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Nanga-Parbat-Expedition 2004

Die Expedition ist beendet. Der Gipfelsieg am Nanga Parbat war für den Alpinclub Sachsen der am schwersten erkämpfte Sieg und gleichzeitig die größte Katastrophe seit seinem Bestehen.
Der Absturz von Günter Jung hat uns alle tief getroffen.
In Zeitungen, Funk und Fernsehen ist ausführlich, aber leider mit
sehr unterschiedlichem Wahrheitsgehalt berichtet worden. Wir
möchten uns an dieser Stelle ausdrücklich bei all denjenigen
bedanken, die durch eine sachliche Berichterstattung auf der Basis
seriöser Informationsquellen zur richtigen Information der
Bergfreunde in aller Welt beigetragen haben.
Wir müssen jedoch die teilweise wenig fundierte und sensationsheischende
Berichterstattung an anderer Stelle aufs schärfste kritisieren. Unter
bewußter Mißachtung journalistischer und moralischer Grundregeln wurden
dadurch die Gefühle vieler Menschen, insbesondere der Angehörigen von
Günter Jung und der anderen Expeditionsteilnehmer, zutiefst verletzt.
Fehlende Informationen wurden oft einfach durch Annahmen oder Mutmaßungen
ersetzt.
Mitunter sind sogar als Fakten dargestellte Aussagen frei
erfunden worden. Dadurch ist insbesondere über die Situation der
absteigenden Teilnehmer und der sich gemeinsam mit ihnen in Lager 4
befindlichen Österreicher sehr viel Falsches geschrieben worden. Die
Situation wurde im allgemeinen wesentlich dramatischer dargestellt, als
sie tatsächlich jemals war.
Einige wesentliche Punke möchte das Expeditionsteam deshalb hier richtigstellen:
Selbstmord
Beim Absturz von Günter Jung handelte es sich in jedem Fall um einen tragischen Unfall. Ein Selbstmord ist definitiv ausgeschlossen. Die Vermutung es könnte sich um einen Selbstmord gehandelt haben basiert einzig und allein darauf, daß Günter als er abrutschte der dringenden Aufforderung von Markus, sofort zu Bremsen nicht Folge leistete.
Günter ist sicher der Meinung gewesen, so schneller das schützende Zelt in Lager 4 erreichen zu können. Das war ein tragischer Irrtum, aber definitiv kein Selbstmord!
Niemand von uns hat je behauptet, daß es sich um einen Selbstmord handeln könnte.
Die Spekulationen um einen möglichen Freitod wurden ausgelöst durch ein in einer Dresdner Zeitung abgedrucktes Telefoninterview mit Expeditionsleiter Christian Walter aus dem Basislager. Dabei war es offensichtlich zu Mißverständnissen gekommen, denn in
dem (gekürzten) Zeitungsabdruck wich der genaue Wortlaut teilweise vom tatsächlich Gesagten ab und die dadurch entstandenen nicht mehr ganz eindeutigen Aussagen wurden von
verschiedener Seite ganz offensichtlich falsch interpretiert.
Sehr ähnlich zu Günter Jung ist übrigens der Sachse Sigi Löw bei der zweiten Besteigung des Nanga Parbat während des Rückweges vom Gipfel ums Leben gekommen. Expeditionsleiter
Herrligkoffer schrieb damals:
... da sauste plötzlich ein Schatten an ihm vorüber. Ich am Fernglas glaubte daß Sigi Löw einfach durch den Schnee abgefahren war. Dies wollte er auch, aber die Fahrt war dann doch so schnell ... daß er sich eine tödliche Kopfverletzung zuzog.
Siehe auch Erklärung vom 7.7.
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Wettersturz Vielfach wurde berichtet, ein Wettersturz würde das Leben der nach Lager 4 zurückgekehrten Bersteiger bedrohen, Schneefall, Sturm und eisige Temperaturen (Angebote lagen zwischen -23 und -30°C) würden einen Abstieg erschweren oder gar unmöglich machen.
Dies alles ist völlig frei erfunden, denn am 30.6. und 1.7. herrschte
ausgezeichnetes Wetter mit einigen wenigen Wolken, die sich jedoch meist
unterhalb von 7000m, d.h. unterhalb Lager 4 befanden. Dazu herrschte fast
vollkommene Windstille und Temperaturen die selbst in der Nacht -15 bis
-20°C auf keinen Fall unterschritten (andernfalls hätte Markus, der bei
seinem Absturz auf der Suche nach Günter seine Daunenjacke, Mütze und
Handschuhe verloren hatte, auf jeden Fall größere Kälteschäden
davongetragen!)
Am 2.7. also während des Abstiegs von Lager 4 nach Lager 3
steckten wir zwar stellenweise in den Wolken und es kam zu leichtem
Schneefall, aber auch da gab es keinen Sturm, keine eisigen Temperaturen,
keine erheblichen Niederschläge.
All dies war uns durch Wetterprognosen von mehreren Seiten (insbesondere von Karl Gabl von der Alpinen Wetterauskunft Innsbruck), bereits vor dem Gipfelaufstieg bestens bekannt.
Wir haben uns - wie jede seriöse Expedition dies tun sollte - eingehend
informiert und auf Basis dieses Wissens unsere Stretegie und Taktik
geplant.
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Umkehrzeit
Selbsternannte Experten haben recht schnell erkannt, daß all
unsere Probleme angeblich aus der Nichtbeachtung einer
vorgeschriebenen Umkehrzeit von 14 Uhr herrührten.
Dazu möchten wir folgendes bemerken: Eine vorgeschriebene
Umkehrzeit gibt es natürlich nicht und wird es auch nie geben.
Insbesondere für 8000er-Neulinge oder für Teilnehmer an einer
kommerziell geführten Expedition stellt eine solche im vorhinein
festgelegte Zeit sicher eine gute Orientierungshilfe dar.
Man legt eine solche Umkehrzeit allerdings in Abhängigkeit von vielen
Faktoren fest, u.a. Sonnenuntergangszeit, Sichtverhältnisse, Länge
der Gipfeletappe, Wetter etc. und nicht etwa pauschal auf 14 Uhr.
Aus unserer Sicht sprach nichts dagegen, bis hinein in die
Dunkelheit weiter aufzusteigen. Der Mond würde die ganze Nacht
hindurch scheinen und eine gute Orientierung ermöglichen, es war
wolkenlos, windstill und nicht sonderlich kalt.
Als Jens umgekehrt ist, haben wir auch mit den beiden Östereichern Markus Kronthaler
und Thomas Strauß noch einmal darüber gesprochen. Zu diesem
Zeitpunkt sahen sie dies ganz genau so.
Ohne Günters Absturz hätte sicher niemand von uns dort oben
eine Nacht verbringen müssen. Ein schneller Abstieg vom Gipfel in
der Aufstiegsspur war problemlos möglich: Nachdem Christian kurz
nach 21 Uhr den Gipfel als Erster verlassen hatte (ihm war kalt,
denn im Gegensatz zu allen anderen hatte er leider keine
Daunenjacke - diese war durch das Verschütten des Lagers 3
abhanden gekommen), erreichte er 23:35 Uhr den Fuß des
Gipfeltrapezes und konnte 1:06 Uhr bereits den Reißverschluß
seines Schlafsackes im schützenden Lager 4 hinter sich schließen.
Nur 50m vor dem Lager hatte er noch Markus Kronthaler eingeholt
und ihm den rechten Weg zu den Zelten gewiesen, der somit (trotz
Umkehr auf etwa 8020m Höhe und damit Beginn des Abstiegs
etwa 2 Stunden vor Christian) das Lager 4 auch nicht schneller
erreicht hatte.
Markus und Jörg haben sich auf dem Gipfel etwa 20 Minuten
aufgehalten und haben als letzte zeimlich genau 21:20 Uhr den
Abstieg begonnen. Auch sie kamen im Abstieg zügig und sicher
voran und hätten das Lager 4 sicher nicht viel nach Christian
erreicht, wenn Günters Absturz nicht dazwischen gekommen wäre.
Für die Richtigkeit unserer Einschätzung von Zeit und Kräften
spricht, das Markus und Jörg auch nach dem Gipfelaufstieg noch
ausreichend Reserven hatten, eine mehrstündige anstrengende
Suchaktion nach Günter durchzuziehen (auch wenn Markus
letztendlich in dem Wunsch zu helfen, dann doch zu viel riskiert
hat...)
und übrigens:
Mit einer strikten Umkehrzeit von 14 Uhr wäre der Nanga Parbat auch nicht 1953 durch Herman Buhl sondern erst 1971 durch die Slowaken Fiala und Orolin erstbestiegen worden. Bis dahin hat jeder Besteiger eine Biwaknacht auf dem Gipfel verbracht.
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Gipfel
Entgegen anderslautenden Berichten erreichten am 30.Juni 2004
ausschließlich folgende Personen den Gipfel des Nanga Parbat:
Günter Jung, Christian Walter, Markus Walter, Jörg Stingl.
Der Gipfel wurde ziemlich genau 21:00 Uhr erreicht. Christian stieg sofort wieder ab, Günter folgte ihm kurz darauf. Markus und Jörg hielten sich bis 21:20 Uhr auf dem Gipfel auf und machten zahlreiche Fotos.
Die beiden gemeinsam mit uns aufgebrochenen Österreicher Markus Kronthaler und Thomas Strauß kehrten in einer Höhe von ca. 8020m um, unser Teamkamerad Jens Triebel kehrte auf etwa
7950m um. |
Rettungsaktion
Insbesondere durch die östereichischen Medien recht dramatisch dargestellt: die Rettungsaktion der Bergführerexpedition des östereichischen Bundesheeres.
Zuerst möchten wir uns einmal für jegliche Hilfe bedanken. Alles
was die Österreicher getan haben, ist in bester Absicht passiert.
Wenn aber behauptet wird, man hätte uns damit das Leben
gerettet, so ist das mächtig übertrieben. Akute Lebensgefahr hat
lediglich für Markus bei seiner erfolglosen Suche nach Günter
bestanden und auch dann nur bis zum Erreichen des Lagers 4.
Dieses Lager hat er vollständig aus eigener Kraft erreicht, noch
dazu mit einem Tempo, welches niemand im Basislager und auch
bei uns im Lager 4 auch nur annähernd für möglich gehalten hätte.
Jens war zwar durch die nächtliche Suche (zuletzt gemeinsam mit
dem Österreicher Thomas Strauß) nach Lager 4 deutlich
geschwächt, aber durchaus in der Lage, zwar langsam aber sicher
selbstständig abzusteigen. Er war weder verletzt noch hatte er
irgendwelche höhenbedingten Beschwerden.
Jörg und Christian ging es gut und sie waren ganz normal bei
Kräften.
Unser Abstieg vom Lager 4 (7100m) ins Lager 3 (6500m) erfolgte
am 2. Juli vollständig aus eigener Kraft und ohne fremde Hilfe. Die
noch im Lager 4 anwesenden Österreicher stiegen am Morgen des
2. Juli als erste ins Lager 3 ab. Ihnen folgte unmittelbar Jörg Stingl
mit einem Teil unseres Gepäcks. Etwa eine Stunde später brachen Jens,
Markus und Christian im Lager 4 auf. Jens war sehr erschöpft, so daß ihn
Christian und Markus in die Mitte nahmen. Er legte jedoch die ganze
Wegstrecke aus eigener Kraft zurück und die drei erreichten am Abend
sicher Lager 3.
Hier erfolgte am nächsten Tag das Hilfsangebot der mit uns
gemeinsam absteigenden Österreicher um Markus Kronthaler. Diesmal
geleiteten Sie gemeinsam mit Jörg den inzwischen schon wieder etwas
erholten Jens entlang der von uns installierten Fixseile abwärts ins Lager
2, während Markus und Christian unser Gepäck transportierten.
Wenige Minuten oberhalb Lager 2 trafen wir auf zwei Teilnehmer der
Österreichischen Bundesheer- Expedition. Von den im Basislager
aufgebrochenen 7 Helfern hatten gesundheitsbedingt nur zwei diesen Punkt
erreicht und waren von nun an dabei behilflich, Jens ins Tal zu geleiten.
Auf Wunsch und Drängen der Österreicher erfolgte dies noch am selben Tag,
obwohl unserer Meinung nach eine Nacht im Lager 2 (6000m) sinnvoller
gewesen wäre, denn der Marathon-Abstieg vom Lager 3 direkt ins Basislager
(2300 anstrengende Höhenmeter!) ist selbst für ausgeruhte Bergsteiger kein
gemütlicher Halbtagesspaziergang... Jens erreichte in der selben Nacht
noch das Basislager.
Christian und Markus trafen nach einer weiteren Nacht im Lager 2 am nächsten Nachmittag mit unserem Gepäck im Basislager ein. Es ist völlig frei erfunden, wie mancherorts berichtet wurde, daß Markus und Christian im Lager 2 durch die Östereicher versorgt und am nächsten Tag
ins Basislager transportiert oder zumindest durch sie begleitet wurden.
Die beiden haben die Nacht vom 3. zum 4.Juli als einzige Bergsteiger im Lager 2 verbracht, haben dann (bis auf ein ohnehin etwas beschädigtes Zelt, dessen Mitnahme dann doch die Kräfte etwas überfordert hätte) unser komplettes für fünf Mann ausgelegtes Lager 2 abgebaut und alles ohne
fremde Hilfe über die Kinshoferwand und durch die steile Löw-Eisrinne herunter ins Lager 1 transportiert - sicher der beste Beweis dafür, daß sie wohl doch nicht so erschöpft und hilflos waren wie vielerorts beschrieben...
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Berichte
Das Tagebuch der Expedition finden Sie unter der Rubrik Chronik.
Expeditionsteam
Die Teilnehmerliste finden Sie in der Rubrik Team.
Schirmherr
Der Landrat des Kreises Meißen, Arndt Steinbach, unterstützte die Expedition als Schirmherr
Deutsche Kunstexpedition Nanga Parbat 2004
in außergewöhnlichen Zuständen Substantielles entdecken
Gemeinsam mit uns am Nanga Parbat unterwegs - in einer ungewöhnlichen, intensiven Verbindung zwischen Alpinismus und Kunst - bringt die deutsche Kunstexpedition einen Komponisten, einen Maler, einen
Dramatiker, einen Fotographen und eine Schauspielerin/Ärztin an den Nanga Parbat.
Jeder dieser Künstler hat sein ganz eigenes Vorhaben am Berg, um sich in seiner künstlerischen Arbeit und den Möglichkeiten innerer Sensibilisierung in einer extremen und lebensfeindlichen Umgebung auszusetzen. Die eigenständigen Ergebnisse dieser Expedition werden später vernetzt und
umfangreich veröffentlicht. In Radio und Fernsehen, Konzertsälen und
Galerien, Theatern und Live-events.
In der Rubrik Kunstexpedition finden Sie dazu weitere Informationen.
Grußpostkarte
So wie schon von vielen vorangegangenen Alpinclub-Unternehmungen seit 1992 gab es auch diesmal wieder eine Grußpostkarte mit den Unterschriften aller Expeditionsteilnehmer. Einige wenige Exemplare haben wir unterschrieben und frankiert bei unseren Freunden in Pakistan gelassen für all diejenigen, die noch Interesse an einer Karte haben.
Wie Sie eine der letzten Karten erhalten können lesen Sie in der Rubrik Postkarte.
Links
Der Nanga Parbat ist Thema zahlreicher Berichte, Abhandlungen und Kommentare im Internet. Im Rahmen unserer Expeditionsvorbereitung haben wir selbst hier umfangreich recherchiert und schon die Spreu vom Weizen getrennt.
Ausgewählte Internetseiten zum Nanga Parbat finden Sie in der Rubrik Links
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