicht drüber nachdenken.

Bei den Local´s tut sich auch einiges, so will der Cousin unseres Vorarbeiters in den nächsten beiden Wochen einen Lastentransport- Seilbahn über das Tal im Bereich der Schule bauen. Da haben wir die Option, unser Baumaterial, wie Ziegel, Zement, Stahl, Holz und was sonst zu aufwendig transportiert werden muss, schnell und direkt vor Ort rüber zu bekommen. Natürlich gehts da auch nur ums Geld und wir hatten mit Ihm heute einen Termin zu Verhandlungen der Kosten für die Nutzung, bei uns im Camp. Die waren seinerseits rein rechnerisch gut kalkuliert, aber in dieser Weise für unser Budget und den Hintergrund des Highschoolprojektes einfach nicht akzeptabel. Leider habe ich nur einen Bruchteil seiner Argumente verstanden und als er immer noch nicht so richtig kompromissbereit war, habe ich mal nach seinen Kindern gefragt und wo diese zur Zeit in die Schule gehen. Auch über Amir mal zur Sprache gebracht, dass die Gelder für die beiden Schulprojekte ausschließlich von vielen uneigennützig denkenden Spendern aus Deutschland zur Verfügung gestellt worden sind, ohne die hier ganz sicher noch nicht ein geregelter Schulbetrieb möglich gewesen wäre. Weiterhin haben auch dieses Jahr wieder zur Zeit 25 Bürger aus Sakargah eine Arbeit vor Ort für mindestens 6 Monate mit einer, für pakistanische Verhältnisse, guten Bezahlung gefunden.
Letztendlich sitzen wir alle in einem Boot und sollten an einem Strang ziehen und jeder kann zum Gelingen einen Anteil nach seinen Möglichkeiten mit einbringen. Steht doch nicht ohne Grund und für Jedermann sichtlich auf der Tafel der German Malgari School in Silber gerahmt: "Alpin Club Saxionia- Mountain Rescue Service and The People of Sakargah".
Nun haben wir nach nicht enden wollendem Gespräch und Diskussion einen guten Preis ausgehandelt, der ungefähr die Hälfte seiner Anfangsvorstellungen beträgt. War zwischendurch hoch "gepokert", aber wir können mit dem Ausgang sehr zufrieden sein. Ohne Amir wären Verhandlungen dieser Art einfach von vorn herein zum Scheitern verurteilt! Werden jetzt auch so schnell wie möglich, eine Art Vertrag- in dreifacher Ausführung- ;) aufsetzen, um etwas in der Hand und auch das Klischee der deutschen Bürokratie bedient zu haben. Die Jungs sitzen gerade im Küchenzelt und spielen eine Art "Mensch ärgere dich nicht", passend zu verschiedenen Situationen in den letzten Tagen. Kann ja nicht immer alles reibungslos ablaufen. Es würde die Herausforderung fehlen und man wäre vielleicht im gleichen Maße unzufrieden. War zum Schluß noch was zum Nachdenken!
In alter Frische, bis zum nächsten Mal.
Rene Schriever

30.04.

Ich hatte gestern ganz vergessen, Euch einen schönen "Tag der Arbeit" zu wünschen. Vielmehr ein verlängertes Wochenende.
Na, sind die Plakate schon gebastelt, die Winkelemente gekauft und hat die Nelke im Knopfloch ihren Platz gefunden?

Bei uns hier oben ist bis jetzt noch keine "friedliche Demo" geplant und wird sicher auch nicht stattfinden. Haben genug vorbereitende Arbeiten, wie Stützmauern, dann diese hinterfüllen und Planum in dem Bereich der alten Highschool herstellen, an der Backe, bevor wir mit den eigentlichen Bau der Schulgebäude beginnen können.
Für heute hat sich SRSP angekündigt, diese machten das Assessment nach dem Erdbeben im Oktober 2005 und nun die Kontrolle beim Wiederaufbau und geben den Baufortschritt an die ERRA weiter, zur Bereitstellung der nächsten finanziellen Mittel für die Locals, die mit dem Aufbau ihrer Häuser begonnen haben.
So gehen heute ein paar Arbeiter ein Stündchen eher, um vor Ort zu sein. Bei der Zeit, die wir zur Verfügung haben ist das trotzdem wichtig und einfach nur notwendig. Auch hatte Amir heute eine lange Unterhaltung mit Mr.Azzam (müsstet ihr noch aus meinem Newsletter aus vergangenen Tagen kennen), der nun meinte, wie schürften auf seinem Land ohne sein Einverständnis. So geben wir diesen Platz nun auf und beginnen an einer anderen Stelle mit unseren Arbeiten.
Es gibt jeden Tag irgend etwas Unerwartetes und man kommt nicht so richtig zur Ruhe. Also Zähne zusammen beissen und durch, gibt ja auch immer wieder positive Dinge, die uns garnicht erst in ein Loch fallen lassen.
Werde nun nach jedem Tagebucheintrag ein Zitat aus dem Buch "Ein Strand für meine Träume" von Sergio Bambaren mit ranhängen. Das baut auf und lässt viel Spielraum für Überlegungen und Betrachtungen seiner Selbst, wenn man vermag es einfach geschehen zu lassen.

"Menschliches Glücksgefühl wird nicht so sehr durch große Glücksfälle hervorgerufen, die selten vorkommen, sondern durch kleine positive Geschehnisse, die sich jeden Tag ereignen."

In diesem Sinne!
Rene Schriever

02.05.

"Jeder ist für sein eigenes Schicksal verantwortlich und niemand sonst."
Wenn man denkt, es kann nicht schlimmer kommen, bedarf es mitunter nicht viel, um sich eines Besseren belehren zu lassen!
Gestern zum Feiertag, der auch hier in Pakistan vorwiegend in den großen Industriemetropolen begangen wird, allerdings ohne den für Deutschland traditionellen "Bockbieranstich", lief die Arbeit sehr gut und wir haben wieder viel geschafft, auch auf Grund der wohlüberlegten Vorbereitungsarbeiten am Tag davor. Doch heute sollte Einer werden, der uns allen noch einige Zeit als nachdenkenswert, speziell für unsere Arbeiter, in Erinnerung bleiben wird.

Der Morgen begann schon mit einer völlig unnötigen Diskussion über den alltäglichen Transport von Zement vom Store zur Baustelle. Man war der Meinung, unsere "Spezialisten", wie Ismail und Sher (der nun endlich wieder unser Team verstärkt), müßten sich da mit einbringen. Die Wochen zuvor stand dieses nie zur Debatte und stellte somit auch kein Problem dar.
Nach einer viertel Stunde total überflüssiger Argumentationen beiderseits - meine Standpunkte müssten eigentlich jedem klar sein, entschieden sie sich dann widerwillig diese Tour zu machen und die Arbeitsniederlegung auf später zu vertagen. So kam, was sich schon durch einige Anzeichen von speziellen Leuten in der letzten Zeit andeutete. Die Säcke lagen beim Mischer und die Arbeit ruhte.
Gestern hätte ich das zum "Tag der Arbeit" noch ein Stück weit verstehen können, wenn man zu einem obligatorischen Streik pro Forma aufgerufen hätte, doch heute war dies wohl total fehl am Platze.
Da habe ich jeden persönlich vor die Wahl gestellt, sich für oder gegen eine Arbeit bei uns zu entscheiden. Habe ihnen genug Bedenkzeit eingeräumt, bin ins Camp gegangen und in Ruhe eine geraucht, um wieder "runter" zu kommen und Anwesenheitsliste + Stundennachweis für die Lohnabrechnung geholt. Konnte auch noch aus der Ferne die lautstarken "Unterhaltungen" mit verfolgen. Wer die Diskussion nährte, stand für mich davor schon ohne Zweifel fest.
Nun war die Stunde der Wahrheit für uns und jeden Einzelnen gekommen. Sie sollten nur(!) für ihre Person entscheiden, denn ich glaube mittlerweile nicht mehr daran, dass es eine Freundschaft im eigentlichen Sinn hier gibt, wobei man da über die Definition dieser, ganz unterschiedliche Meinungen vertreten und nicht mit deutschen Verhältnissen vergleichen kann. Ich war auch der Ansicht sie nicht im Unklaren über die Konsequenzen für sich, ihre Familie und die Zukunft zu lassen.
Eins stand für mich von Beginn an fest, gleiche Spielregeln für alle ohne Ausnahme, denn wer sich dagegen entscheidet, bekommt keine zweite Chance. So war ich dann auch bei ein, zwei Arbeitern sehr enttäuscht, die intelligent und die richtige Einstellung zur Sache hatten, aber von den "Dummschwätzern und Querulanten" leider beeinflusst wurden. Sicher war die Gesamtsituation von Emotionen auf beiden Seiten geprägt. Habt bestimmt schon gemerkt, dass mir das ganz und gar nicht leicht gefallen ist. Doch realistisch betrachtet, gab es keine andere Möglichkeit, endlich einmal Ruhe hinein zu bekommen.
Die Nachricht vom vermeintlich "durchgeknallten Deutschen" verbreitete sich wie ein Lauffeuer im Dorf. Mal schauen, was da so für ein "Feedback" in nächster Zeit zu uns durch dringt.
Meine Mitstreiter aus dem Camp und die verbliebenen Arbeiter auf der Baustelle standen hinter mir und meiner Entscheidung, wenn auch die Stimmung für die ersten 2 Stunden ziemlich im Keller war. Alle packten kräftig zu und nun glaube und hoffe ich, zu wissen, auf wem ich mich auch in Zukunft verlassen kann, wenn auch die Beweggründe für mich im Verborgenen bleiben werden.
Nach Feierabend wurde dann als Erstes mit Amir eine "Krisensitzung" über das weitere Vorgehen anberaumt. Bei der Arbeit sind uns da schon einige gut realisierbare Ideen eingefallen, die wir morgen anschieben werden. Uns fehlen eigentlich nur die Träger für den Kiestransport und da können die Pferde wieder einspringen. Das kommt allerdings nur einer Person zugute, was ich in der Vergangenheit immer vermeiden wollte!
Mal sehen, was der Tag morgen für "Überraschungen" sich vorbehält.
"Kein Mensch sollte Schuldgefühle wegen falschen Entscheidungen haben, er muss einfach daraus lernen!"
Halte Euch auf dem Laufenden!
Rene Schriever

05.05.

Die letzten Tage waren dann doch ein wenig heftig und mit Schlaf sah es auch nicht gerade rosig aus. Deshalb nur eine kurze Nachricht.
Heute war den ganzen Vormittag kein Wasser da und Taj Mohammad hatte gestern vergessen (wie jeden Tag) die Wasservorräte aufzufüllen. Muß eigentlich nur ein Absperrhahn geöffnet werden, wenn man daran denkt.
So blieb die Angelegenheit an mir hängen. Sind die ganze Leitung abgelaufen und zwischendrin war eine Verschraubung abgerissen. Gewinde konnte man auch nicht mehr dazu sagen. Bin dann nach dem Lunch noch mit Amir nach Besham runter, um Wassertonne+ Leitung zu holen. Werden morgen die Bewässerung von den Feldern abfangen und uns eine separate Leitung zur Baustelle ziehen. So sind wir unabhängig von der Wasserversorgug des Dorfes und zum Bauen reicht es von der Qualität allemal.
Für die Highschool müssen wir uns sowieso etwas einfallen lassen, da die Quelle der vorhandenen Wasserleitung vom Niveau her gerade Oberkante Grundschule ist, wird nichts mehr mit Ausnutzen der Schwerkraft werden. Als Übergangslösung wollen wir vorerst einen Tank unten, den anderen oberhalb der Highschool stellen und mit einer Pumpe hochbefördern.
Längerfristig gesehen muss mit der anderen Leitung für Upper-Sakargah was in die Wege geleitet werden. Die Leute kommen immer zu Grundschule an die Hauptleitung und schleppen das Wasser dann den Berg hoch.
Solidaritas, die Franzosen, sind voriges Jahr abgezogen und haben die Akte Sakargah geschlossen. Also müsste eine neue NGO gefunden werden, weil sich die Leute hier niemals wie in anderen Regionen zu einer Community zusammen schliessen werden. Es kocht jeder sein Süppchen für sich und verlässt sich bei großen Sachen auf Hilfe von außen. Einfach kein Gemeinschaftsgedanke da und eine NGO wirds schon richten, so wie es bisher immer war.
Soweit war das die nächste Abhandlung über die Kultur der Paschtunen. Bis bald!

07.05.

Wo fängt man jetzt am Besten an? Es ist im Moment nicht gerade einfach.
In den letzten Tagen kam immer wieder ein Teil unserer ehemaligen Arbeiter, meist in Begleitung eines Fürsprechers mit Rang und Namen, aus Sakargah. Ist ja fast Jeder mit Jedem verwandt.
So war auch Ahmad Nabi, der Teacher da. Sie wollten sich für ihr Verhalten entschuldigen und am nächsten Tag wieder zur Arbeit kommen. Endlose Diskussionen, was wirklich an die Substanz geht, wenn man die ganzen anderen Dinge noch um die Ohren hat. Eigentlich hatte ich mit dem Thema schon abgeschlossen, doch da ist einfach keine Ende in Sicht, vorallem weil die Leute das einfach nicht verstehen wollen oder vielleicht auch nicht können.
Gestern hat nun Amir mit zwei Arbeitern sein "Water Supply Projekt" in die Tat umgesetzt und vom Bereich, in dem das Haus unseres Vorarbeiters steht, das Wasser für die Bewässerung der Felder abgefangen. Mit Zwischenstation Wassertonne wird es über eine Plasteleitung bis zur Baustelle geleitet. Eine echt gute Idee, die uns in Zukunft ein wenig Unabhängigkeit von den örtlichen Wasserproblemen verschafft.
Ich habe das erst später bewundern können, da sich früh mein Körper gemeldet hat und mir signalisierte: jetzt reichts. Bin nicht aus der Koje gekommen, habe den Anderen aus unserem Team die Geschicke für den Vormittag in die Hand gegeben und mal ausgeschlafen. War wirklich notwendig.
In der Nacht zuvor hatten sich zwei Hunde zu einer Keilerei, mit anschließenden Mitternachtslunch bei uns in Camp verabredet und die Eiervorräte verputzt. Aqil der gleich daneben im Küchenzelt schläft wurde durch den "Streit" und lautes Schmatzen aus dem Schlaf gerissen. Hatte auch alle Mühe die Beiden zu vertreiben. So gab es zum Frühstück mal kein Omlett oder Eierkuchen, bestimmt für die männlichen Bedürfnisse ganz sicher vorteilhaft- rein gesundheitlich betrachtet ;-).
Auf der Baustelle lief es sehr gut. Die Jung´s haben sich wirklich ins Zeug gelegt und die Stützmauer ist fast fertig. Müssen nur für morgen mal mit den Arbeiten an der Mauer aussetzen, da Amir die Mischertrommel nach Besham zu "Iron-Smith" zum Schweißen mitnimmt, wenn er dann weiter nach Islamabad fährt um verschiedene Werkzeuge zu kaufen und die Verstärkung vom Flughafen abholt. Aqil bringt sie wieder mit nach Sakargah.
Gestern hatte auch unser Benjamin, der viel Zeit im Camp und auf der Baustelle verbringt, Taj Mohammad (unser "Watchmen" der Grundschule und "Mädchen" für fast alles) Geburtstag und wir haben uns abends zu einer kleinen Feier im Küchenzelt zu leckerem Chicken- Karai verabredet. Leider spielt ein Geburstag hier absolut keine Rolle und Taj hat die Bedeutung eines solchen auch bei aller Bemühung und Erklärungsversuchen nicht verstanden, es sich aber gut schmecken lassen. Bei einer Großfamilie, wie bei ihm zu Hause kommt nur selten etwas dieser Art und so reichhaltig auf den Tisch. So war es mehr oder weniger doch ein besonderer Tag für ihn, eben mit einem anderen Hintergrund.
Zu später Stunde erreichte uns eine "freudige" Nachricht von seiner Stiefmutter. Sie hatte einen Jungen zur Welt gebracht. Nun hat er 8 Brüder und 5 Schwestern. Leider werden wir wohl den kleinen Kerl nicht mal bewundern können, weil sein Vater mit der zweiten Frau einen seperaten Haushalt in Sakargah führt. Taj, für seinen Teil lebt mit seiner Mutter und 11 Geschwistern zusammen, wobei diese Familiengröße in den ländlichen Gebieten keine Seltenheit ist und zur Normalität gehört. Wir rundeten den Abend noch mit zwei Spielen "Ladow", das "Mensch ärgere sdich nicht" ähnelt, ab und hatten viel Spaß dabei. Überhaupt sind die Stunden nach der Arbeit von vielen schönen Erlebnissen geprägt, ohne die ich auch manchmal meine Hilfe hier zeitweise in Frage stellen würde, wenn man ständig so viele Probleme am "Hals" hat.
"Das Leben ist ein Buch voller Fragen und die Antworten darauf bekommt man nur durch Erfahrung."
Das war´s für heute.
Rene Schriever

Hier geht es weiter mit dem Tagebuch Teil 3 : ab 8.5.2007



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