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Erdbeben in Pakistan
Hilfsaktion von Alpinclub und Bergwacht Sächsische Schweiz

Begwacht
Die Menschen in den vom Erdbeben betroffenen Bergregionen in Pakistan sind in Not! Schneefall und große Kälte in den Himalaya-Tälern stellen für die Menschen in Ihren Notunterkünften eine tödliche Gefahr da, der nur mit massiver internationaler Hilfe zu begegnen ist.
Unser =>drittes Team hat kurz von Weihnachten noch die Verteilung von 500 Einheiten eines propangasbetriebenen Kocher- und Heizersets für je eine Familie im Bergdorf Sakargah =>organisiert. Aus den beim Alpinclub Sachsen eingehenden Spendengeldern sollen diese Familien mindestens bis zum Winterende mit Flaschengas für den Betrieb dieser Systeme versorgt werden. Mit einer kalkulierten Zahl von 7 Personen pro Haushalt sind dies etwas 15 EUR pro Person.
Gas ist zwar ein vergleichsweise teurer Brennstoff aber aus unserer Sicht der einzige, welcher vernünftig innerhalb von Zelten eingesetzt werden kann, wenn diese so wie das bei den allermeisten der ausgeteilten Zelte der Fall ist, nicht für eine Heizung ausgelegt sind.
Terassenfelder in SakargahAndere Hilfsorganisationen haben zunächst auf Holzöfen gesetzt, frei nach dem Motto "Holz wächst ja umsonst im Wald". Eine kurzsichtige Fehleinschätzung: wer so wie wir schon seit vielen Jahren in den Bergtälern des Himalaya unterwegs ist, weiß daß der Bergwald durch Nutzung ohne äquivalente Neupflanzungen und durch Umwandlung in Acker- und Weideflächen schon massiv bedroht ist.
ErdrutschWenn der Wald durch den jetzt geschaffenen Mehrbedarf an Feuerholz weiter massiv dezimiert wird, sind die nächsten Katastrophen schon vorauszusehen: mit dem Wald schwindet auch seine Schutzwirkung für die Siedlungen vor Lawinen, gleichzeitig schreitet die Errosion voran, vermehrte Erdrutsche sind zu befürchten. Auch die Regulationsfunktion für den Wasserhaushalt geht verloren, langfristig wird so die Lebensgrundlage der Bergbevölkerung massiv geschädigt bzw. verstört.
"Ja die Leute haben doch immer schon mit Holz gekocht und geheizt" mag mancher denken. Richtig und falsch zugleich. In den letzten Jahren ist von staatlicher Seite vermehrt auf den Schutz des Waldes geachtet worden. So war es verboten, Bäume zum Zwecke der Feuerholzgewinnung zu fällen. Die Leute haben sich darauf eingerichtet, meist wurde eine Mischung aus getrocknetem Kuhmist und Totholz als Brennstoff benutzt. Reste von Bergwald um SakargahAuch wurde selbst im Winter nicht wirklich geheizt. Die Häuser in den Bergen waren meist sehr massiv gebaut, hatten keine oder nur wenige kleine Fenster, ein gut isoliertes Dach mit einem einfachen, durch einen Stein verschließbaren Rauchabzug in der Mitte.
Gekocht wurde in einer kleinen Grube in der Mitte des meist einzigen Raumes. Die beim Kochen entstehende Wärme wird so vom Fußboden aufgenommen und man hat in einem Bereich von 1-2m um den Kochplatz herum eine funktionierende Fußbodenheizung in dem ansonsten ziemlich kalten Raum. traditionelle FeuerstelleDas dies funktioniert davon konnten wir uns bereits im Herbst 1994 überzeugen, als wir bei Schnefall und eisigen Temperaturen das erste Mal die Gastfreundschaft eines pakistanischen Bergbauern genießen konnten.
Ein Holzofen ohne Speicherwirkung in einem nicht dafür ausgelegten Zelt hingegen wird außer einem massiven Mehrbedarf an Holz vor allem eins bringen: einen großen Anstieg der Augenerkrankungen durch den ständigen Qualm wie dies in früheren Zeiten beispielsweise aus Nepal bekannt ist, ganz abgesehen von der Brand- und Verbrennungsgefahr.
Inzwischen hat auch das UN-Flüchtlingshilfswerk umgedacht: Am 6.Januar wurde beschlossen zunächst 40.000 Petroleumkocher mit offener Flamme verteilen zu lassen. Gegenüber Holz eine deutliche Verbesserung, zum dauerhaften Heizen aber auch nicht wirklich geeignet, denn bei der Verbrennung entstehen leider giftige Gase.
Jeder Expeditionsbergsteiger kennt das: auf Expeditionen im Himalaya wird im Basislager eigentlich immer mit Petroleum gekocht und wenn es dann mal richtig kalt und ungemütlich wird, so schleichen sich nach und nach alle zum Koch in die Küche und schließen die Zelttür damit es warm wird. Spätestens nach einer Stunde verschwindet dann der erste wieder mit Kopfschmerzen in sein eigenes Zelt...