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Sächsische Karakorum-Expedition 2001 - Gasherbrum II 8035m

Team Als wir am 24. August nach Beendigung unserer Karakorum-Expedition in Islamabad in unseren Flieger stiegen, ahnte niemand, dass nur wenige Tage später terroristische Anschläge in New York und Washington die Welt auf eine Weise verändern würden, die eine Reise nach Pakistan plötzlich zu einem fast unvorstellbaren Unterfangen machen könnte.
Auf einen Schlag und ohne erkennbar eigenes Zutun bestimmten Schlagzeilen aus diesem uns gegenüber so friedlichen Land fast täglich die Titelseiten unserer Zeitungen und die Meldungen in den Nachrichtensendungen. Im Fernsehen flimmerten fortan Bilder über den Bildschirm, wie die aus Peshawar, wo Ralf und ich am Ende unserer Expedition die islamische Fakultät der Universität besichtigt hatten - eine der Ausbildungsstätten späterer Taliban und damit nach westlich-amerikanischer Auffassung Brutstätte des Bösen schlechthin. Und während ich die letzten Dias von unserer ebenso erlebnis- wie erfolgreichen Expedition sortiere, stelle ich mir manchmal die Frage, ob das wirklich alles wahr ist, ob wir wirklich noch vor wenigen Wochen dort waren, von wo aus heute blutige Kriegsnachrichten mit der sachlichen Nüchternheit von Wasserstandsmeldungen in alle Welt verschickt werden. Man muss es wohl selbst erlebt haben, um es zu glauben, aber während unseres gesamten Aufenthaltes in dem Land zwischen Hindukusch und Himalaya sind wir nahezu ausschließlich extrem freundlichen und aufgeschlossenen Menschen begegnet. Menschen, die ich in Gedanken mit dem, was unsere Zeitungsmeldungen besagen, nicht im geringsten in Verbindung bringen kann.
Unser Ziel in diesem Land voller Freundlichkeit und Wärme war das wohl wildeste der ganz hohen Gebirge der Welt, der atemberaubend steile und unzugängliche Karakorum. Genauer gesagt, zwei der fünf dort gelegenen 8000er, nämlich die beiden Gasherbrum-Gipfel Nr. I & II, die mit Höhen von 8068 bzw. 8035m zum exklusiven Kreis der 14 sowohl höchsten als auch teuersten Berge Asiens gehören. Letztere Eigenschaft zwang uns einmal mehr dazu, unser Bergabenteuer in Form einer aufwendigen Expedition zu organisieren. Die breite Unterstützung durch Bergfreunde (an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an alle Interessenten für unser Grusspostkarte!!!) und Sponsoren machte uns dies jedoch zur unerwartet angenehmen Aufgabe, aus deren Erledigung neben einer gut organisierten und finanzierbaren Expedition auch eine Reihe neuer Kontakte und Freundschaften hervorging.

Nanga ParbatAls wir Ende Juni schliesslich in Pakistan ankamen, erwartete uns zwar die übliche Bürokratie, doch klappte letztendlich immer alles wie am Schnürchen und wir konnten uns voll und ganz auf unsere Bergbesteigung konzentrieren. Das auf 5100m Höhe gelegene Basislager der beiden Gasherbrums erreichten wir nach dreitägiger Anfahrt über den berühmten Karakorum Highway und einer neuntägigen Trekkingtour vorbei am nicht weniger berühmten Concordiaplatz, die wir gemeinsam mit einer neunköpfigen Trekkinggruppe absolvierten.
Mit Nanga Parbat, K2 und Broad Peak hatten wir bis dahin bereits die anderen drei 8000er Pakistans aus der Nähe zu Gesicht bekommen, ehe wir in der zweiten Juliwoche selbst an den Eisflanken der 8000er zu Werke gingen.
Zunächst verlief alles planmäßig und der Ausbau der Hochlager am Gasherbrum II, den wir als erstes Ziel gewählt hatten, war nach kurzer Zeit abgeschlossen. 3 gut mit Nahrungsmitteln und Ausrüstung ausgestattete Zelte auf 5900m, 6550m und 7000m Höhe sollten unserer Kleinexpedition (zu der neben Lydia Schubert, Olaf Rieck und Ralf Brummer aus Leipzig mein Bruder Christian und ich quasi als "Dresdner Minderheitsfraktion" gehörten) zum Gipfelangriff genügen.
Ehe dieser jedoch gestartet werden konnte, wurden wir auf eine harte Geduldsprobe gestellt. Ungewöhnlich starke Monsuneinbrüche führten Ende Juli zu einer 8-tägigen Schlechtwetterphase, die wir im Basislager aussitzen mußten, ständig das Scheitern unserer Expedition vor Augen und die enormen Neuschneemengen mit ernster Sorge registrierend.
Der Monsun hat in normalen Jahren im zentralen Karakorum überhaupt keinen Einfluss, doch die über Kurzwellenradio spärlich zu empfangenden Nachrichten von Jahrhundertunwettern mit vielen überschwemmungstoten und einem über Wochen hinweg völlig zerstörten Karakorum Highway bestätigten mit Nachdruck, daß es eben auch Ausnahmen gibt. Doch irgendwann mußte das Schlechtwetter auch einmal ein Ende haben und als es dann schließlich soweit war, begannen wir den Gipfelangriff mit aller Macht.
Gemeinsam mit spanischen Freunden, mit denen wir uns im Frühjahr 1999 am Manaslu zu dieser Expedition verabredet hatten, bildeten wir drei starke Gruppen, die - jeweils um einen Tag versetzt - uns maximale Gipfelchancen ermöglichen wurden. Der ersten Gruppe gehörte neben dreien der Spanier unser Olaf an, die zweite bestand aus Christian und mir und die dritte bildeten Ralf und Lydia sowie ursprünglich der Rest der Spanier. An dieser Stelle muss man sicher erwähnen, wie es zu der Minigruppe mit 2x Walter kam. Wir beide hatten in der Vergangenheit jeder bereits einmal versucht, einen 8000er mit Hilfe von Ski zu besteigen. Christian auf dem Weg zu Camp 3Christian 1993 am Nanga Parbat, ich 1999 am Manaslu. Beide Male waren wir damit gescheitert - er an zuviel Schnee, ich an zu wenig davon. Nun wollten wir diesen Traum gemeinsam realisieren und bildeten aufgrund der bergab ungleich schnelleren Fortbewegungsart als die "Fussgänger" ein separates Team.

Trotz des vielen Schnees ging zunächst alles bestens. Langsam aber stetig arbeiteten sich Olaf und die Spanier Lager für Lager nach oben, während Christian und ich ihnen immer dicht auf den Fersen blieben. Schließlich, im 7000m hoch gelegnen Lager 3, holten wir die Vorausspurenden sogar kurzzeitig ein, doch war unser Mini-Team durch die ebenfalls zu leistende Spurarbeit und das Zusatzgewicht der Ski zu geschwächt, um sofort weiter mit zum Gipfel gehen zu können.
So erreichte Olaf zusammen mit den Spaniern am 3. August als erster unserer Expedition den 8035m hohen Gipfel des Gasherbrum II, während Christian und ich uns im Lager 3 noch etwas erholten. Dann sollte es auch für uns endlich losgehen, doch wie so oft kam alles anders. Die Rucksäcke mit den Ski standen schon fertiggepackt vor dem Zelt, als eine urplötzlich aufziehende Wolkenfront uns in helle Panik versetzte.
Olaf auf dem GipfelWollten wir den Gipfel vor dem sichtbar bevorstehenden Wetterumschwung noch erreichen, mußten wir schweren Herzens die Ski zurücklassen und den gesamten Aufstieg auf Geschwindigkeit setzen. Anderenfalls wäre wohl beides unerreichbar geblieben: die Skiabfahrt und der Gipfel. Trotz sofortigen Aufbruchs und größter Eile holte uns bereits auf 7700m Höhe das Schlechtwetter ein. Umkehren und damit den Gipfel aufgeben? In dieser Situation war es wohl für uns beide von unschätzbarem Vorteil, mit jemandem unterwegs zu sein, den man seit 28 Jahren ganz genau kennt und auf den man sich 200%ig verlassen kann. Gemeinsam erreichten wir am 4. August um 4.40 Uhr bei völliger Dunkelheit und Schneesturm den Gipfel des Gasherbrum II und gemeinsam erreichten wir 4 Stunden später wohlbehalten wieder unser schützendes Zelt. Und ebenso gemeinsam erlebten wir an den folgenden beiden Tagen, wie der Traum des Skifahrens an einem ganz hohen Berg mit einigen hundert Metern Abfahrt unterhalb 7000m und lawinenbedingt leider sehr langen Unterbrechungsstücken weder erfüllt noch für immer beerdigt wurde. Man kann eben (manchmal) nicht alles haben. Aber darf man sich andererseits überhaupt beschweren, wenn man soeben erfolgreich einen 8000er bestiegen und dem Wetter ein Schnippchen geschlagen hat?!
In diesem Sinne fällt auch unsere Bilanz aus, der wir wegen anhaltenden Schlechtwetters und irgendwann zu Ende gehender Expeditionszeit in den Folgetagen keinen weiteren Gipfelerfolg hinzufügen konnten (Lydia und Ralf scheiterten am Gasherbrum II auf 7000m Höhe im Lager 3, GI vom Camp 2 des GIIOlaf und ich blieben bei einem Versuch am G-I im Alpinstil bereits auf 6400m im wütenden Schneesturm stecken.).
Letztendlich sind wir wohl alle zufrieden: mit der Besteigung des 8035m hohen Gasherbrum II ist unserer Expedition ein schöner und rundum zufriedenstellender Erfolg gelungen. Zu fünft sind wir losgefahren, drei standen auf dem Gipfel eines 8000ers, und - für uns alle der wichtigste Erfolg überhaupt - zu fünft sind wir wieder gesund und munter nach Hause zurückgekehrt.

Erfolge machen oft Lust auf mehr - so auch in unserem Fall, denn einmal mehr inspiriert und fasziniert von den kühnen Gipfeln des Karakorum planten wir fürs kommende Jahr gleich eine neue Expedition nach Pakistan und ließen einen Teil der Expeditionsausrüstung sicher verwahrt bei Freunden in Islamabad zurück. 2 Wochen später wurde die Welt verändert. Und nun stehen unsere Tonnen mit Fixseilen, Gaskartuschen, Zelten und Eisschrauben inmitten von Kriegsberichterstattern in einer damals so friedlichen Stadt und harren der Dinge, die da kommen. Was in den nächsten Wochen und Monaten in Pakistan und Afghanistan passiert, wissen wir auch nicht. Aber noch gilt wohl das Prinzip Hoffnung. Denn die sollte man eigentlich nie aufgeben. Auch was den Traum von der Skiabfahrt von einem ganz hohen Berg betrifft, oder Christian?
Markus Walter



Im Rahmen der wissenschaftlichen Untersuchung für die Wurzener Nahrungsmittel GmbH haben wir von unseren Aktivitäten am Berg für jeden Teilnehmer ein Höhenprofil erstellt. Dies befindet sich hier, nur einen Mausklick entfernt.

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Weitere Informationen zur Expedition finden Sie auch auf unserer Expeditionseite bei Leipzig-Online

Für weitere Informationen zum Karakorum empfehlen wir Ihnen unsere umfangreiche Karakorum-Infoseite.






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