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Expedition zum Muztagh-Ata (7546m)28. Juli - 03. September 2002
ExpeditionsteilnehmerCarola Beuther, Madlen Kind, Steffen Beuther, Udo Biebrach,
Gottfried Knorre, Steffen Knorre, Dr. Jürgen Schürer, Markus Walter ![]() Ausführlicher Expeditionsbericht von Markus WalterExpeditionsstart Unmittelbar im Anschluß an die Batura-Muztagh-Expedition blieb ich noch für ein paar Tage in Islamabad, um die Rücksendung des Expeditionsgepäcks sowie weitere organisatorische Dinge zu erledigen. Gleichzeitig bereitete ich mich dabei jedoch auch schon auf die nächste Unternehmung vor. Als Expeditionsleiter würde ich die vom Dresdner Rreiseveranstalter DIAMIR organisierte Muztagh Ata Expedition 2002 an den 7546m hohen Eisriesen in der chinesischen Provinz Xinjiang führen. Obwohl rein klettertechnisch relativ unkompliziert, so war dies doch schon von der reinen Höhe her erneut eine große Herausforderung. Und auch wenn ich in den vergangenen Jahren doch relativ problemlos auch wesentlich größere Höhen erklommen hatte, hieß dies noch lange nicht, das man jedes Mal gleichermaßen gut mit der Höhe zurecht kommen würde. Eine entsprechende physische und psychische Vorbereitung sowie besonnenes Vorgehen bei der Akklimatisation waren in jedem Fall unerläßlich. Und einen Berg, dem gerade einmal 454 Meter an der magischen 8000m-Marke fehlen, sollte man auch auf keinen Fall unterschätzen! In puncto Akklimatisation hatte ich gegenüber den anderen Expeditionsteilnehmern zumindest den großen Vorteil, durch die Wochen am Batura bereits sehr gut an große Höhen gewöhnt zu sein. Wenn das Wetter allerdings ebenso miserabel wie am Batura sein würde, könnte sich ein solcher Vorteil zwar schnell wieder relativieren, doch irgendwann mußte es ja auch wieder gut werden, und so ging ich voller Hoffnung und Optimismus an die Erledigung der letzten Vorbereitungen in Islamabad. Ursprünglich wollte von der Batura-Mannschaft auch noch Günter Jung mit mir zusammen zum Muztagh Ata fahren, doch eine üble Zerrung im Schulterbereich, die er sich beim Lesen im Batura-Basislager (!) geholt hatte, ließ es ihm eher als ratsam erscheinen, doch nach Hause zurückzukehren, zumal bereits unzählige Therapieversuche (von einfachen Massagen über einen pakistanischen Wunderheiler bis hin zum Besuch mehrerer wirklich guter Ärzte in Islamabad) nicht den gewünschten Erfolg gebracht hatten. So brachte ich Günter denn am 29. Juli schweren Herzens zum Flughafen und verabschiedete mich von ihm, wobei wir uns gegenseitig viel Glück für die nächsten Wochen wünschten. Schon 2 Stunden später landete die Maschine mit den anderen Expeditionsteilnehmern, die mit mir gemeinsam zum Muztagh Ata fahren würden. ![]() Jahre vergingen, doch schließlich faßten Sie anläßlich von Gottfrieds 65. Geburtstag den Beschluß, es zu versuchen. Das Gottfried trotz seines für solche Unternehmungen beachtlichen Alters noch lange nicht zum alten Eisen gehört, sollte sich in den nächsten Wochen noch zeigen... Zunächst jedoch freute ich mich auf das Wiedersehen mit allen und den Beginn unserer gemeinsamen Expedition. Für die anderen Teilnehmer hatte die Reise nach Islamabad mit der Bahnfahrt nach Frankfurt und dem Flug von dort via Dubai nach Islamabad bereits am frühen Morgen des 28.Juli begonnen. Nun, reichlich 30 Stunden später, trafen wir also alle zusammen und um keine Zeit zu verlieren, ging's direkt vom Flughafen aus los in Richtung Karakorum Highway, dem fast 1000km entfernten Muztagh Ata entgegen... Anreise über den Karakorum Highway 29./30.07.2002 ![]() 31.07.2002 Nach dem Frühstück erledigten wir die umfangreichen Grenzformalitäten und verluden auf dem Zollhof in Sust unser gesamtes Expeditionsgepäck auf einen klapprigen alten Bus der staatlichen Tourismusorganisation PTDC, die als einzige die Lizenz für den grenzüberschreitenden Transport besitzt. Etwa 10 Uhr ging es dann endlich los. Die Straße in Richtung Grenze führt zunächst durch enge, canyonartige Schluchten und gewinnt dabei stetig an Höhe. Später verläßt man das Tal und in Serpentinen geht es auf die Paßhöhe des berühmten Kunjerab Passes hinauf. Man befindet sich hier im Kunjerab Nationalpark, und obwohl die Fahrt durch das Parkgebiet auf pakistanischer seite gerade mal 2 Stunden dauert und man den Bus ohnehin eigentlich nicht verlassen darf, lassen es sich die Pakistanis nicht nehmen, von jedem Reisenden die obligatorische Nationalparkgebühr zu kassieren. Entlang der Straße sieht man um diese Jahreszeit unzählige unglaublich fette Murmeltiere, die scheinbar überhaupt keine Scheu haben - zumindest so lange, wie der Bus fährt und keiner Anstalten macht, auszusteigen. Zweieinhalb Stunden nach dem start in Sust erreichten wir schließlich die Paßhöheh. Hier oben, genau 4703m hoch, befindet sich die höchstgelegene Straßengrenze der Welt. Das eigentlich interessante ist neben der unvermeidlichen Grenzkontrolle allerdings die Tatsache, daß sich hier oben auch der Wechsel vom pakistanischen Linksverkehr zum chinesischen Rechtsverkehr vollzieht. Da hier nur höchst selten zwei Fahrzeuge gleichzeitig vorbeikommen, ist dieses Problem ganz unkompliziert durch 2 entsprechende Schilder gelöst, die den Fahrer ermahnen, von nun an jeweils auf der anderen Straßenseite zu fahren. Nachdem wir auf chinesischer Seite alle unser Handgepäck einer strengen Kontrolle unterziehen mußten (mein Walkman entging dabei nur knapp der Konfiszierung, denn die eingelegte Kassette mit den Red Hot Chili Peppers erwies sich bei der amtlichen Hörprobe dann doch nicht als das scheinbar vermutete kapitalistische Propagandamaterial...), konnte es weiter gehen. Die Landschaft ändert sich auf der anderen seite des Passes schlagartig und durch weite Täler fuhren wir hinunter nach Tashkurgan, der chinesischen Grenzstadt. In Tashkurgan angekommen, trafen wir verabredungsgemäß unseren chinesischen Guide. Nachdem der sich mit seinem reichlich unaussprechlichen chinesischen Namen vorgestellt hatte, bestand er zum Glück gleich selbst auf dem für uns wesentlich einfacher zu artikulierenden Spitznamen "John" und half uns von nun an bei allem, was uns noch erwartet. Hier in Tashkurgan wurde nochmals unser gesamtes Gepäck einer äußerst strengen Kontrolle unterzogen, die darin bestand, zunächst nach Flughafen-Manier alles einzeln zu durchleuchten und dann ausgewählte Gepäckstücke nochmals per Hand nachzukontrollieren. Fast hätten wir dabei unser Satellitentelefon und die am berg so wichtigen Funkgeräte eingebüßt, doch die in vielen Expeditionsjahren geschulte Überedungskunst half auch hier, und so blieb es bei dem weniger schmerzlichen Verlust von einigen Päckchen Vanillesoßenpulver, die als angeblich verbotenes Milchprodukt beim besten Willen nicht mit eingeführt werden durften (die 6kg reines Milchpulver haben die Zöllner zum Glück nicht entdeckt...). Hoch zufrieden mit diesem eher unbedeutenden Bauernopfer quartierten wir uns dann in unserem Hotel ein, um die für lange Zeit letzte Nacht in einem richtigen Bett sowie die ebenfalls vorerst letzte heiße Dusche in aller Ruhe genießen zu können. Tashkurgan bietet ohnehin nicht viel sehenswertes und erschöpft von der langen Busfahrt der letzten Tage gingen so alle recht zeitig zu Bett... 01.08.2002 ![]() Aufstieg ins Basislager 02.08.2002 ![]() ![]() 03.08.2002 Über Nacht hatte sich wieder besseres Wetter eingestellt und wir nutzten den recht schönen Tag, um uns im Basislager endgültig einzurichten und alles für den ersten Aufstieg vorzubereiten. Während die anderen bereits einen Erkundungsausflug bis in ca. 4700m Höhe unternahmen, packten Madlen und ich die komplette Ausrüstung für das erste Hochlager zusammen. Zelte, Isomatten, Schlafsäcke, Schneeschaufeln, Kocher, Töpfe, Gaskartuschen, Konzentratnahrung und all die vielen Kleinigkeiten türmten sich bald zu einem beunruhigenden Berg, doch zu acht verteilte es sich dann doch ganz gut, so daß die Rucksäcke ein erträgliches Gewicht hatten. Im Gegensatz zu allen (!) anderen am Berg befindlichen Expeditionen wollten wir den Aufstieg nämlich "by fair means" unternehmen und uns nicht von den geschundenen Lasteseln kirgisischer Eseltreiber sämtliches Gepäck bis ins Lager 1 auf 5300m hinauf schleppen lassen. Wie wir verständnislos miterleben mußten, haben einige Expeditionen sich ihr Gepäck von den Kirgisen dann sogar bis ins Lager 2 (6200m) tragen lassen oder z.B. für viel Geld riesige Kanister voller Wasser ins Lager 1 befördern lassen, nur weil sie zu faul zum Schneeschmelzen waren... Was solche Vorgehensweise noch mit Bergsteigen zu tun hat, war uns nicht ganz klar, denn wenn man nicht einmal sein eigenes Gepäck selber tragen bzw. sich selber versorgen kann, hat man eigentlich an so einem Berg auch nichts zu suchen... 04.08.2002 Der eigentlich bereits für den Aufstieg geplante Tag wurde wetterbedingt zum weiteren Ruhe- und Akklimatisationstag umfunktioniert, denn den ganzen Vormittag regnete es. Erst am späten Nachmittag besserte sich das Wetter und schließlich konnten wir zum Kaffetrinken (mit original Dresdner Christstollen!) sogar draußen vor den Zelten in der sich mehr und mehr zwischen den Wolken durchkämpfenden Sonne sitzen... Unterwegs am Berg 05.08.2002 ![]() Etwas abseits der anderen errichteten wir zumindest hier im Lager 1 erst einmal eines der beiden für dieses Lager bestimmten Kuppelzelte und richteten uns häuslich ein. Während die anderen noch am selben Tag wieder hinunter ins Basislager stiegen, um sich zu erholen, wollten Madlen und ich gleich eine Nacht hier oben bleiben und eventuell je nach Wetter und Verfassung sogar schon weiter vordringen... 06.08.2002 ![]() Das erste Mal benutzten wir nun auch unser Tourenski, die uns beim Spuren im tiefen Schnee weiter oben sowie beim Abstieg gute Dienste leisten sollten. Während Madlen und ich oberhalb von 5300m jeden Meter auf Ski zurücklegten, waren die anderen unserer Truppe als "Nichtskifahrer" zu Fuß bzw. mit Steigeisen unterwegs. Der Aufstieg vom Lager 1 aus führte uns hinein in eine bizarre Welt aus Eis und Schnee, denn nach Überwindung eines ersten Hanges von ca. 150 Höhenmetern führte die Route durch einen beeindruckenden Eisbruch, dessen Überwindung zwar weder gefährlich noch schwierig war, aber unheimlich spektakuläre Passagen zu bieten hatte, wie beispielsweise den Durchgang durch eine Art "Korridor" mit Blick in die benachbarten Spalten und Eishöhlen. Gegen 18 Uhr erreichten wir eine geeignete Stelle für unser zweites Lager in ungefähr 6200m Höhe, an der bereits drei andere Zelte standen. Bevor wir unser Zelt aufstellen konnten, mußten wir jedoch zunächst zwei geschlagene Stunden lang eine Plattform aus dem tiefverschneiten Hang schaufeln. Als wir jedoch schließlich bei Einbruch der Dunkelheit gemütlich in unseren warmen Schlafsäcken lagen und der schnurrende Kocher heiße Getränke bereitete, waren alle Mühen vergessen... 07.08.2002 ![]() Der Schnee war für eine Skiabfahrt zwar nicht ganz optimal, doch dank leichter Rucksäcke waren wir in recht genußvollen 75 Minuten schon wieder unten im Lager 1. Unterwegs staunten wir vor allem über die streckenweise doch recht große Steilheit des Geländes, denn beim Aufstieg war uns dies gar nicht so bewußt geworden. Besonders der riesige Hang oberhalb von Lager 1 sorgte im inzwischen aufgeweichten Firnschnee dann sogar für richtigen Fahrgenuß. Im Lager 1 trafen wir die anderen, die nach ihrem Ruhetag inzwischen wieder hier hinaufgestiegen waren und nun ihrerseits Ausrüstung bis ins Lager 2 bringen wollten. Wir deponierten unsere Ski und Skischuhe und stiegen am späten nachmittag ganz gemütlich in 2 Stunden bis ins Basislager ab, wo wir von John und Mr. Li aufs herzlichste empfangen wurden. 08.08.-10.08.2002 ![]() Die Zeit im Basislager verbrachten wir mit lesen, schlafen, essen oder kurzen Ausflügen zu den nahe gelegenen Boulderblöcken, die einige nette kurze Klettereien in wirklich ungewöhnlich schöner Umgebung zu bieten hatten. Am Ende unserer 3 Tage währenden Ruhepause waren dann auch die anderen alle wieder im Basislager versammelt, um sich zu erholen und für den weiteren Aufstieg Kräfte zu sammeln. 11.08.2002 Trotz durchwachsenen Wetters sollte es heute wieder hinauf gehen. Als es gegen 13 Uhr dann tatsächlich nach Wetterbesserung aussah, brachen Carola, Gottfried, Jürgen und Udo auf, während Madlen und ich lieber noch eine Weile warteten. 16 Uhr hielt es schließlich auch uns nicht mehr im Basecamp und so erreichten wir 19 Uhr das Lager 1, in dem wir uns für eine Nacht zu sechst in die beiden zum Glück recht geräumigen Zelte teilten. 12.08.2002 Der Blick aus dem Zelt verhieß am Morgen nichts gutes. Kaum ein paar hundert Meter weit konnte man blicken, und so stand ein weiterer Aufstieg ins Lager 2 außer Diskussion. Im Laufe des Vormittags begann es dann auch noch heftig zu schneien, so daß die einzige Beschäftigung des Tages das regelmäßige Befreien der Zelte vom Neuschnee war. Die beiden Steffen erholten sich inzwischen im Basislager und waren wohl eher froh, nicht hier oben im Schneetreiben zu sitzen... Als es gegen 19 Uhr dann plötzlich ein bißchen aufriß, beschlossen Madlen und ich spontan, ebenfalls ins Basislager abzusteigen, denn die Wetterprognose verhieß zumindest für den nächsten Tag noch keine endgültige Besserung. 2 Stunden später erreichten wir die relative Gemütlichkeit des Basislagers - gerade noch rechtzeitig, bevor es erneut begann zu schneien (bzw. im Basislager zu regnen). 13.08.-15.08.2002 ![]() Am Morgen des 14. August lag sogar das erste Mal richtig reichlich Schnee im Basislager und gemeinsam bauten wir einen kleinen Schneemann, um uns wenigstens etwas Bewegung zu verschaffen. Erst am dritten Tag dieser Ruhephase wurde das Wetter langsam wieder besser und sowohl im Basislager als auch im Lager 1 wurde alles für den erneuten Aufstieg gerüstet. 16.08.2002 ![]() 17.08.2002 ![]() ![]() In den unteren Lagern hatte sich währenddessen auch eine Menge getan: Udo und Jürgen waren ins Lager 2 hinaufgestiegen und dort wurde von Knollo und Steffen inzwischen das zweite Zelt aufgestellt. Gottfried und Carola, die sich beide nicht so fit fühlten, waren indessen vom Lager 1 aus ins Basislager abgestiegen. Der Gipfelaufstieg 18.08.2002 ![]() Das Wetter schien phantastisch zu werden, denn der langgezogene Schatten des Muztagh Ata ragte kilometerweit in die von stahlblauem Himmel überwölbte Steppe. Die ersten Schritte waren wie so oft die schwersten, denn ehe man einen richtigen Rhythmus gefunden und die klammen Finger und Zehen erwärmt hat, vergeht in solcher Höhe oft einige Zeit. Reichlich zwei Stunden nach dem Aufbruch erreichten uns dann endlich die ersten Strahlen der wärmenden Sonne. Schnell wurde es erträglicher und auch der von Beginn an eisige Wind ließ langsam nach, so daß wir einige Stunden später bei einer Rast sogar die Daunenjacken für einige Minuten ausziehen konnten. ![]() ![]() Neben dem Hoffen auf einige Ausblicke und Gipfelfotos überwog bei uns beiden vor allem das Gefühl, es endlich geschafft zu haben. Die Monotonie der letzten Stunden war vor allem morlaisch zermürbend gewesen, auch wenn ich mich immerhin noch fit genug fühlte, einige halbwegs ruhige Filmaufnahmen auf dem Gipfel zu drehen. Nun erwartete uns nur noch die Abfahrt, für die wir uns eigentlich richtig Zeit nehmen wollten. Schließlich hatte ich Fotoapparat und Videokamera nicht mit hier hinauf geschleppt, um nur hastiges, atemloses hinunterrasen festzuhalten, sondern wollte auf über 7000 Meter Höhe auch einige schöne Schwünge in den Schnee setzen. Mit leichtem Rucksack klappte dann trotz der Höhe sogar das Skifahren erstaunlich gut, so daß wir immer wieder zum Fotografieren anhielten. ![]() Im Lager 2 wurden wir von Jürgen und Udo erneut aufs herzlichste begrüßt und beglückwünscht, bevor wir uns dann zum Kochen in eins der beiden Zelte zurückzogen. Geschafft aber glücklich redeten wir noch lange über die Momente ganz da oben, ehe wir einschliefen... Weitere Gipfelversuche 19.08.2002 ![]() ![]() Unten angekommen wurden wir ganz herzlich von John, Mr. Li und Mr. Jiao (unserem inzwischen eingetroffenen Verbindungsoffizier) begrüßte und beglückwünscht. Mr. Li verwöhnte uns zur Feier des Tages mit auserlesenen Kreationen aus seiner Küche, doch uns war das eigentlich mehr oder weniger egal - wir waren vor allem froh, uns endlich wieder ohne die beißende Kälte der Hochlager bewegen zu können... 20.08.2002 Am frühen Morgen zur Funkzeit erwartete uns eine unangenehme Nachricht. Die ganze Zeit war das gesamte Team stets gewissenhaft darauf bedacht, Absprachen und Planungen für den Materialbedarf in den einzelnen Lagern sehr sorgfältig per Funkgerät untereinander abzustimmen, und eigentlich immer hatte das auch wirklich perfekt geklappt. Nur gestern war uns ein winziger Denkfehler unterlaufen, der für Carola und Gottfried unschöne Folgen hatte: als es um die Zahl der Schlafsäcke ging, hatten alle nur über die oberen beiden und damit zugleich kältesten Lager (2 und 3) geredet und keiner hatte ans Lager 1 gedacht. So fanden Carola und Gottfried bei ihrer Ankunft überraschenderweise nur einen einzigen Schlafsack vor, mit dem sie zu zweit die Nacht eher schlecht als recht verbrachten. Für alle überraschend und schade, aber durchaus verständlich kam daher am Morgen ihr Entschluß, den Gipfelversuch vorzeitig abzubrechen und sich nach der anstrengenden und eisigen Nacht im Lager 1 lieber voll und ganz auf die Unterstützung der anderen vier Gipfelaspiranten zu konzentrieren. So bauten Sie am Vormittag bereits eines der beiden Zelte im Lager 1 ab und bereiteten alles für den Abstieg der Gipfelgruppe vor. Anschließend stiegen sie zu Madlen und mir hinunter ins Basislager und betrachteten damit ihren Gipfelversuch als beendet. Ein bißchen traurig waren sie in dem Moment sicher schon, doch nun galt zunächst alle Hoffnung und Aufmerksamkeit dem weiteren Aufstieg der Vierertruppe im Lager 3. Da das Wetter heute oben am Berg extrem kalt und stürmisch war, beschlossen die vier, den Aufbruch um einen Tag zu verschieben - angesichts der vorhandenen Gas- und Lebensmittelreserven und der nicht ganz so extremen Höhe des Lagers mit Sicherheit eine vernünftige Entscheidung. Auch im Basislager war alles auf Ruhetag eingestellt und Madlen und ich nutzten die sonnigen Stunden für die erste ausgiebige Wäsche nach den Tagen am Berg. 21.08.2002 ![]() Erst auf dem Rückweg ins Basislager hatten wir um 20 Uhr schließlich Funkkontakt zu den drei Gipfelstürmern. Leider hatten sie es nicht geschafft, waren zu Fuß und völlig auf sich allein gestellt im knietiefen Schnee steckengeblieben. Als sie sich schließlich auf über 7000m Höhe nur mehr 50 Höhenmeter pro Stunde vorwärts wühlten, blieb ihnen keine andere Wahl, als aufzugeben. Ohne Ski und bei sehr sonnigem, aber extrem stürmischem Wetter hatte eine so kleine Gruppe einfach keine Chance. Knollo wollte es eigentlich zwei Tage später noch einmal versuchen, doch als er sah, daß die beiden außer uns noch am Berg befindlichen Expeditionen weiterhin zögerten und darauf warteten, daß wir eine Spur in Richtung Gipfel legen würden, gab auch er sich geschlagen. Ein bißchen traurig, aber trotzdem zufrieden mit den auch ohne Gipfel sehr schönen Erlebnissen traten die drei den Abstieg an. 22.08.2002 Während Jürgen + 2x Steffen das komplette Lager 3 abbauten, war Udo bereits ein Lager tiefer damit beschäftigt, ein Zelt und zahlreiche Ausrüstungsgegenstände in seinem Rucksack zu verstauen. Allein stieg er dann in einem Zug hinunter bis ins Basislager, wo er am Nachmittag mit einer Unmenge Gepäck ankam. Die anderen drei stiegen ebenfalls hinunter bis ins Lager 2, beräumten auch dort das letzte noch verbliebene Zelt und setzten dann ihren Abstieg in Richtung Basislager fort. Carola, Gottfried und ich gingen ihnen noch ein Stück entgegen, um beim Lastentransport zu helfen, doch die Motivation, hinunterzukommen, war größer als wir vermutet hatten: viel schneller als gedacht erreichte auch der letzte das Bbasislager und gleichzeitig hatten wir damit nicht nur unsere gesamte Ausrüstung sondern auch sämtlichen Müll mit hinuntergebracht, und das alles aus eigenen Kräften und OHNE Zuhilfenahme von Lasteseln oder Trägern! 23.08.2002 ![]() Bestes Wetter machte die ganze Pack-Aktion ziemlich angenehm und die Stimmung war gelöst und gut, obwohl es ja leider nicht alle bis zum Gipfel geschafft hatten. Das wichtigste sind und bleiben aber ohnehin die gemeinsamen Erlebnisse am Berg und diese waren sicher für alle unvergeßlich schön! Am Abend feierten wir dann im Mannschaftszelt eine ausgelassene Gipfelparty mit selbstgemachtem Kartoffelsalat (Danke Madlen + Udo!) und sogar ein paar Flaschen echtem chinesischen Bier, die John extra von der chinesischen wissenschaftlichen Großexpedition organisiert hatte. Auch unser Guide, Koch und Verbindungsoffizier stießen mit an und fanden es sichtlich ein bißchen traurig, schon bald von unserer lustigen Truppe Abschied nehmen zu müssen... Rückreise nach Pakistan & Heimflug 24.08.2002 ![]() Einige von uns wagten (verbotenerweise) sogar ein Bad im gar nicht so eisigen Wasser des Karakol. Die Nacht verbrachten wir direkt am See in einer traditionellen kirgisischen Jurte. Ehe wir einschliefen, wurde es allerdings ziemlich spät und lustig, denn nach den Tagen am Berg waren die Köpfe nun wieder frei für allerhand andere Dinge, auf die wir uns nun freuten... 25.08.-26.08.2002 ![]() Die Grenzkontrolle in Tashkurgan ging zwar problemlos vonstatten, doch aufgrund des vergleichsweise großen Andrangs dauerte die Prozedur mehrere Stunden. Schließlich ging es los, wobei unser Busfahrer zunächst zum fahren im Konvoi mit zwei weiteren Bussen verpflichtet wurde. Später fuhren wir dann für uns allein und hatten so auch Gelegenheit zu mehreren kurzen (und eigentlich verbotenen) Zwischenstops. Einer davon wurde nötig, als eine der auf dem dach festgezurrten Tonnen mit unserem Gepäck sich in einer Kurve gelöst hatte und in hohem Bogen in den Straßengraben geflogen war. Zum Glück bemerkte Mr. Yaken als einziger sofort den Zwischenfall, so daß wir die Tonne bergen und erneut befestigen konnten. Das gute daran war für uns die Tatsache, daß der übermüdete Mr. Yaken, den wir vorher bereits mit Cola und Koffeinbonbons munter zu halten versucht hatten, auf einen Schlag wieder munter und voll konzentriert war. Auf der Paßhöhe des Kunjerab Passes erfolgten dann die üblichen Kontrollen. Auch diesmal sahen wir von hier oben leider nur dichte Wolken, so daß wir uns nicht lange aufhielten. Kurz vor dem Nationalparkausgang auf pakistanischer Seite legten wir noch ein gemütliches Picknick am Wegesrand ein, ehe wir den Checkpoint passierten und erneut um die Nationalparkgebühr erleichtert wurden. Trotz massiver Diskussionen über diese Abzockerei kamen wir um die Bezahlung nicht herum und erreichten schließlich bereits relativ spät am Abend Sust. Hier erwarteten uns bereits unser pakistanischer Bus sowie unser Freund Jehangir, der uns den rest des Weges bis nach Islamabad begeliten würde. Nach einem ausgiebigen Essen und der Verabschiedung von Mr. Yaken bestiegen wir dann also für etwa 3 Stunden den anderen Bus und fuhren noch weiter bis nach Karimabad, wo wir spät in der Nacht eintrafen. 27.08.2002 Der ganze Vormittag stand für die Besichtigung von Karimabad zur Verfügung. Neben den klassischen Sehenswürdigkeiten des Hunzatales - allen voran das aufwendig restaurierte und zum Museum umgestaltete Baltit Fort - ergab sich zufälligerweise auch ein Abstecher zum Festgelände des gerade hier abgehaltenen Silk Road Festival, auf dem u.a. traditionelle Handwerkskunst demonstriert wurde. Der anschließende Kauf diverser Souvenirs zog sich aufgrund der Mittagspause vieler Händler ein wenig unplanmäßig in die Länge, so daß wir erst am Nachmittag Karimabad verließen. Nach mehrstündiger Fahrt auf dem Karakotum Highway erreichten wir Chilas, wo wir erneut im bereits von der Hinfahrt her bekannten Hotel übernachteten. 28.08.2002 Sehr zeitig am Morgen starteten wir zur letzten Tagesetappe der Rückfahrt nach Islamabad. So konnten wir uns unterwegs nämlich in aller Ruhe Zeit für verschiedene Zwischenstops nehmen. Ein Fußbad in den Fluten des Indus gehörte ebenso dazu wie der eine oder andere Fotostop unterwegs. An der letzten Indusbrücke hinter Besham ereignete sich dann noch eine interessante Begebenheit: am Polizeiposten verpaßte man uns dort voller Pflichtbewußtsein und Diensteifer ein Begleitfahrzeug, welches von nun an für unsere besondere Sicherheit sorgen sollte. Zwar fühlten wir uns an keiner Stelle auch nur irgendwie unsicher oder bedroht, aber allein das Erlebnis, wie reibungslos, fließend und routiniert die Übergabe dieses Begleitschutzes aller 10-20km an eine neue Fahrzeugbesatzung erfolgte, war beeindruckend. Bereits spät am Abend, bei einem kurzen Einkaufsstop zum Souvenirkauf in Taxila, halfen uns die sehr netten Polizisten sogar geduldig bei den Preisverhandlungen mit den Händlern bzw. der Auswahl von Souvenirs. Spät in der Nacht erreichten wir schließlich unser Hotel in Rawalpindi und fielen todmüde in die Betten... 29.08.2002 Ein abwechslungsreicher Tag in der quirligen Hektik der Millionenstadt Rawalpindi diente nicht nur dem Sammeln vielfältiger Eindrücke pakistanischen Lebens, sondern vor allem auch dem Einkauf von Souvenirs, Bekleidung und allerhand anderen Dingen auf den Märkten und Basaren in den verwinkelten Gassen und Straßen der Stadt. Ein Besuch der berühmten Faisal-Moschee im benachbarten Islamabad beeindruckte ebenso wie die stets ruhigen und freundlichen Menschen im Trubel des typisch asiatischen Großstadtlebens. Am Abend feierten wir die vielen gemeinsamen Erlebnisse auf dieser Expedition mit einem zünftigen Abschiedsessen in einem der besten Barbecue-Restaurants der Stadt. Während Carola, Gottfried, Jürgen, Udo und 2x Steffen morgen die Heimreise antreten würden, hatten Madlen und ich noch drei weitere anstrengende Tage für die Organisation des Aircargo- und Grußpostkarten-Versands sowie vieler anderer Dinge Zeit... 30.08.-03.09.2002 Nachdem wir gemeinsam zum Flughafen gefahren waren und uns verabschiedet hatten, verbrachten Madlen und ich die verbleibenden Stunden mehr oder weniger ständig auf Achse zwischen Cargo Office, Hauptpostamt, Hotel, unserer Partneragentur und verschiedenen Läden, in denen noch diese oder jene Kleinigkeit einzukaufen oder zu erledigen war. Drei Tage vergingen so wie im Fluge und als wir am 2. September schließlich selber im Flieger saßen, waren wir froh, endlich wieder mal ein paar Stunden in Ruhe schlafen zu können. Über Dubai - Frankfurt - Hannover - Berlin erreichten wir nach einer wahren Odyssee am Morgen des 3. September Dresden, wo sich in der Zeit unserer Abwesenheit die verheerende Flutkatastrophe abgespielt hatte. Damit war unsere Expedition zu Ende und der Alltag hatte uns wieder - auch wenn dieser nach dem Jahrhunderthochwasser zunächst so ganz anders aussah, als wir uns dies vorgestellt hatten... Markus Walter DanksagungEin herzliches Dankeschön geht an dieser Stelle an alle Expeditionsteilnehmer, deren Teamgeist und fröhliche, unbeschwerte Art dafür sorgten, daß wir alle gemeinsam auf dieser Tour unvergeßlich schöne Wochen erlebt haben. Außerdem bedanke ich mich bei meinen Kollegen von DIAMIR, deren Einsatz und unermüdliche Arbeit den reibungslosen Ablauf dieser Reise ermöglichten, sowie unseren fleißigen Helfern vor Ort: "Mr. John", Mr. Li, Mr. Jiao und Mr. Ji Wensheng. ![]() Ausführliche Informationen zum Muztagh Ata...![]() |
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