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Nanga-Parbat-Expedition 2004

06.06.2004     Abstieg und Ruhetag im Basecamp

5.15 Uhr werden Christian und Markus vom Licht des anbrechenden Tages wach. Es ist ein strahlend schöner, aber auf 6000m Höhe eisig kalter Morgen. Für die beiden steht heute der Abstieg ins Basislager an, denn nach mehreren anstrengenden Tagen Arbeit am Berg ist erstens eine Erholungspause dringend erforderlich und zweitens gegen die Nahrungsmittelvorräte zur Neige. Immerhin: vier Tassenportionen Kakao und eine Packung Mousse au Chocolat sind fürs Frühstück noch da, und so wird aus dem warmen Schlafsack heraus der Kocher gestartet, um Schnee zu schmelzen. Doch auch der Kocher hat mit dem eisigen Morgen so seine Probleme, und als nach einer Dreiviertelstunde immer noch erst ein halber Liter lauwarmes Wasser gewonnen ist, wird kurzerhand aufs Frühstück verzichtet, denn mit dem Wissen, daß man bald schon im Basecamp am gedeckten Tisch sitzen kann, reichen auch schon mal 2 Tassen lauwarmer Kakao, um in Schwung zu kommen. Schwung ist in der Tat auch erforderlich, den das Abseilen über die teilweise senkrechte Kinshoferwand verlangt volle Konzentration. Mit kalten Fingern trotz dicker Handschuhe muß jeder Handgriff sitzen, damit die Abseilacht oder ein Karabiner nicht eben mal vorschnell den Weg in die Tiefe antritt. Christian filmt trotz klammer Finger sogar noch vom Wandfuß aus, ehe der weitere Abstieg entlang der Seile in gemäßigteres Gelände führt... Punkt 8 Uhr zur vereinbarten Funkzeit - genau eine Stunde nach Aufbruch aus dem Lager 2 - erfolgt das Zusammentreffen mit dem österreichischen Bergführer Herbert von der anderen gemischt-deutschen Expedition. Er beglückwünscht uns und freut sich über den gestern geschafften Routenfortschritt, wohl wissend, daß er morgen ebenso dran ist damit, die Route durchs steile Gelände voranzutreiben. Ein Stück weiter unten kommen noch 4 weitere aufsteigende Bergsteiger entgegen. Gegen 8.30 Uhr erreichen Christian und Markus das Lager 1. Nach nur kurzer Pause zum Umpacken und Deponieren der Kletterausrüstung geht es weiter talwärts. Unterwegs bleibt reichlich Zeit für Video- und Fotoaufnahmen. Unten auf dem Gletscher sind im gleißenden Sonnenschein die kalten Finger und Füße von heute früh längst vergessen. Noch einmal kommen zwei schwer bepackte Österreicher entgegen, dann ist 11.30 Uhr das Basislager erreicht, wo wir nun erstmals alle komplett versammelt sind. Carsten, Jens, Jörg und Günter haben einen gemütlichen Ruhetag eingelegt und sich mal wieder einem Karton mit 800 zu unterschreibenden Grußpostkarten gewidmet. Jehangir präsentiert stolz ein frisch gerupftes Wildhuhn, welches allerdings erst zum Abendbrot im Kochtopf landen wird. Zum Mittagessen gibt's erst mal Makkaroni mit Käsesauce. Anschließend führt der erste Weg von Christian und Markus zum Duschzelt, um dem verschwitzten Körper nach Tagen wieder den Luxus von warmem Wasser und Seife zukommen zu lassen. Den Nachmittag verbringen alle im Basecamp mit Karten oder Tagebuch schreiben, Lesen und Erholen, denn der nächste Aufstieg steht schon bald bevor...



Markus Walter
Basecamp, 06.06.04

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