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Nanga-Parbat-Expedition 2004

Nanga Parbat Rupal Face

05.06.2004     Fixseilversicherung bis 6100m

Im Lager 2 auf 6000m Höhe erwacht Markus nach nicht sonderlich erholsam verbrachter Nacht am frühen Morgen mit großem Durst und leichten Kopfschmerzen und beginnt, den Kocher in Betrieb zu setzen, um aus Schnee Wasser für heißen Tee zu gewinnen. Christian, der schläft wie ein Murmeltier, wird erst munter, als der Tee fertig ist und beim Blick aus dem Zelt zu sehen ist, daß die drei anderen Deutschen sich für den Abstieg fertig machen. Sie haben nicht gut geschlafen und beklagen sich laut über ihren schlechten Zeltplatz, der offensichtlich so unbequem gewesen ist, daß sie trotz Morgenkälte fleißig mit Schaufel und Eispickel daran arbeiten. Unser gestriges eifriges Hacken und Schaufeln hat sich also doch gelohnt... :-) Gegen 8 Uhr beginnen sie mit dem Abstieg und auch Christian und Markus machen sich fertig für ihre heute bevorstehenden Aufgaben, nämlich das Heraufholen von etwa 500-Meter-Fixseil über die Kinshoferwand und das weitere Vorantreiben der Route. Zur Funkzeit erfahren sie aus dem Basecamp, daß Günter schon zeitig aus dem Lager 1 abgestiegen ist und pünktlich zum Frühstück im Basislager war. 9 Uhr beginnt Christian mit dem Abseilen über die steile und noch im Schatten liegende Kinshoferwand. Eine Viertelstunde später folgt Markus. Christian seilt bis zum Wandfuß ab und quert durch die steile Schneerinne zum Depot, wo Günter und Jörg gestern die Seile hinterlassen haben. dann bindet er eines ans andere und klettert mit dem fast einen halben Kilometer langen Seilstrang hinten dran zurück zum Wandfuß und noch die ersten 30 etwas flacheren Meter hinauf. Markus hat inzwischen in etwa 2/3 Wandhöhe Position an einem guten Stand bezogen. Hier hängt das gestern von Christian zur Hälfte heraufgebrachte Seil 70m in die Tiefe und reicht gerade so bis zu Christian herunter. Gemeinsam ziehen sie nun die Seile hinauf: Christian über den Schneehang bis zu sich und Markus bis zu seinem Standplatz. Nach etwa einer halben Stunde sind die Seile alle oben bei Markus und das Spiel beginnt erneut: Markus klettert die 50m hinauf bis zum Ausstieg aus der Wand und zieht anschließend erneut die aneinander geknoteten Seile hinauf. Erst als auch das letzte Seil ohne sich zu verhängen oben ist, klettert auch Christian bis ganz hoch. Wieder oben auf 6000m angekommen, sind die Arme bleischwer, doch das war erst die Hälfte der heutigen Tagesaufgabe... Nun geht es ans Fixieren und Vorantreiben der Route. Vom Ausstieg aus der Kinshoferwand bis zu unserem Zelt benötigen wir bereits 100m Seil, sorgsam fixiert mit 3 Eisschrauben, 2 alten Felshaken und einem Firnanker. Genau als gegen 12 Uhr das Zelt erreicht ist, beginnt es zu schneien - willkommener Anlaß für eine Mittagspause. Während es draußen stöbert und schneit, liegen Markus und Christian in den warmen Schlafsäcken und kochen sich Suppe und Pudding. Gegen 14.30 Uhr hört das Schneetreiben ebenso plötzlich wie es gekommen ist wieder auf und die Sonne lockt zu neuen Taten. 15 Uhr startet Markus erneut in voller Montur und mit 200m Seil im Rucksack vom Zelt aufwärts und 10 Minuten später folgt Christian, ebenfalls beladen mit Seil, Firnankern und Eisschrauben. Die über Mittag gefallenen 15 cm Schnee machen das Klettern nicht gerade einfacher. Teilweise reicht Markus der lockere Schnee bis zum Bauch. Darunter ist hartes Blankeis und das felsdurchsetzte Gelände ist nach wie vor steil genug, um anstrengend zu sein. Zum Glück finden wir in regelmäßigen Abständen alte Felshaken, so daß das Fixieren der Seile zügig voran geht. Die Route folgt hier einem schmalen Grat, der zweihundert Meter weiter oben in einer Eisflanke ausläuft. Unsere mitgenommenen Seile könnten gerade so bis dorthin reichen. Das genau festzustellen, bleibt uns für diesmal jedoch vorenthalten, denn gerade als Markus in eine 70m lange Eisrampe einsteigt, beginnt es wieder zu schneien. Da sich unterwegs nirgendwo eine Zwischensicherungsmöglichkeit bietet, muß er im inzwischen dichten Flockenwirbel nach 50m ein zweites Seil anknoten, um sicher den nächsten Felsturm und damit wieder drei alte Haken zu erreichen. Zurückblickend ist Christian am letzten Standplatz kaum noch erkennbar und das Schneegestöber nimmt immer mehr zu - also Rückzug! Schnell sind die verbliebenen beiden Seile deponiert und dann geht es ans Abseilen. 17 Uhr sind Markus und Christian wieder zurück am Zelt und 10 Minuten später surrt beruhigend der Kocher. 18 Uhr zur Funkzeit melden sich Jörg, Carsten, Günter und Jens von ihrem gemütlichen Ruhetag aus dem Basislager. Morgen werden auch Christian und Markus heruntersteigen, doch zunächst einmal verbringen sie noch eine eisige Nacht in 6000m Höhe...



Markus Walter
Basecamp, 06.06.04

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