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Himalaya 1997 - Laila Peak 6132 m

Laila Peak

Die Expeditionsmannschaft

Anne Riedel, Henrike Süß, Thomas Berthold,
Thomas Niederlein, Christian Walter

Expeditionsverlauf

25.6. Wir treffen uns in Amsterdam auf dem Flughafen. Henrike, Anne, Thomas Berthold (Berti) und Christian sind von Dresden hierher geflogen, Thomas Niederlein (Niede) kam aus Frankfurt. Wir packen unser viel zu schweres Handgepäck in ein Schließfach und fahren in die City. Anne hat uns schon ein Hotel unweit vom Hauptbahnhof reserviert, etwas anrüchige Gegend aber dafür billig. Wir bummeln durch die Stadt. Es fängt an zu regnen, und darum genehmigen wir uns einen trockenen Platz in einem der Rundfahrtschiffe.

26.6. Wir fahren mit dem Zug zurück zum Flughafen, holen unser Handgepäck wieder ab und stopfen uns dann in die Boeing 747, die uns mit Zwischenstop in Dubai nach Karachi bringt.

27.6. Nach unserer Landung in Karachi dauert es eine ganze Weile, ehe wir unser Gepäck zurückerhalten. Währenddessen werden schon unsere Namen ausgerufen. Der Cousin unseres Freundes Sajjad erwartet uns am Ausgang und drückt uns die Tickets für den Flug nach Islamabad in die Hand - prima Service. 3.30 Uhr geht es los in Richtung Islamabad aber nur wenige Meter. Dann wird der Start wegen technischer Probleme abgebrochen, alle müssen wieder aussteigen, und wir fliegen erst 2 Stunden später.
In Islamabad erwarten uns dann Sajjad, unser guter Freund Jehangir und sein Neffe Irfan. Jehangir ist nur ganz kurz da, er fährt mit einer italienischen Expedition an die Trango- Türme. Aber er stellt uns Irfan vor. Dieser wird uns auf unserer Tour begleiten, in Gilgit wird noch sein Freund Mustaq dazukommen. Wir fahren ins Rawal-Hotel, ruhen uns etwas aus und besichtigen am Nachmittag Rawalpindi.

28.6. Wir schlafen erst mal richtig aus. Irfan ruft an, der Flug nach Gilgit fällt aus, und so hat er ein paar Bustickets für 13 Uhr besorgt. Anne ärgert sich mächtig darüber, 16 Stunden mit dem Bus fahren zu müssen, Henrike, Berti und Niede ahnen noch nicht, was ihnen bevorsteht.
Mit 2 Taxis fahren wir zum Busbahnhof, dort werden unsere vielen Gepäckstücke auf das Busdach geladen. Zunächst ist die Busfahrt auf dem Karakorum-Highway noch interessant, später wird sie zur Strapaze. Besonders Berti leidet, seine langen Beine passen überhaupt nicht in die viel zu engen Sitzreihen.

29.6. Früh am Morgen erreicht der Bus Gilgit. Wir stoppen ihn direkt am Tourist Hamlet Hotel und beziehen dort Quartier. Danach kaufen wir in Gilgit die gesamte Expeditionsverpflegung, einen großen Petroleumkocher mit 25 Litern Petroleum, die Küchenausrüstung, eine große Zeltplane und 6 große Blechkisten, um dies alles zu verpacken.
Am Nachmittag versuchen wir dann unser gesamtes Gepäck in Trägerlasten zu je 25 kg zusammenzupacken. Nach einigen Mühen haben wir dann 12 Gepäckstücke zusammen. Dazu kommt noch ein Stück für Irfan und Mustaq und die Plastetonne mit unseren Gaskartuschen, die (hoffentlich) schon in Tarishing auf uns wartet.

Beladen der Esel 30.6. Pünktlich sind die Jeeps zur Stelle und das Gepäck wird aufgeladen. 7.30 Uhr geht es dann los. Zunächst auf dem Karakorum-Highway bis Jaglot, dann auf staubiger Piste bis nach Astore und weiter auf immer schlechteren Wegen nach Tarishing (14.00 Uhr). Unsere Gaskartuschen (Reste unserer Broad Peak Expedition 1995) sind tatsächlich dort. Da es in Strömen regnet, ziehen wir es vor, noch einmal im Hotel zu übernachten.

1.7. Als es hell wird warten schon etliche Männer vor dem Hotel - sie alle hoffen, sich mit dem Transport unseres Expeditionsgepäcks etwas verdienen zu können. Unsere 14 Lasten sind schnell verteilt, und schon bald setzt sich unser Trek in Bewegung. Wir passieren die Orte Lower- und Upper-Rupal, überqueren Rupal- und Bahzin-Gletscher und erreichen am Nachmittag das 3600 m hoch gelegene Camp Latobo.

Trek 2.7. Zeitig am Morgen geht es weiter. Hinter Shaigri wird der Weg beschwerlich, kurz vor unserem Ziel müssen dann die Esel abgeladen werden, das Gepäck wird auf dem Rücken weitertransportiert. Die Träger bauen uns noch aus einer Zeltplane und Steinmauern ein Küchenzelt und ziehen dann wieder ins Tal. Henrike erreicht das Camp lange nach uns. Sie hat einige Probleme mit der Akklimatisation - immerhin sind wir ja schon 3900 m hoch. Nachdem alle Zelte aufgebaut, sind unternehmen Christian und Niede noch eine zweistündige Erkundungstour auf dem Gletscher.

3.7. Christian und Niede versuchen einen Weg über den Gletscher und weiter durch den unteren Eisbruch zu finden. In zweieinhalb Stunden sind sie an Beginn des Eisbruches, doch von da an kommen sie immer langsamer vorwärts. Kurz vor 14.00 Uhr geben sie dann auf: der untere Eisbruch ist ohne Leitern oder andere technische Hilfsmittel nicht zu bewältigen. Sie steigen wieder auf den Gletscher hinunter und laufen auf diesem weiter in das Seitental hinein bis sie die Rückseite des Grates erkennen können, der den Eisbruch von links begrenzt. Hier könnte es eine Aufstiegsmöglichkeit geben. 18 Uhr sind sie wieder zurück im Lager.

Zerklüfteter Gletscher am Bergfuß 4.7. Berti und Christian machen sich auf den Weg, diese Möglichkeit näher zu untersuchen und entdecken dabei, daß der steile Grat zum oberen Plateau über ein Rinnensystem direkt von unten erreicht werden kann. Das spart den Weg auf das erste Plateau ist aber objektiv durch Eis- und Steinschlag etwas gefährdet.
So beschließen sie, diese Rinnen erst am nächsten Morgen sehr zeitig zu durchsteigen. Am Beginn der Rinnen (ca. 4300 m) graben sie in sicherem Gelände eine Schneehöhle und übernachten dort. Anne und Niede unternehmen inzwischen eine Akklimatisationstour in Richtung Mazeno-Paß. Henrike fühlt sich immer noch recht schwach.

5.7. Berti und Christian steigen durch die Rinnen nach oben und erreichen bald den exponierten Grat. Diesem folgen sie bis zu seinem Ende (ca. 4900 m). Doch die Hoffnung, vom Grat einen Übergang zum Plateau zu finden, wird enttäuscht. Eine Stunde basteln sie herum, balancieren auf dünnen Schneebrücken über riesige Spalten und müssen dann doch einsehen, daß auch hier - nur wenige Meter vom oberen Plateau entfernt - kein Weiterkommen möglich ist. Über die Aufstiegsroute geht es wieder hinunter.
Inzwischen sind Anne und Niede mit vollgepackten Rucksäcken über den Gletscher gekommen. Sie haben die komplette Einrichtung für unser Lager 1 mitgebracht, aber das existiert ja noch gar nicht. Niede und Berti gehen zum Basislager zurück, Anne und Christian bleiben über Nacht hier.

6.7. Anne und Christian steigen über eine Schuttrinne zum unteren Plateau. Nachdem Sie sich vergewissert haben, daß man auf diesem bis zum Fuß der Eiswand gelangen kann, welche nun den letzten noch möglichen Zustieg zum oberen Plateau darstellt, errichten sie an einem lawinensicheren Platz das Zelt und steigen wieder zum Basislager zurück. Berti und Niede sind zum 5377m hohen Mazeno-Paß aufgestiegen.

7.7. Eigentlich ist ein Ruhetag angeordnet, doch nur Anne hält sich daran. Henrike, Berti und Niede besteigen einen kleinen Vorgipfel am Nanga Parbat Massiv und genießen die Aussicht. Am Nachmittag packen wir dann die Rucksäcke für den Gipfelsturm - wie immer sind sie viel zu schwer.

Unser Zelt auf dem unteren Plateau8.7. Wieder geht es über den Gletscher - inzwischen kennen wir den Weg durch das Spaltenlabyrinth schon auswendig. 9 Uhr erreichen wir die Schneehöhle und laden die dort deponierten Lebensmittel auch noch mit auf. Am Zelt angekommen, errichten wir ein zweites und legen uns am Nachmittag faul in die Sonne. Anne kocht ein hervorragendes Mahl - leider viel zu viel.

9.7. Zunächst gehen wir auf dem Plateau ganz nach rechts. Nur wenn es uns gelingt, dort den Bergschrund zu überwinden, haben wir überhaupt eine Chance auf den Gipfel. Einige kräftige Eiszapfen und eine kurze senkrechte Blankeispassage bieten die einzige Möglichkeit dazu. Dummerweise liegt diese Passage genau im Schußfeld einer Steinschlagrinne. Also Helm auf, Beobachtungsposten abgestellt und dann schnell durch. Christian geht als erster und erhält prompt ein paar Begrüßungssalven. Da die Steine aber von sehr weit oben kommen ist stets genug Zeit, wieder den Kopf unter den sicheren Schrund zu stecken. Die andern folgen von Christian gesichert, Henrike testet gleich mal das Seil.
Auf dem oberen PlateauDanach sind wir gleich wieder in sicherem Gelände. Wir folgen dem bis zu 45 Grad steilen Firnfeld bis auf das obere Plateau. Dort oben fordern die Mädchen erst mal eine Pause. Christian und Niede gehen schon weiter, um unweit des Wandfußes schon die Zeltplätze vorzubereiten. Kaum haben sie einen geeigneten Platz gefunden, fängt es plötzlich an zu schneien. Vom Laila-Peak ist überhaupt nichts mehr zu sehen. Schnell werden die Zelte aufgebaut, und alle kriechen hinein. Schneeschauer und kurze Auflockerungen wechseln sich ab. Immer wenn wir denken: "Jetzt sind die Wolken vorbei", kommt unverzüglich die nächste Wolkenwand über die westliche Plateaubegrenzung und hüllt uns wieder ein.

10.7. Das Wetter hat sich nicht gebessert. Unter diesen Bedingungen ist es unmöglich, sich zwischen den vielen Spalten und Schründen des Laila-Peaks zu orientieren. Ein Weitergehen ist zwecklos, und so bleiben wir den ganzen Tag im Zelt. Abends bessert sich dann endlich das Wetter, und wir haben Gelegenheit, eine Route für den weiteren Unser Aufstieg auszuwählen.

Sonnenaufgang in C2 11.7. Bei Sonnenaufgang (5.30 Uhr) starten wir. Berti geht mit Henrike voraus, die anderen folgen bald. Nach einer ersten Pause führt dann Christian. Vorsichtig kriecht er auf allen Vieren auf einer dünnen Schneebrücke über den ersten Bergschrund. Die anderen steigen mit der Steigklemme direkt über die Abrißkante.
Nachdem alle den Schrund mühsam überwunden haben, gesteht uns Henrike, daß sie sich noch nicht stark genug für den Gipfel fühlt. Auch Berti hat nicht seinen besten Tag, und so kehren die beiden um. Die drei anderen steigen weiter, erreichen gegen 12.30 Uhr den Ostgrat und folgen diesem.
Nach oben wird er immer steiler und mehrmals müssen sie wieder zurück in die Wand, um Abbruchstellen oder Bergschründe zu umgehen. Wolken ziehen wieder auf, und bald sieht man nur noch wenige Meter. Doch zum Glück kann man auf dem Grat die Orientierung nicht verlieren. 14.30 unterbricht erneut eine Abbruchkante den Grat, der Weg durch die Nordwand ist durch eine Wächte versperrt und die felsige Südwand verliert sich fast senkrecht irgendwo unter uns im Nebel.
Anne fragt vorsichtig nach Umkehr, schließlich müssen sie den ganzen Weg ja auch noch zurück. Doch die Jungs glauben, daß der Gipfel nicht mehr weit sein kann, und daß es dumm wäre, jetzt aufzugeben. So kämpft sich Christian über die senkrechte Eisstufe, Anne und Niede folgen mit Hilfe der Steigklemme. Der letzte große Aufschwung ist wiederum sehr steil, der Schnee hier recht locker. Man sinkt bei jedem Schritt wieder ein ganzes Stück zurück, so kostet alles noch mehr Kraft. 16.30 Uhr erreichen sie dann endlich den 6132 m hohen Gipfel. Leider sieht man nicht sehr viel.
Laila Peak 16.50 Uhr beginnt der Abstieg. Anne und Niede seilen 3 x 100 m ab, Christian steigt dann die größte Strecke hinterher, Firnanker werden nur an wirklich kritischen Stellen zurückgelassen. Im gesicherten Abstieg erreichen sie dann die Stelle, an der das Gelände leichter und die Orientierung einfacher wird, genau mit Einbruch der Dunkelheit. Von nun ab können sie am Seil gleichzeitig absteigen, das geht natürlich viel schneller.
Versehentlich hatten sie nur 2 Stirnlampen eingepackt, so daß Christian nun im dunklen den anderen hinterhertappt. Über den letzten großen Bergschrund wird wieder abgeseilt. Darunter wird es noch einmal heimtückisch: der Schnee ist total durchgefault, sie brechen bei jedem zweiten Schritt tief ein und fallen dabei meist ordentlich hin.
Anne stürmt voraus. Sie will nur noch schnell ins Zelt. Niede bremst sie mit dem straffen Seil, er würde am liebsten gleich hier liegen bleiben. Berti beobachtet unsere Lampen vom Zelt aus. Er signalisiert die Richtung, kocht Tee und Suppe für die drei, kommt ihnen dann mit der Teeflasche noch ein Stück entgegen. 22.30 Uhr sind sie dann endlich wieder am Zelt.
Es dauert noch fast eine Stunde, bis sie endlich die gesamte Ausrüstung abgelegt haben; alle Knoten und Schnallen sind festgefroren. Die gute Suppe bleibt im Topf, die drei schlafen mit dem Löffel in der Hand ein.

12.7. Schon früh 4.30 Uhr packen Berti und Henrike zusammen. Sie wollen gleich bis ins Basislager absteigen. Die anderen drei schlafen noch bis 6 Uhr, dann macht sich Christian an das Teekochen. Sie sind mächtig kaputt von der gestrigen Anstrengung. So hat auch keiner Lust etwas einzupacken oder das Zelt abzubauen. Zunächst wird der Abmarsch auf 8 Uhr festgelegt. 9 Uhr wird dann das Zelt abgebaut, um 10 ist alles eingepackt und 11 Uhr kommen sie dann endlich los. Den Spuren von Berti und Henrike folgen sie über das Plateau und dann die Steilwand hinunter. Unten am Bergschrund wird noch einmal abgeseilt. An der Stelle des ersten Lagers übernachten sie. Berti und Henrike haben inzwischen das Basislager erreicht.

13.7. Am Vormittag gehen auch Anne, Niede und Christian zurück zum Basislager. Am Nachmittag wird dann schon das Gepäck für den Marsch zurück nach Latobo gepackt. Wir sammeln noch ca. 10 kg Blechbüchsen und anderen Unrat ein, den andere vor uns dort liegen gelassen haben - jetzt glänzt das Mazeno-Basecamp wieder.

Camp Latobo 14.7. Gegen 7.00 Uhr kommen die Träger. Sie waren mit ihren Eseln bereits 3 Uhr morgens in Latobo gestartet. Schnell wird aufgeladen und über Shaigri geht es wieder zurück nach Latobo. Zwei Trägerlasten mit der gesamten Kletterausrüstung bleiben gleich in Shaigri. Da der Aufstieg zum Rupal-Peak hier beginnt, wir aber unser Lager gleich nach Latobo verlegen wollen, sparen wir uns so die Mühe des Schleppens am nächsten Tag.
In Latobo schlagen wir unser Camp auf. Eine tschechische Nanga Parbat Expedition ist auch hier, und wir unterhalten uns prima mit ihnen.

Rupalpeak Nordwand 15.7. Wir laufen zurück nach Shaigri (3600 m), packen dort die Kletterausrüstung ein und steigen dann den steilen Pfad zum Rupal-Peak empor. Der Weg führt zunächst immer an den steilen Schluchtwänden entlang. Weiter oben weitet sich das Tal, wir erreichen eine schöne Wiese. Hier teilen sich unsere Wege. Rike und Berti wenden sich nach links, um dann über den Ostgrat den Gipfel zu erreichen. Die drei anderen folgen weiter dem Talgrund. Ihr Ziel ist die erste Begehung der Nordwand. Beide Teams schlagen auf ca. 4600 m ihre Zelte auf. Beim genaueren Betrachten der Nordwand stellt sich leider heraus, daß dort äußerst ungünstige Verhältnisse herrschen. In etlichen Passagen liegt noch weicher Schnee auf der an sich blanken Eiswand auf. Das bedeutet bei den vorherrschenden hohen Temperaturen Lawinengefahr. So entscheiden sie sich stattdessen für das Nordwest-Colouir.

Anne im NW-Colouir 16.7. 4.30 Uhr - es dämmert gerade - sind Anne Niede und Christian schon wieder unterwegs. Zunächst geht es über mäßig steile Schutt- und Eisfelder nach oben. Niede fühlt sich heute nicht gut. Er wird immer langsamer und kehrt dann um.
Anne und Christian steigen in das Nordwest-Couloir ein. Dort sind im Gegensatz zur Nordwand ausgezeichnete Verhältnisse, so daß sie trotz zunehmender Steilheit schnell an Höhe gewinnen. Als gegen 8 Uhr die Sonne den Westgrat erreicht, schleudert dieser die ersten Steine ins Couloir herunter. Der Helm schützt zwar etwas, dennoch versucht Christian nach rechts aus dem Couloir herauszukommen ehe der Steinschlag noch weiter zunimmt.
Nach einem exponierten Quergang erreichen sie den Westgrat. Dieser hat mächtige Steilabstürze und ist für eine Begehung nicht geeignet. Auf der Rückseite des Grates führen jedoch Schneefelder wieder zurück zur Gipfelfallinie. Fast in der Fallinie steigen sie dann wieder eine steile Rinne nach oben und erreichen erneut den Westgrat wenige Meter unter dem 5642 m hohen Gipfel. Eine steile Felszacke überragt die Gipfelwächte um knapp 10 Meter -allseitig senkrecht bis überhängend und zudem fürchterlich brüchig. Vorsichtig und gut gesichert balancieren wir auf der Wächte unter der Zacke hindurch auf die Ostseite. Auch hier sieht die Zacke kein bißchen besser aus.
Beim Abstieg Die Vernunft siegt über den Ehrgeiz, und so begeben sie sich an den Abstieg über die Ostseite. Da sie dem Schnee auf der Nordseite des Grates mißtrauen, steigen sie zunächst rechts vom Grat, d.h. auf der Südostseite eine steile Flanke herunter. Doch die wird nach unten zu immer steiler und blanker. Anne peilt eine kleine Felsplatte an, dort wird ein ordentlicher Stand gebaut. Von da an klettern sie noch eine Seillänge mit Eisschrauben als Zwischensicherung ab, bis sie eine Stelle entdecken, an der man die hier nach Süden hängende Wächte überwinden könnte, um auf den Grat zurückzukommen. Anne gelingt es, die Wächte zu bezwingen und nun stehen sie wieder auf dem Ostgrat.
Dort sind die Verhältnisse wider Erwarten ausgezeichnet, und sie ärgern sich über den Abstecher durch die SO-Flanke, der sie bestimmt 2 Stunden gekostet hat. Nun tauschen sie die Eisschrauben wieder gegen die Firnanker, und zügig geht es bergab.
Der Grat ist lang, und weiter unten wird auch der Schnee so weich, daß sie wieder einige Male einbrechen. Unten sehen sie schon das Zelt von Berti und Rike. Die sind heute bis zum Sattel (ca.5000 m) aufgestiegen, um von da aus eine gute Startposition für ihren morgigen Aufstieg zu haben.
An ihrem Zelt angekommen übergeben Anne und Christian 2 ihrer Eisgeräte. Von unten hatten wir den Ostgrat leichter eingeschätzt und so hatten Berti und Rike nur jeder ein Gerät mitgenommen. Aber 2 sind hier wirklich angebracht. Nach einer kurzen Pause steigen Anne und Christian zu ihrem Zelt hinunter wo, Niede schon mit einem leckeren Essen wartet.

Rupalpeak Ostgrat17.7. Henrike und Berti brechen schon 2 Uhr auf. Auf dem Grat kann man sich ja auch im Dunklen nicht verlaufen. Wir können sie als winzige Punkte oben am Grat ausmachen. Gegen 8 Uhr sind sie bereits an der Gipfelzacke, aber auch sie sehen keine vernünftige Möglichkeit, diese zu bezwingen. Die anderen drei steigen indessen wieder ins Tal hinunter.
Christian und Niede holen noch die Transporttonne mit unseren Trekkingschuhen aus Shaigri. Dummerweise hat Anne den Schlüssel, und sie können die Schuhe gar nicht wechseln, schwitzen noch bis Latobo in den Plastbergstiefeln.

18.7. Christian und Niede steigen am Nanga Parbat Massiv, der Schell-Route folgend, bis auf 4400 m. Von dort haben sie einen ausgezeichneten Blick auf den Rupal-Peak. Sie treffen einen Japaner der - gemeinsam mit einem Pakistani - den Nanga Parbat besteigen will. Er lädt sie für den Nachmittag ein. Als sie am Mittag wieder unten ankommen, herrscht große Aufregung im Basislager. Der Verbindungsoffizier (LO) der tschechischen Expedition beschuldigt uns, wir hätten illegal versucht, den Nanga Parbat zu besteigen - jeder Schritt oberhalb des Basislagers sei verboten und werde bestraft.
Wir erklären ihm, daß das totaler Blödsinn ist, aber er regt sich immer mehr auf. Höchstwahrscheinlich ist er sauer auf uns, weil wir ihn auf seine Anfrage, ob er mit uns auf den Laila-Peak steigen könnte, einfach abblitzen ließen - er war zuvor noch nie auf einen Berg gestiegen. Ichiro, der Japaner, beendet die sinnlose Diskussion, indem er uns in sein Zelt einlädt und den LO einfach allein draußen stehen läßt. Das ärgert diesen natürlich noch mehr, und er schmiedet Pläne, wie er uns am meisten schaden könnte. So behauptet er, unsere Höhenangabe von 5971 m für den Laila-Peak sei falsch, der Berg sei mindestens 6000 m hoch und damit genehmigungspflichtig. Jetzt hätten wir mit einer fetten Strafe zu rechnen. Mit der Höhe hat er sogar recht. Wie wir später erfahren ist der Berg 6132 m hoch, doch damals wußten wir das nicht.
Er erzählt den Tschechen die tollsten Stories von eingesperrten Kletterern, die illegal Berge bestiegen haben, von Geldstrafen und annullierten Flugtickets. Anschließend berichten uns diese ganz aufgeregt darüber und raten uns, die Ausreise auf dem Landweg nach China in Betracht zu ziehen. Auch Irfan hat etwas Angst bekommen, er fürchtet um seine Lizenz als Bergführer.

Camp Latobo 19.7. Heute ist der erste richtige Pausentag überhaupt. Wir liegen faul auf der Wiese herum und beobachten wie die Dorfjugend Cricket spielt. Am Nachmittag gehen wir noch einmal zu den Tschechen hinüber und verschenken ein paar übriggebliebene Lebensmittel. Ein Hagelsturm läßt uns dann flüchten und vereitelt die Pläne der Tschechen, noch am späten Abend aufzusteigen. Später kommt dann ihr Koch - Irfans Cousin - zu uns hinüber und berichtet, daß ihnen die Küche total abgesoffen ist. Und wir hatten sie zuvor um diesen schönen Platz beneidet...

20.7. Wieder werden die Esel beladen. Diesmal gehen wir auf der gegenüberligenden Talseite zurück. Der Weg über den Bazhin-Gletscher sei für die Esel momentan unpassierbar. Als wir am Nachmittag in Tarshing ankommen, lädt uns Mustaq noch zu seiner Familie ein. Er wohnt in Chorit, dem nächsten Dorf. Wir werden gut bewirtet und haben noch viel Spaß mit Mustaqs Onkel.

21.7. Mit 2 Jeeps geht es hinunter zum Industal. Hinter Astor ist wieder mal die Straße verschüttet, doch es gibt noch eine Umgehungsmöglichkeit. Nach 6-stündiger Fahrt erreichen wir Gilgit. Dort puzzeln wir unser Gepäck wieder auseinander, trocknen die Zelte und packen schon die Rucksäcke für den Heimflug auf 20 kg. Am Abend hilft uns der Hotelmanager, einen Jeep für den nächsten Tag zu chartern.

Baltit Fort 22.7. Mit dem Jeep fahren wir nach Karimabad, um uns die historischen Bauten der Hunzas anzuschauen. Unterwegs überrascht uns jedoch ein fürchterliches Gewitter. In wenigen Minuten ist die Straße überflutet, unser Fahrer fährt einfach daneben weiter. Schlamm- und Steinlawinen wälzten sich bergab, und man kann zusehen, wie die Straße zerstört wird. Ein Wasserfall, der sich von einem überhängenden Felsriegel direkt auf die Straße ergießt, stoppt unsere Fahrt.
Der Fahrer steigt aus und prüft die Lage. Der Wasserfall reißt zwar etliche Steine mit hinunter aber der Jeep würde zwischen Felswand und Wasserfall hindurchpassen meint er. Und wir müssen irgendwie durchkommen, denn unter uns schwimmt so langsam alles weg, und der Rückweg ist uns auch schon abgeschnitten.
Mit Vollgas geht’s los. Es ist spannender als jeder Action-Film. Durch das viele Wasser sieht man überhaupt nichts. Der Fahrer steckt den Kopf aus dem Fenster, um wenigstens neben sich die Felswand zu erkennen. Die Mädchen halten sich ängstlich die Faserpelzjacken über den Kopf - als ob die Jacken die Steine aufhalten könnten, die aus 10 m Höhe fallend, das Kunstlederverdeck locker durchschlagen würden. Unbeschadet kommen wir hindurch.
Wir fahren noch bis zum nächsten Dorf - dem ersten sicheren Platz. Dort warten schon viele andere Fahrzeuge. Kaum hat der Regen aufgehört, beginnt eine Pionierkompanie der pakistanschen Armee mit den Aufräumarbeiten. Gleich hinter dem Dorf ist die Straße total verschüttet. Unser Fahrer nutzt die Zwangspause zum Radwechsel. Anscheinend hat doch einer der umherfliegenden Steine die Felge getroffen.
Nach einer Stunde können wir dann weiterfahren. Als wir in Karimabad ankommen, ist schon wieder herrliches Wetter. Wir besichtigen die ehemaligen Hunza-Burgen Altit und Baltit. Baltit ist von der Aga Khan Stiftung sehr schön rekonstruiert worden. Dort ist auch ein interessantes Museum untergebracht. Das Schönste an Hunza sind aber die Aprikosen. Es stört hier niemanden, daß wir uns an den Bäumen bedienen. Am Abend fahren wir zurück nach Gilgit.

23.7. Wir bummeln durch Gilgit und versuchen noch ein paar Souvenirs oder Geschenke zu erstehen, was uns aber im wesentlichen nicht gelingt. Da das Wetter immer noch sehr wechselhaft ist, hoffen wir erst gar nicht auf einen Flieger und stopfen uns am Abend wieder in den Bus nach Rawalpini.

24.7. Wir erreichen Rawalpindi zur Mittagszeit. Die Jungs machen sich sofor auf den Weg, um unsere Flugtickets nach Karachi umzubuchen, die Mädchen gönnen sich nach der anstrengenden Busfahrt erst einmal etwas Schlaf im Rawal-Hotel.

25.7. Rike, Berti und Niede fahren nach Taxila um sich die Ausgrabungen und Ruinen aus der Zeit Alexanders des Großen anzusehen. Das ist sehr interessant, und mit einer Pferdekutsche macht es doppelt Spaß. Anne und Christian kennen Taxila schon. Sie fahren stattdessen nach Murree, dem pakistanischen Touristenort Nummer 1. Dort gibt es zwar nichts besonderes zu sehen, aber das angenehme Klima in den ca. 2000m hohen Bergen lockt täglich tausende Menschen an, die dann durch Murree bummeln und die Kitsch- und Souvenirstände umlagern.
Gegen 17 Uhr treffen alle wieder in Rawalpindi zusammen. Von da unternehmen wir noch einen Abstecher in die ca. 20 km entfernte pakistanische Hauptstadt Islamabad. Dort besichtigen wir die beeindruckende Shah Faizal Moschee. Sie ist die größte Moschee auf dem Indischen Subkontinent und bietet Platz für 10.000 Gläubige.
Spät am Abend fahren wir zurück nach Rawalpindi und von dort dann gegen Mitternacht mit dem Bus nach Lahore.

26.7. Wir erreichen Lahore am Morgen und quartieren uns im Al Taj Hotel ein. Die Mädchen holen den Nachtschlaf nach, die Jungs gehen frühstücken. Später besichtigen wir dann gemeinsam das historische Museum, die Wazir Khan Moschee und den Basar der alten Innenstadt. Der Aufenthalt in Lahore ist unheimlich anstrengend. Es ist heiß und stickig, schon bei der kleinsten Bewegung fängt man an zu schwitzen. Zum Glück sind die Restaurants und auch unsere Hotelzimmer klimatisiert.

Moschee in Lahore27.7. Zunächst wollen wir etwas zum Frühstück besorgen, doch das ist gar nicht so einfach. Am Sonntagmorgen sind fast alle Läden und Restaurants geschlossen. An einem Imbisstand in einer verwinkelten Seitenstraße finden wir dann doch etwas. Anschließend fahren wir mit 2 Moped-Rischas zum alten Königspalast. Dort besichtigen wir die kunstvoll gestaltete Moschee und anschließend den recht gut erhaltenen Palast. Nebenbei trinken wir literweise Cola.
Anschließend wollen wir uns im nahegelegenen Park etwas ausruhen doch das geht gründlich schief. Schon nach wenigen Minuten haben wir eine Traube Menschen um uns herum, die uns anstarren als ob wir vom Mond kämen. Und wenn erst einmal ein paar stehen und schauen, dann kommen natürlich schnell weitere Gaffer hinzu, die schauen, was es denn zu sehen gibt. Schon kommt ein Polizist und versucht zunächst die Menge zu zerstreuen - was natürlich noch mehr Leute anlockt. Schließlich verjagt er uns, um damit die Ursache dieses Volksauflaufs zu beseitigen. Aber es ist gar nicht so einfach die Menge wieder abzuschütteln. Den aufdringlichsten werden wir erst los, als wir eine Christuskirche betreten - er als Moslem hat da keinen Zutritt.

28.7. Von Lahore fliegen wir nach Karachi. Dort haben wir noch einige Stunden Aufenthalt. Zunächst haben wir ein Problem mit unserem Gepäck. Mit Gepäck kommen wir nicht ins Flughafenrestaurant hinein denn dieses befindet sich bereits in einer höheren Sicherheitszone. Aber abgeben kann man das Gepäck auch nicht. Da nützen auch Annes energischer Vorstoß bis zum Sicherheitschef des Flughafens und Christians Vorschlag das Gepäck doch zeitweise zu beschlagnahmen nichts. Vorschrift ist Vorschrift.
Ein findiger Kellner kennt jedoch die Sicherheitslücke und lotst uns an allen Posten vorbei direkt in das Restaurant, zu dem ausschließlich das Flugpersonal Zugang hat. Unser Gepäck dürfen wir selbstverständlich mitnehmen. Spät am Abend checken wir uns dann nach Amsterdam ein.

29.7. Gegen Mittag landen wir in Amsterdam. Dort trennen sich unsere Wege. Niede fliegt mit Verspätung nach Frankfurt, die andern vier zurück nach Dresden.

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