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Expedition Batura Muztagh 2002

Chronik

29.06.2002     Schlechtwettertag / Blitzabstieg ins Basislager

Für Christian und Markus im Lager 1 auf 5240m Höhe begann der Tag mit dem Piepsen des Weckers um 2 Uhr morgens. Der Blick aus dem Zelt stimmte optimistisch: wo gestern abend noch alles mit dichten Wolken verhangen war, leuchtete nun ein grandioser Sternenhimmel. Eine gute Voraussetzung für den weiteren Aufstieg und die geplante Errichtung von Lager 2. In den warmen Schlafsäcken liegend, begannen sie mit dem Kochen. Auf dem Speisezettel stand ein speziell von der Firma Komet (aus Großpostwitz/Sachsen!) für unsere Expedition zusammengemixter Milchreis, der sich selbst in 5240m Höhe noch spielend einfach zubereiten läßt: einfach in heißes Wasser einrühren - fertig! Doch noch bevor aus einem Haufen Schnee die entsprechende Menge heißes Wasser geworden war, erlebten sie eine unangenehme Überraschung. Binnen Minuten überzog sich der Himmel mit immer dichter werdenden Wolken und gerade als sie sich kurz vor 3.00 Uhr das leckere Frühstück schmecken lassen wollten, fielen die ersten Schneeflocken...
Ein paar Schneeflocken an sich sind zwar noch nichts schlimmes, aber wenn eine derart rasante Wetterverschlechterung gleichzeitig mit dichtem Nebel und immer mehr Schneefall einhergeht, kann das in einer solchen Situation nur eine Konsequenz haben: hinunter statt hinauf! Zwar fiel die Entscheidung nicht gerade leicht und Christian und Markus ließen sich auch noch eine weitere halbe Stunde Zeit damit, doch die Wetterentwicklung ließ keinen Zweifel daran aufkommen, daß es richtig sein würde, so schnell wie möglich in Richtung Basislager abzusteigen. Bevor sie das Lager verließen, rammten sie nochmals alle verfügbaren Schneeanker fest in den Boden und verankerten das Zelt so gut es ging gegen mögliche zukünftige Wetterunbilden.
3.45 Uhr begannen sie im schwachen Licht der Stirnlampen bei gerade mal 20 Meter Sicht inmitten dichter Schneewolken den Abstieg. Immerhin kamen sie zügig voran und nach dem trotz Dunkelheit und schlechter Sicht problemlos gefundenen Durchgang durch das Spaltenlabyrinth am Wandfuß erreichten sie nur eine Stunde später das 1000 Meter tiefer gelegene vorgeschobene Basislager.
Hier unten (auf immerhin noch 4250m Höhe) war der Schnee in wesentlich unangenehmeren Regen übergegangen, und so hielten sie sich gar nicht weiter auf, tauschten nur schnell Plastbergstiefel gegen Trekkingschuhe und deponierten die Eisausrüstung (Steigeisen, Eispickel, Klettergurt, Helm) in den zwei kleinen Zelten des ABC, bevor es weiterging in Richtung Basislager. Getrieben vom Regen und in Erwartung eines reichhaltigen zweiten Frühstücks im Basislager beeilten sie sich, so gut es ging und erreichten bereits 6.35 Uhr das Basislager, wo noch alles schlief...
Genauer gesagt fast alles, denn Dirk hatte die Ankömmlinge bemerkt und
nach herzlicher Begrüßung saßen sie so schon kurz darauf zu dritt im großen Mannschaftszelt und erzählten sich ihre Erlebnisse, während draußen der Regen aufs Zeltdach trommelte. Ausführlich berichtete Dirk, der ja gemeinsam mit Tilo gestern erst angekommen war, von den Erlebnissen der Anreise von Dresden aus über Islamabad, den Karakorum Highway, Gilgit, Chalt, Bar und schließlich die in nur zwei Tagen absolvierte Trekkingtour ins Basislager. Und wie nicht anders zu erwarten, wußte er auch allerhand lustiges zu berichten, beispielsweise vom zweistündigen Briefing im Tourismusministerium, bei dem die Fußballergebnisse Deutschlands bei der WM scheinbar eine mindestens ebenso große Rolle spielten, wie die Verbote und Regularien, denen eine Bergexpedition in Pakistan unterworfen ist...
Oder auch von der Anfahrt über den Karakorum Highway, bei der auf besonderen Wunsch der mitfahrenden Pakistanis extra in einer kleinen Ortschaft eine Pause eingelegt wurde, um eventuell einen Blick auf die WM-Liveübertragung des deutschen Halbfinalspiels gegen Südkorea im pakistanischen Fernsehen erhaschen zu können. Trotz bis direkt aufs Dach direkt neben die Satellitenschüssel getragenen Fernsehers (!) blieb der Erfolg jedoch aus, doch überaus amüsant und unterhaltsam war die Aktion für Dirk und Tilo trotzdem...
Besonders groß war die Freude, als Dirk schließlich noch ein paar Zeilen der Lieben von zu Hause überreichte. Zeitversetzte Anreise hat eben auch Vorteile...

Christian und Markus berichteten dann im Gegenzug von den Schwierigkeiten und dem Routenverlauf beim Aufstieg ins Lager 1 und die bisherigen Erlebnisse am Berg, woraufhin Dirk (der am letzten Wochenende vor seiner Abreise noch eine Blitz-Akklimatisationstour in die Schweizer Alpen unternommen hatte und sich so bereits jetzt sehr gut akklimatisiert fühlte) voller Vorfreude den ersten Schritten am Berg entgegenfieberte...

Als gegen 8 Uhr so nach und nach die anderen im Mannschaftszelt eintrudelten, war die Überraschung groß, daß Markus und Christian, die man irgendwo oben im Schneetreiben im Lager 1 wähnte, bereits in aller Ruhe am Frühstückstisch saßen. Gemeinsam wurde nach dem Frühstück das weitere Vorgehen beratschlagt, doch angesichts heftigen Dauerregens und dichter Wolken, die alle Berge einhüllten, blieben für heute ohnehin alle bergsteigerischen Aktivitäten versagt...
Das eine oder andere Wolkenloch nutzten wir zwischendurch höchstens für ein paar Lockerungsübungen, wie einer Runde Frisbeespiel oder ein paar Torschüssen mit dem extra für Schlechtwetterpausen im Basislager mitgebrachten Fußball. Der einzige wahre Höhepunkt des Tages blieb jedoch kulinarischer Art: die gestern von Jehangir von der Baltar-Alm mit ins Basislager heraufgebrachte Ziege wurde geschlachtet und wird nun für die nächsten Tage unseren Speisezettel auf verschiedene Art und Weise bereichern. Heute gab es schon mal die Leber und etwas gebratenes Fleisch und wir sind sicher, daß Jehangir und Dildar auch bei der weiteren Verwertung gewohnt gut und kreativ im Küchenzelt zaubern werden...

Markus Walter
Basecamp, 30.06.2002


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